Die Stimmen zum Spiel gegen Bayern

Briel: "Die letzten Minuten waren ein großes Statement" (Update)

Die 0:6-Niederlage der TSG geriet nach den Plakaten im Münchener Block zur Nebensächlichkeit. Während sich Trainer und Funktionäre der Kritik an den Hopp-Plakaten überwiegend anschließen, hält die Bayern-Fanvereinigung die Club-Reaktion für "übertrieben".

29.02.2020 UPDATE: 29.02.2020 19:55 Uhr 3 Minuten, 51 Sekunden

Sinsheim. (pami/jog/nb) Nach dem Spiel der TSG 1899 Hoffenheim gegen den FC Bayern München war das einzige Thema natürlich die doppelte Spielunterbrechung aufgrund der Schmähungen gegen Dietmar Hopp. Die Verantwortlichen auf beiden Seiten zeigten sich bestürzt über die Vorgänge im Münchener Fanblock. Unsere Reporter haben die wichtigsten Stimmen zum Spiel gesammelt.

Peter Görlich, TSG-Geschäftsführer: "Eine außerordentlich traurige Situation. Das hat im Fußball nichts zu suchen. Das Fass ist schon früher übergelaufen. Wir sind in einem sportlichen Wettbewerb - und nicht in einem Wettbewerb gegen eine Person!"

Frank Briel, TSG-Geschäftsführer: "Man schämt sich fremd. Das ist schlicht und ergreifend kriminelle Energie. Die letzten solidarischen 13 Minuten waren ein großes Statement. Ich hoffe, dass eine massive Solidarität über alle Vereinsfarben hinweg entsteht."

Karl-Heinz Rummenigge, Vorstandsvorsitzender FC Bayern München: "Ich schäme mich für das, was heute in der Kurve passiert ist. Man muss sich nur die Frage stellen, was wäre diese Region ohne Dietmar Hopp, den ich für einen absoluten Ehrenmann halte, nicht nur im Fußball. Ich habe mich bei ihm zwar entschuldigt, aber das, was hier passiert ist, ist nicht entschuldbar. Ich habe größten Respekt davor, wie diese letzten 13 Minuten abgelaufen sind. Es war ein Zeichen, dass solche Vorgänge nicht mehr toleriert werden. Es ist ein Zeitpunkt erreicht, an dem Flagge gezeigt und klare Kante gezeigt werden muss. Diese Minderheit in den Kurven muss an den Pranger gestellt werden. Wir haben das ganze Spiel heute filmen lassen, da diese ganze Geschichte ja nicht unverhofft kam. Wir werden jetzt mit aller Entschiedenheit und allen juristischen Möglichkeiten gegen diese Leute vorgehen. Es wäre eigentlich eine wunderbare Woche gewesen mit dem Spiel in London und dem Spiel heute. Aber diese Chaoten haben mit diesem Akt alles kaputt gemacht. Es war ein schwarzer Tag des Fußballs."

Alfred Schreuder: "Wir sind alle riesig enttäuscht, auch über das Ergebnis. Aber: Das hat Dietmar Hopp nicht verdient. Wir alle wollen im Sport auch Spaß haben. Ich fand das Zeichen von beiden Mannschaften sehr gut."

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Hansi Flick: "Wir haben ein richtig gutes, sensationelles Spiel gezeigt. Ich kenne Dietmar Hopp fast 20 Jahre lang - es tut mir leid, was hier passiert ist. Wir müssen zusammenstehen. Beide Vereine und beide Teams haben ein großes Zeichen gesetzt. Das ganze Stadion hat ein sehr feines Gefühl bewiesen. Das hat mit Fußball, das hat nichts mit unserer Sportart zu tun. Diese Leute sollen zuhause bleiben. So geht es einfach nicht weiter!"

Benjamin Hübner, Kapitän der TSG Hoffenheim: "Zu der Aktion der Gästefans muss ich gar nicht viel sagen, denn wir haben heute alle zusammen als Mannschaft, auch mit den Bayern-Spielern und den Fans im Stadion eine Reaktion gezeigt. Es ist wichtig, solch ein klares Signal zu setzen. Dass wir das Spiel auf diese Art und Weise zu Ende bringen, hat sich so entwickelt. Wir waren mit Manuel Neuer, ein paar Funktionären und dem Schiedsrichter zusammengestanden und sind dann zu der Entscheidung gekommen, dass wir das Spiel nicht abbrechen lassen wollten, sondern es auf diese Weise weiterspielen. Wir sind Vorbilder und der Fußball verbindet - so konnten wir heute Einigkeit zeigen. Ich persönlich finde, das ist eine Sauerei, was mich in solchen Momenten aber hochzieht, ist die Reaktion der Mannschaften und der Zuschauer, die applaudiert haben."

Fritz Keller, DFB-Präsident: "Ich möchte den beiden Mannschaften, dem Schiedsrichter, den beiden Vereinen Hoffenheim und Bayern einfach gratulieren, wie sie gehandelt haben. Sie haben ein Stück weit die Verantwortung vom Schiedsrichter genommen und vor allem den Chaoten nicht gelassen, was sie wollten, nämlich das Spiel zu zerstören und Macht über dieses Spiel zu haben." Er richtete einen "herzlichen Dank" an die Akteure, die in die Bayern-Kurve gegangen waren. Dort hatten nicht nur Trainer Hansi Flick und Vorstandsmitglied Oliver Kahn um ein Abhängen des Hassplakats gebeten, sondern auch die Profis um Kapitän Manuel Neuer sowie die wütenden Ex-Hoffenheimer David Alaba und Serge Gnabry.

Herbert Hainer, Präsident Bayern München: "Wir werden in den nächsten Tagen mit den Gremien des FC Bayern München zusammenkommen und gemeinsam beraten. Wir werden alle Optionen prüfen, mit denen wir verhindern können, dass sich so eine unwürdige Aktion wie gestern in Hoffenheim wiederholt. Wir werden außerdem alle uns zur Verfügung stehenden Mittel nutzen, um gegen diejenigen konsequent vorzugehen, die den FC Bayern und den gesamten deutschen Fußball in Misskredit gebracht und unsere Werte mit Füßen getreten haben. Wir wissen um unsere Verantwortung für den FC Bayern. Daher steht für uns schon heute fest: so darf es nicht weitergehen!"

Julian Nagelsmann, Trainer RB Leipzig, ehemaliger Hoffenheim-Trainer: "Das geht gar nicht. Gut, dass die Spieler dagegen ein Zeichen gesetzt haben. Man spricht zu viel über die Leute, die diese Plakate hochhalten. Man sollte mehr über solche Leute wie Hopp sprechen. Er macht in der Region und darüber hinaus viel für die Menschen, für kranke Kinder - darüber sollte man reden."

Bayern-Fanvereinigung "Club Nr. 12": Die Reaktionen sind übertrieben und unglaubwürdig. Bei fast jedem Spiel in der Bundesliga und auch weit darunter gibt es Spruchbänder und Banner. Oft genug leider mit beleidigendem Inhalt. Es ist aus unserer Sicht durchaus zu hinterfragen, aus welchen Gründen nun aufgrund Beleidigungen einer einzelnen Person Exempel statuiert und sogar die vom DFB noch vor wenigen Monaten aufgehobenen Kollektivstrafen wieder eingeführt werden. Gerade in den letzten Wochen hätte es genug rassistische und sexistische Vorfälle in deutschen Fußballstadien gegeben, bei denen man ein Exempel hätte statuieren können. Man denke etwa an die Beleidigungen von Torunarigha beim DFB-Pokal Schalke gegen Hertha oder von Kwadwo in Münster. In beiden Fällen gab es aber gerade keine Spielunterbrechungen, auf Schalke noch nicht einmal eine Stadiondurchsage. Wenn es aber um einen Mäzen geht, dessen Unternehmen rein zufällig auch noch ein wichtiger und finanzstarker Partner des DFB ist, soll nun eine Grenze überschritten sein. Sollten DFB und DFL künftig mit gleicher Konsequenz gegen jedwede diskriminierende, beleidigende, rassistische, homophobe, antisemitische und sexistische Äußerungen vorgehen, hätte der gestrige Tag – neben dem fantastischen Fußball unserer Mannschaft in den ersten 75 Minuten – einen weiteren positiven Aspekt. 

Update: Sonntag, 1. März 2020, 17.20 Uhr

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