Nations League - Deutschland-Frankreich

Hoffenheims Nico Schulz steht vor seinem Debüt in der Nationalmannschaft

Im ersten Länderspiel nach dem WM-Aus könnte Schulz am Donnerstag der Mann für die linke Seite sein

05.09.2018 UPDATE: 06.09.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 30 Sekunden

Immer vorneweg: Neuling Nico Schulz (r.) umkurvt die Slalomstangen vor Ilkay Gündogan (m.) und dem vor der WM ausgebooteten Leroy Sané. Foto: Imago

Von Marcus Bark

München. Nico Schulz ist einer von drei Neulingen im Kader deutschen Nationalmannschaft. Er hat es deutlich später als Kai Havertz und Thilo Kehrer in die Eliteauswahl geschafft, aber trotzdem die beste Perspektive. Dann mal los. Es ist das erste Spiel nach der missratenen Weltmeisterschaft. Es geht in der Nations League gegen den Weltmeister Frankreich. Der Weltmeister könnte auf der rechten Angriffsseite Kylian Mbappé aufbieten, was er vermutlich auch machen wird. Joachim Löw wird am heutigen Donnerstag (20.45 Uhr, ZDF live) sehr wahrscheinlich Nico Schulz dagegen stellen, ob jetzt als linken Verteidiger in einer Viererkette oder als linken Mittelfeldspieler, der bei Ballbesitz der Franzosen in die hinterste Reihe einrückt, oder auch als linkes Glied einer Dreierkette. Schulz kann das alles spielen, er hat es sogar gelernt.

Nachdem Jonas Hector in Absprache mit dem Bundestrainer doch zu Hause geblieben ist, steht nur Nico Schulz für die seit Jahren mit dem Stempel "Baustelle" versehenen Rollen zur Verfügung. Er hatte sich schon für die WM mit einer herausragenden Rückrunde bei der TSG Hoffenheim aufgedrängt. Das Fachmagazin "kicker" setzte ihn bei seiner viel beachteten Rangliste für die Position "Außenbahn defensiv" auf den ersten Platz, noch vor Joshua Kimmich, weit vor Hector und Marvin Plattenhardt, die bei der WM dabei waren. Das Turnier in Russland sei "nie wirklich ein Thema für mich" gewesen, sagte Schulz in einem Interview mit der Tageszeitung Welt: "‚Platte‘ hatte sich das verdient."

Plattenhardt spielt für Hertha BSC, den Verein, bei dem Schulz groß geworden ist. Er ist sogar in Berlin groß geworden, wurde vor 25 Jahren dort geboren. Das könnte ein Grund dafür sein, dass er vergleichsweise spät in die Nationalmannschaft berufen wurde. Manchmal ist es für die Spieler aus der eigenen Jugend schwieriger, sich bei den Großen durchzusetzen. Erst in der Saison 2014/15, seiner letzten bei der Hertha, wurde Schulz zum Stammspieler, seine Leistungen waren jedoch mäßig.

Nico Schulz weist in jeder U-Auswahl des Deutschen-Fußball-Bundes Länderspiele auf. Als er 15 Jahre alt war, wollte ihn der FC Liverpool nach England holen, Schulz entschied sich für die Heimat. Erst als er 22 Jahre alt war, verließ er Berlin, wechselte zu Borussia Mönchengladbach Die Gladbacher boten ihm, wovon er geträumt hatte - die Champions League. Aber bei Schulz riss ein Kreuzband, als er wieder fit war, hatte ein neuer Trainer das Sagen. Schulz war außen vor.

Trainer Julian Nagelsmann holte ihn im Sommer 2017 trotzdem nach Hoffenheim. Die Hinserie war noch mäßig, Schulz wurde häufig nur eingewechselt. Nach der Winterpause ging die Leistungskurve steil nach oben. "Hier bekomme ich das Vertrauen, das ich vorher in Gladbach so nicht hatte - und auch in Berlin so nicht gespürt habe", sagte Schulz in der Welt über Hoffenheim. Nagelsmann habe ihm in Videoanalysen gezeigt, was er verbessern müsse, wo seine Stärken liegen. "Julian ist einfach ein großartiger Trainer", schwärmte Schulz, "ich bin hier taktisch sehr gereift."

Nico Schulz ist sehr schnell, gut im Passspiel, schlägt akzeptable Flanken, denkt dank seiner Ausbildung in erster Linie defensiv, hat aber auch den nötigen Drang nach vorne. "Gerade meine Schnelligkeit, meine Power und meine Dynamik würde ich zu meinen Stärken zählen. Bei einer Dreierkette bin ich auf der linken Seite mehr oder weniger alleine. Wenn wir mit Viererkette spielen, geht es auch darum, meinen Partner vor mir zu unterstützen", sagte Schulz in einem Interview, das auf der Internetseite des DFB veröffentlicht wurde.

Dass Schulz in Hoffenheim häufiger sogar während des Spiels seine Position wechseln muss, ist ein Plus, das ihm nun in der Nationalmannschaft beste Perspektiven verschafft, genau wie die Tatsache, dass Hector mit dem 1. FC Köln in die 2. Liga abstieg. Löw kündigte gestern erneut an, künftig wieder flexibler spielen zu wollen, auch mal weniger Ballbesitz zu akzeptieren, auch mal wieder auf Konter zu setzen, die Außenverteidiger bei eigenem Ballbesitz nicht ganz so weit nach vorne zu ziehen. Nico Schulz ist für alles zu haben, gegen den Weltmeister kann er das heute zeigen.

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