"Es geht weiter"

Zuzenhausen. Bei der erfolgten Rückkehr zum Trainings- und Bundesliga-Alltag würde 1899 Hoffenheim morgen am liebsten den FC Bayern ärgern

05.10.2012 UPDATE: 05.10.2012 07:34 Uhr 1 Minute, 58 Sekunden
Dribbelstark: Wirbelwind Takashi Usami. Foto: APF
Von Joachim Klaehn

Zuzenhausen. 1899 Hoffenheim im Oktober 2012 - das ist ein Bundesligaverein zwischen Ausnahmezustand und Normalität. Zwischen öffentlichem Interesse und sensibler Handhabung im Zusammenhang mit dem schwer verunglückten und im Koma liegenden Boris Vukcevic (22). Die Prüfungen fallen so vielschichtig und anspruchsvoll aus. Eine anstrengende Phase, in der es auch um ganz andere Parameter als Ball, Tore und Erfolgsaussichten geht. "Es ist immer eine Gratwanderung", sagte Pressesprecher Holger Tromp am Donnerstag, dem Wortkategorien wie "gut" oder "toll" sichtlich Mühe bereiteten.

Tromp ist seit seinem Dienstantritt am 1. Februar bei "Hoffe" so gefordert wie noch nie - und der Kommunikationsexperte aus Düsseldorf tut sein Bestes. Die Verlässlichkeit und Transparenz hat bei 1899 zugenommen, ein schwaches Krisenmanagement wie bei der Hoffenheimer "Schall-Affäre" vor etwas mehr als einem Jahr nach dem Heimspiel gegen Borussia Dortmund ist undenkbar.

Langsam, aber sicher rappelt sich die Mannschaft wieder auf. "Wir sind ein Stück zur Normalität übergegangen", sagt Trainer Markus Babbel trocken und unaufgeregt, "es geht weiter." In der Tat: Am Samstag (15.30 Uhr) müssen die Hoffenheimer bei Spitzenreiter FC Bayern München antreten. Acht Duelle gab es bislang in Deutschlands Beletage, der FC Ruhmreich feierte bis dato fünf Siege und trennte sich drei Mal Unentschieden von den Nordbadenern. Beeindruckend ist die Heimbilanz: Vier Spiele, vier Siege - und 15:2 Tore. Unvergessen bleiben davon das höchst intensive und unterhaltsame 2:1 vom 5. Dezember 2008 sowie das 7:1 vom 10. März 2012 - Babbel musste hier in seinem fünften Match auf der 1899-Bank die höchste Bundesliga-Pleite seiner Akteure mitansehen. Die Frage, ob das bajuwarische Schützenfest noch in den Hinterköpfen seines aktuellen Teams stecke, fand Babbel ungerechtfertigt. "Wir haben viele neue Gesichter bei uns", konterte er. Sejad Salihovic ist gesperrt, von den Neuzugängen werden im "Schlauchboot" von Fröttmaning weiterhin Tim Wiese und Chris fehlen. Über den Status quo zum Thema Wiese meinte der Cheftrainer: "Tim hat mit leichtem Torwart-Training begonnen. Wir wollen nichts übers Knie brechen. In diesem Spiel wird er noch nicht zur Verfügung stehen."

Also deutet alles auf Wieses Comeback nach der Länderspielpause am 19. Oktober (20.30 Uhr) gegen die SpVgg Greuther Fürth hin. Spannend zu beobachten wird sein, was passiert, wenn der 20-jährige Belgier Koen Casteels morgen eine richtig gute Leistung in der Allianz Arena zeigt ...

Am Donnerstag hat Babbel vor seiner Rückkehr in heimatliche Gefilde vor allem gezeigte Tugenden aus den Spielen gegen Hannover 96 (2:1) und beim VfB Stuttgart (3:0) eingefordert. "Wir wollen diesen Weg fortsetzen. Dafür brauchen wir ein hohes Maß an taktischer Disziplin und Laufbereitschaft", so Babbel, "gegen Bayern musst du unglaublich weite Wege gehen."

Die Elf von Trainer Jupp Heynckes hat derweil einen Bundesliga-Startrekord von sieben Siegen in Serie im Visier, was dem Rekordmeister von der Isar bereits 1995 gelungen war. Weder das jüngste 1:3 bei Bate Borissow noch das verbale Scharmützel zwischen Heynckes und Sportvorstand Matthias Sammer wollte Babbel aus der Ferne bewerten. Einen Vorteil oder Nachteil könne man daraus für Hoffenheim nicht ableiten. Nur soviel konstatierte Babbel: "Man muss sich auf dieses Spiel bei den Bayern freuen, man muss Spaß daran haben, ihnen wehzutun." Sportlich herrscht beim FCB immer Ausnahmezustand - auch dies unterscheidet den "FC Hollywood" von Hoffenheim elementar. Die Münchner befinden sich auch ohne ein tragisches Unglück im Prüfungsdauerstress ...

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.