Walldorfer dürfen Zinsen der Gläubiger stunden
Ekosem-Agrar war vor dem Oberlandesgericht erfolgreich.

Walldorf. (mk) Die Walldorfer Ekosem-Agrar AG, deutsche Holdinggesellschaft der auf Milchproduktion in Russland ausgerichteten Unternehmensgruppe Ekoniva, darf die Beschlüsse der Anleihegläubigerversammlung vom 31. Mai vollziehen.
In dem von der Ekosem-Agrar AG eingeleiteten Freigabeverfahren vor dem Oberlandesgericht (OLG) Karlsruhe habe man entsprechend Recht bekommen, teilte das Unternehmen mit. Zu den Beschlüssen gehört unter anderem, die fälligen Zinsansprüche der Gläubiger einer großen Anleihe in Höhe von 2,5 Prozent für ein Jahr zu stunden. Das OLG Karlsruhe habe seine Entscheidung (Aktenzeichen 1 AktG 1/22) insbesondere damit begründet, dass die erhobene Anfechtungsklage offensichtlich unbegründet sei, heißt es in der Mitteilung.
Ekosem-Agrar steckt wegen der russischen Invasion in der Ukraine und den darauffolgenden Sanktionen in wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Zudem ist die Refinanzierung der Gruppe an den Kapitalmärkten erheblich erschwert worden. Das Unternehmen hatte daher die Gläubiger der Anleihen um Hilfe gebeten. Sie sollen niedrigere Zinsen und eine längere Laufzeit akzeptieren. Ekoniva ist mit einem Bestand von mehr als 216.000 Rindern und einer Milchleistung von rund 3100 Tonnen pro Tag der größte Milchproduzent Russlands.
Ein Sprecher des OLG bestätigte am Dienstag, dass man dem Freigabeantrag stattgegeben habe. Ausschlaggebend waren größtenteils formale Gründe. So sei die Klägerin gar nicht anfechtungsbefugt gewesen, da sie die fraglichen Anleihen nicht schon vor der Bekanntmachung der Tagesordnung und Ladung zur Gläubigerversammlung gehabt habe. Außerdem seien bestimmte Fristen nicht eingehalten worden. Eine Entscheidung über die beim Landgericht Mannheim anhängigen Anfechtungsklage sei mit der Freigabe aber nicht verbunden, so der Sprecher.