Hoffenheim-Sponsor SAP: Zusammen, was zusammengehört

Der Walldorfer Software-Gigant SAP steigt bei der TSG 1899 Hoffenheim als neuer Haupt- und Trikotsponsor ein

11.06.2013 UPDATE: 11.06.2013 00:04 Uhr 2 Minuten, 20 Sekunden
Blau in blau: TSG-Präsident Peter Hofmann (v.l.), Michael Kleinemeier von der SAP AG und Hoffenheims Geschäftsführer und Marketingspezialist Jochen A. Rotthaus präsentieren im Sinsheimer Stadion das neue Trikot mit dem markanten Logo auf der Brust. Foto: APF
Von Joachim Klaehn

Sinsheim. Jochen A. Rotthaus, einer der drei Geschäftsführer des hiesigen Fußball-Bundesligisten TSG 1899 Hoffenheim, strahlte gestern um die Mittagszeit rundum Zufriedenheit aus. Denn der in der abgelaufenen Saison schwer gebeutelte Kraichgauklub, der sich auf den letzten Drücker und über den Umweg in den beiden Relegationsspielen gegen den 1. FC Kaiserslautern (3:1, 2:1) rettete, hatte im Presseraum der Rhein-Neckar-Arena frohe Botschaften zu verkünden. "Ich freue mich, dass die SAP die Spitze unserer Sponsorenpyramide erklommen hat", sagte Rotthaus, Fachmann für Marketing und Vertrieb bei der TSG. Die SAP AG mit der Walldorfer Zentrale steigt im sechsten Erstligajahr der Hoffenheimer als Haupt- und Trikotsponsor ein. Die Vertragslaufzeit beläuft sich auf drei Spielzeiten und beinhaltet umfangreiche Vermarktungspakete (TV-relevante Bandenwerbung, Videowand, Print- und Onlinewerbung sowie im Hospitality-Bereich).

Sowohl der Klub als auch der global agierende Software-Hersteller vereinbarten - offiziell - Stillschweigen über die Höhe der finanziellen Zuwendungen. Nach RNZ-Informationen fließen pro Saison rund 4,5 Millionen Euro in die Vereinskasse - plus Leistungsprämien.

"Die SAP ist sehr sportbegeistert", erläuterte Michael Kleinemeier, Regionalchef für Mittel- und Osteuropa beim Software-Giganten, die Beweggründe der Offensive, "wir sind sehr aktiv in den USA, doch was liegt im wahrsten Sinne des Wortes näher für uns als Sinsheim." Und Kleinemeier verriet, dass man in der Vergangenheit als Unternehmen immer wieder von seinen Kunden gefragt worden sei, "warum seid ihr nicht auf dem Trikot? Diese Frage haben wir heute beantwortet!"

Seit rund zehn Jahren pflegen die TSG und die SAP eine Technologiepartnerschaft, die nunmehr gezielt ausgebaut wird. Verantwortlich dafür ist die "Dame" HANA, eine innovative Plattform der Walldorfer, mit deren Hilfe Daten von Ligen, Teams und Spielern in Echtzeit analysiert werden können. SAP möchte also den Schritt vom Firmenkunden hin zum Privatkonsumenten wagen, spricht die Sportfans verschiedener Couleur ausdrücklich an und hat sich selbst ein ambitioniertes Ziel gesetzt. Bis 2015 wolle man möglichst eine Million sogenannte "End-User" erreichen, so Kleinemeier.

Da passt es ins hoffnungsvolle Gesamtbild, dass sich die Hoffenheimer Profis beim "Finale furioso" wieder jung, dynamisch und erfolgreich präsentierten. Ganz im Gegensatz zu einer langen turbulenten Runde, bei der sich eine gewisse Symbolik nicht von der Hand weisen ließ. "Suntech ging es schlecht - und uns eben auch", so Rotthaus über den bisherigen Hauptsponsor. Der Hersteller von Solarmodulen mit chinesischem Hintergrund musste Konkurs anmelden, so dass sich eine Weiterführung der Kooperation mit Hoffenheim von selbst erledigte. Im Frühjahr war klar: Trotz eines Vertrages bis 2014 mit Suntech (ebenfalls 4,5 Millionen Euro pro Jahr) wird ein Wechsel des Haupt- und Trikotsponsors bei der TSG unabwendbar sein.

"Es kommt zusammen, was zusammengehört", sagte Rotthaus mit einem Lächeln im Gesicht. SAP legt großen Wert darauf, dass man angemessen wahrgenommen wird. "Wir sind nicht wie ein Werksverein", ordnete Lars Lamadé in seiner Funktion als Sponsoringbeauftragter der SAP das deutlich erhöhte Engagement ein, "sondern wir treten als reiner Sponsor auf." SAP-Mitbegründer Dietmar Hopp habe mit der Entscheidung pro "Hoffe" nichts zu tun gehabt, widersprach Lamadé der naheliegenden Vermutung, das Geschäft sei auf dem kurzen Dienstweg eingefädelt worden.

Bereits 2008 hatten die Walldorfer überlegt, den Dorfklub massiv zu unterstützen. Nunmehr war offenbar der richtige Zeitpunkt gefunden. Es geht dank Trainer Markus Gisdol und "Manager" Alexander Rosen spürbar aufwärts, die Sympathiewerte sind durch die emotionalen Wochen und das Happy End in Dortmund und Kaiserslautern gestiegen.

"SAP-Lösungen helfen dabei, Talente schneller zu entdecken", so steht es in einer Broschüre des Software-Herstellers für die Sport- und Entertainment-Industrie. Um Talententwicklung geht es auch Gisdol und Co. - insofern passen die alten, neuen Partner optimal zusammen. Viele Fans erinnern sich gerne daran, dass man der Konkurrenz schon mal mit Innovationskraft und jugendlichem Elan einen Schritt voraus war.

Ein Zurück zu den Wurzeln kann nicht schaden, das regionale Bekenntnis der SAP spricht für sich. Und "Hoffe" hat wieder Planungssicherheit.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.