1899 Hoffenheim

Locker in die Monsteraufgabe gegen Manchester City

Die TSG Hoffenheim will am heutigen Mittwochabend bei Manchester City die Champions League noch einmal genießen

11.12.2018 UPDATE: 12.12.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 30 Sekunden

Gute Laune trotz der Herkulesaufgabe herrschte beim Abschlusstraining der TSG Hoffenheim. Julian Nagelsmann (l.) will den vorerst letzten Champions-League-Auftritt mit seinen Spielern genießen. Fotos: apf

Von Joachim Klaehn

Manchester. Julian Nagelsmann präsentierte sich am Dienstagabend bei der Uefa-Pressekonferenz im Bauch des Etihad Stadiums locker. "Hoffe" solle den vorerst letzten Champions-League-Auftritt am heutigen Mittwoch (21 Uhr/DAZN) bei Manchester City einfach noch einmal in den vollsten Zügen genießen. "Es geht darum, befreit aufzuspielen", sagte Nagelsmann, "keine große Angst, keine große Sorge zu haben. Ich verspüre nicht mehr Druck als in den Spielen davor."

Jeder weiß, dass auf Hoffenheim eine Monsteraufgabe zukommt. Die "Citizens" müssten schon in ihrem himmelblauen "Wohnzimmer", das in der Königsklasse eine Kapazität von 55.907 Zuschauern aufweist, einen Schwächeanfall erleiden, und die Gäste aus Deutschland gleichzeitig eine Wucht, Konsequenz und Makellosigkeit zeigen, um dem haushohen Favoriten ein Bein zu stellen.

"Es ist eine schwierige Situation für uns", ergänzte Nagelsmann realitätsbewusst, "das darf man auch als Optimist sagen." Streng genommen ist es nicht viel mehr als ein Strohhalm, an den sich die Kraichgauer klammern dürfen. Man braucht keinen Rechenschieber, denn "Hoffe" muss heute im Etihad Stadium gegen die Milliardentruppe von ManCity gewinnen, gleichzeitig Schachtar Donezk das "Heimspiel" in Charkiw gegen Olympique Lyonnais verlieren. Selbst eine Punkteteilung im Osten Europas würde nichts bringen, denn im direkten Vergleich hat der Bergarbeiterklub Schachtar (2:2, 3:2) die Nase vorne.

Keiner in der Gruppe F hat vor dem parallel stattfindenden "Showdown" etwas zu verschenken. "Wir wollen Gruppensieger werden", ließ DFB-Nationalspieler Leroy am Nachmittag keinen Zweifel daran, dass ManCity unerbittlich gegenüber dem Außenseiter aus der nordbadischen Provinz zu Werke gehen wird. Ein Zähler reicht den Guardiola-Schützlingen zur Zementierung ihrer Pole Position. Nicht zu verachten ist ferner die Last-Minute-Chance von Donezk - mit einem Dreier über Lyon könnten sie nämlich die Franzosen in die "Trostrunde" Europa League schicken.

Auch interessant
1899 Hoffenheim: Kevin Vogt bekommt in Manchester eine Pause
Champions-League-Service: Anreise, Fanmarsch, TV - Was Sie zu City gegen Hoffe wissen müssen
1899 Hoffenheim: Amiri und Geiger sind fit für Manchester

Zweifellos eine interessante Gesamtkonstellation. Für den Champions-League-Debütanten Hoffenheim beinhaltet der Kehraus im industriellen Nordwesten Englands, dass die TSG unbedingt liefern muss, aber ihr Arbeitsaufwand und ihre Produktivität nichts nutzen kann. Eine mental schwierige Herausforderung - ein im Grunde hoffnungsloses Unterfangen, weil die "Nagelsmänner" in einem Abhängigkeitsverhältnis stehen, das sie sich mit dem Drama in Sinsheim gegen Schachtar am 27. November selbst eingebrockt haben. Taisons 2:3 in der Nachspielzeit nahm dem Dorfklub alle Illusionen. Die Schockstarre bei Mannschaft, Trainerteam, Vereinsentscheidern und den treuen Anhängern war bis unters Tribünendach der Rhein-Neckar-Arena spürbar - der bis dato schmerzhafteste Moment auf internationalem Parkett.

Beim 1:2 im Hinspiel machte die seinerzeit dezimierte TSG eine gute Figur, bot bis zur 87. Minute Paroli, ehe Stefan Posch ein fataler Abwehrschnitzer unterlief und diesen City-Institution David Silva zum späten Siegtor nutzte. "Das war schon gut von uns, doch das ist ein ganz großes Brett, was wir da morgen bohren müssen", so Nagelsmann. Und wenn es doch irgendwie mit einem Sensationsdreier klappen sollte? "Dann werde ich nicht La Paloma pfeifen und nicht nackt um den Tannenbaum tanzen", antwortete der TSG-Cheftrainer launig.

"Hoffe" verzichtet heute auf Kapitän Kevin Vogt, der den Flug vom Baden-Airpark nach Manchester erst gar nicht angetreten hat. Vogts Akku sei leer, er habe viele Spiele in den Knochen und bewege sich seit Wochen nicht an seinem gewohnten Leistungslimit, so begründete Nagelsmann die überraschende Entscheidung. Stattdessen stehen nach langer Abstinenz Dennis Geiger und Nadiem Amiri im 19er-Kader, aus dem noch ein Profi gestrichen wird.

Superstar Pep Guardiola lobte am Dienstag Hoffenheim wiederum in den höchsten Tönen. Beim Videostudium der Partie Hoffenheim gegen Donezk am Montag habe er festgestellt, wie "unglaublich und faszinierend" die Leistung der "Nagelsmänner in über 30-minütiger Unterzahl gewesen sei. "Es wird morgen schwierig", konstatierte der 24-fache Titelträger als Trainer.

Während die 1800 mitgereisten "Hoffe"-Fans auf ein "kleines oder großes Wunder" spekulieren, testeten die TSG-Bosse am Abend das Spielfeld. Die beiden Geschäftsführer Peter Görlich und Frank Briel sowie Manager Alexander Rosen trugen allesamt weiße Sportschuhe, passten sich Champions-League-Bälle zu und kosteten die besonderen, "königlichen" Momente noch einmal aus. "Es liegt Eisen auf dem Rasen", feixte Nagelsmann und meinte damit das harte Geläuf.

Bleibt die Frage, für welche Mannschaft der Abschluss der Gruppenphase bleiern schwer werden könnte …

Peter Görlich, Frank Briel und Alexander Rosen testeten den Rasen. Fotos: apf

Reiss Nelson durfte in seiner englischen Heimat Autogramme geben. Fotos: apf

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.