buero.de zieht Angebot für Filialen von Galeria Karstadt Kaufhof zurück
Onlinehändler hatte auch Interesse an Filialen in Heidelberg und Speyer gehabt. Gewerkschaft Verdi enttäuscht.

Heidelberg. (dpa/mk) Der Betriebsrat des angeschlagenen Warenhauskonzerns Galeria Karstadt Kaufhof hat sich enttäuscht darüber geäußert, dass der Onlinehändler buero.de sein Übernahme-Angebot für Filialen zurückgenommen hat. "Es wäre eine Chance gewesen", sagte der Galeria-Gesamtbetriebsratsvorsitzende Jürgen Ettl am Freitag. "Es ist ein bisschen frustrierend, dass so schnell das Handtuch geschmissen wurde." Die ersten Gespräche seien konstruktiv gewesen.
"Wir haben unser Angebot für die 47 Filialen zurückgezogen", hatte buero.de-Chef Markus Schön am Donnerstagabend gesagt. "Die Gerüchte über viel weitergehende Schließungen und die in diesem Zusammenhang in den letzten Tagen für uns deutlich gewordene Konfliktlage führen zu veränderten Rahmenbedingungen, die für uns nicht akzeptabel sind", teilte er mit. Das hätten die Gremien nach mehrstündigen Sitzungen entschieden.
Zu den 47 Filialen, an denen buero.de interessiert war, zählten auch die Standorte in Heidelberg (Bismarckplatz) und Speyer. Sie sollten den ursprünglichen Plänen zufolge "Heidelberg, schön hier" beziehungsweise "Speyer, schön hier" heißen, entsprechende Namensrechte hatte sich buero.de bereits gesichert.
Kaufhof beschäftigt in Heidelberg (zwei Häuser) und Mannheim insgesamt rund 250 Menschen. Wie es für sie weitergeht, ist ungewisser denn je. Der Chef der Warenhauskette, Miguel Müllenbach, bereitet die Kollegen jedenfalls auf harte Einschnitte vor. "Wir haben bei 90 Filialen Herausforderungen, um sie dauerhaft profitabel zu betreiben", sagte Müllenbach laut "Wirtschaftswoche" in einem unternehmensinternen Podcast. Dabei spielten unterschiedliche Themen wie Sortiment, Umsatz, Miet- und Kostenbelastung eine Rolle. Müllenbach bestätigte damit ein Schreiben des Gesamtbetriebsrats, das in dieser Woche publik geworden war. Darin hatte die Arbeitnehmervertretung gewarnt, dass bis zu 90 der 131 Filialen von der Schließung bedroht seien. Zuvor war nur davon die Rede gewesen, dass gut 40 Warenhäuser zur Disposition stünden.
Kaufhof hatte überdies mitgeteilt, ein erstes Übernahmeangebot für eine Reihe von Filialen erhalten zu haben. Dieses bestehe nach wie vor, sagte der Sprecher des Handelsriesen am Donnerstagabend. Man erwarte noch weitere Angebote von mehreren anderen Interessenten. Weitere Angaben machte er nicht.
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Das Unternehmen sei derzeit in Gesprächen mit den Vermietern. Dabei gehe es neben der Miete auch um weitere Fragen wie zum Beispiel eine mögliche Verkleinerung der Mietfläche, energetische Sanierungen oder Modernisierungs-maßnahmen. Ob ein Standort erhalten bleiben könne, werde auch von diesen Gesprächen abhängig sein. "Wir gehen davon aus, dass es im Laufe des Januars Klarheit darüber geben wird", sagte der Sprecher. Ettl forderte ein neues Warenhaus-Konzept. "Es braucht eine Konzeption, die Kunden und Mitarbeiter mitnimmt", sagte er. Das digitale und das stationäre Geschäft müssten eine homogene Einheit bilden, bei der der Mehrwert für alle ersichtlich sei. "Ich glaube, das Warenhaus hat eine Berechtigung."
Trotz der schwierigen Lage liegt Galeria laut Ettl beim aktuellen Weihnachtsgeschäft über den Erwartungen. "Dafür ein Dank an die Kunden – und als Betriebsrat ein besonderer Dank an die Kolleginnen und Kollegen, die dies trotz großer Unsicherheit geleistet haben."
Update: Freitag, 23. Dezember 2022, 18.35 Uhr



