Steven Zuber

In der WM-Jokerrolle

Der Hoffenheimer will mit der Schweiz endlich einen großen Turniererfolg einfahren

12.06.2018 UPDATE: 13.06.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 22 Sekunden

Dynamischer Linksfuß: Steven Zuber (r.) kämpft um einen Platz in der Stammelf. Foto: dpa

Von Tobias Schächter

Toljatti. Am 22. Juni könnte Steven Zuber familiäre Turbulenzen in Gang setzen: An diesem Tag trifft im zweiten WM-Spiel der Gruppe E die Schweiz in Kaliningrad auf Serbien. Der Schweizer Nationalspieler Zuber ist mit der gebürtigen Serbin, dem Model Mirjana Vasovic, verheiratet. Doch der Profi der TSG Hoffenheim wird bei dieser Partie keine Rücksicht nehmen können, geht es in diesem Spiel für die Eidgenossen doch ums Weiterkommen - hinter Gruppenfavorit Brasilien, aber eben vor Serbien und Außenseiter Costa Rica.

Die Erwartungen sind traditionell hoch in der Schweiz. Und auch die Spieler selbst möchten nach vergeblichen Anläufen bei den letzten Großturnieren endlich reüssieren. Das letzte Mal ein Viertelfinale eines Turnieres erreichten die Schweizer 1954 bei der WM im eigenen Land. Doch die aktuelle Generation um die Stars Granit Xhaka (FC Arsenal) und Xherdan Shaqiri (Stoke City) will endlich ihr Versprechen von einem großen Erfolg erfüllen. Torwart Yann Sommer (Borussia Mönchengladbach) glaubt: "Für uns ist alles möglich." Und Kapitän Stephan Lichtsteiner, der nach dem Turnier von Juventus Turin zum FC Arsenal wechseln wird, schwärmt vom tollen Teamgeist im Kader von Trainer Vladimir Petkovic.

Der gebürtige Bosnier trainiert seit dem Rücktritt von Ottmar Hitzfeld 2014 die besten Schweizer Fußballer. Petkovic ist es gelungen, die verschiedenen Gruppen im Team zu einen. Noch vor einigen Jahren gab es Reibereien zwischen den sogenannten "Secondos", also Kindern von Migranten wie Shaqiri und Xhaka, und anderen Spielern wie Lichtsteiner. Doch Petkovic hat diese Reibereien in positive Energie umgewandelt. Die internationale Klasse von Profis wie Sommer, Lichtsteiner, Shaqiri, Xhaka oder dem ehemaligen Wolfsburger Ricardo Rodriguez (AC Milan) ist unbestritten. Und das Remis zuletzt in Spanien (1:1) gab den Spielern die Gewissheit, auch gegen große Teams mithalten zu können. Aber eine alte Schwäche bleibt: Im Angriff fehlt ein Knipser, Haris Seferovic (Benfica Lissabon) ist noch aus Frankfurter Zeiten als notorischer Chancenvergeber berüchtigt und Breel Embolo (Schalke) nach langer Verletzungspause schwer einzuschätzen.

Steven Zuber gehört in die engere Auswahl für die Stammelf, Petkovic hält große Stücke auf den 26-Jährigen, der seit seinem Debüt im März 2017 in zehn Spielen drei Tore für die Nati erzielte. Der beidfüßige Spieler kommt in der Nationalelf vor allem auf dem linken Flügel oder im offensiven Mittelfeld zum Einsatz. In Hoffenheim wurde er von Trainer Julian Nagelsmann vor zwei Jahren zum linken Offensivverteidiger umgeschult. Nach der Umstellung auf eine Dreierkette in der Abwehr schien das die perfekte Position zu sein für den dynamischen Zuber, der nach einer Saison bei ZSKA Moskau ("Ich kann noch ein paar russische Redewendungen") im Sommer 2014 zur TSG gekommen war. Anfangs hatte der gebürtige Winterthurer, der vom Grasshoppers Club Zürich nach Moskau gewechselt war, Probleme mit dem Tempo in der Bundesliga. Doch er biss sich durch und schien festgespielt. Seinen Platz aber verlor Zuber dann an Nico Schulz. Für den trainingsfleißigen Zuber habe es ihm oft leidgetan, diesen auf der Bank zu sehen, sagte Nagelsmann damals.

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Nach Verletzungen von mehreren Spielern aber schaffte Zuber auf der Achterposition den Weg zurück in die erste Elf. Durch seine Flexibilität ist er in der Nationalmannschaft wie im Verein ein Joker, der auf vielen Positionen funktioniert. TSG-Manager Alexander Rosen traut ihm auch auf der WM-Bühne einiges zu: "Seine Entwicklung bei uns war hervorragend, Steven kann auf einem sehr hohen Niveau spielen." Der ruhige und gute Typ, so Rosen, trainiere gerade in Phasen, in denen es für ihn persönlich nicht so gut laufe sehr hart: "Manchmal mache er sich dann vielleicht einen Gedanken zu viel und will zu viel geben."

Die tadellose Einstellung schätzt auch Trainer Petkovic an diesem vielseitigen Spieler. Und vielleicht schlüpft Steven Zuber in Russland ja in jene Jokerrolle, die die Schweiz endlich wieder weitertragen kann als ins WM-Achtelfinale.

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