1899 Hoffenheim

Der Champions League-Traum ist ausgeträumt

Nach dem 2:3 gegen Schachtar Donezk ist das Aus besiegelt

27.11.2018 UPDATE: 28.11.2018 01:00 Uhr 2 Minuten, 3 Sekunden
Mit ganz viel Gefühl im Fuß: Hoffenheims Vizeweltmeister Andrej Kramaric hebt den Ball aus rund 15 Metern zum zwischenzeitlichen 1:2 ins Tor. Foto: APF

Von Joachim Klaehn

Sinsheim. Braucht die TSG Hoffenheim erst Wachrüttler, um zu ihrer Leistungsstärke zu finden? Die "Nagelsmänner" hatten sich für den späten Dienstagabend in Sachen Abwehrarbeit so viel vorgenommen und gerieten durch den Doppelschlag von Ismaily und Taison früh ins Hintertreffen. Nach diesen Nackenschlägen zeigte "Hoffe" in der Champions-League-Heimpartie gegen den ukrainischen Serienmeister Schachtar Donezk sein anderes Gesicht, bewies großartige Moral und verlor in Unterzahl ab der 59. Minute – Szalai flog mit Gelb-Rot vom Platz – mit 2:3 (2:2) gegen die Gäste, die dadurch das Champions-League-Aus für die Kraichgauer besiegelten.

Wie schon beim 2:2 in Donezk sowie in den beiden aufregenden Duellen mit Olympique Lyonnais (3:3, 2:2) entwickelte sich zwischen dem Dorf- und Bergarbeiterverein erneut ein offener, total verrückter Schlagabtausch, der bei den 22.920 Zuschauern in der Rhein-Neckar-Arena für eine Achterbahnfahrt der Gefühle sorgte.

Hintergrund

Einzelkritik

Baumann: Die Gegentore gehen nicht auf seine Kappe. Tolle Parade in der Schlussphase.

Kaderabek: Mitbeteiligt am 0:1. Der Tscheche diesmal zunächst mit ungewohnt vielen Fehlern. Steigerte sich aber

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Einzelkritik

Baumann: Die Gegentore gehen nicht auf seine Kappe. Tolle Parade in der Schlussphase.

Kaderabek: Mitbeteiligt am 0:1. Der Tscheche diesmal zunächst mit ungewohnt vielen Fehlern. Steigerte sich aber und bereitete das 2:2 vor.

Vogt: Sah ebenfalls vor dem 0:1 schlecht aus. Der Kapitän war kein Abwehrchef.

Bicakcic: Warf sich wie immer in jeden Zweikampf. Noch der Beste in der TSG-Wackelabwehr. Konnte beim 2:3 nichts mehr retten.

Schulz: Leistete sich einen haarsträubenden Fehlpass vorm zweiten Gegentor - und versemmelte ein Riesending.

Nordtveit: Fälschte beim ersten Gegentreffer unglücklich ab. Als Sechser mit einer Durchschnittsleistung.

Zuber: Bekam erst einen heftigen Tritt ab und wurde dann zum umjubelten Goldköpfchen. Pech mit einem fulminanten Lattenknaller. Stark.

Demirbay: Anfangs kein Dirigent. Immerhin mit einem ganz feinen Hackentrick. Viel besser nach der Pause.

Kramaric: Traumtor zum Anschluss. Das allein war das Eintrittsgeld wert. Einer der Besten.

Belfodil: Legte perfekt für Kramaric auf. Rackerte kräftig. Im Abschluss haperte es wieder einmal.

Szalai: Nur einmal fast einschussbereit. Und dann auch noch mit Gelb-Rot runter. Kein wirklich guter Abend für den ungarischen Stürmer.

Nelson: Unglücksrabe. Kam für die letzte Viertelstunde und musste treffen.

Grifo: Nur ein Kurzeinsatz.

Grillitsch: Siehe Grifo. (awi)

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"Das Abenteuer soll noch nicht zu Ende sein", hatte TSG-Kapitän Kevin Vogt die Devise für den vorletzten Spieltag der Gruppenphase ausgegeben.

TSG-Trainer Julian Nagelsmann entschied sich zu einer etwas überraschenden Formation – und diesmal für eine Viererkette mit Kaderabek, Bicakcic, Vogt und Schulz, um vom Anpfiff weg mehr Stabilität in die Defensivabteilung zu bekommen. Für beide Kontrahenten ging es bei nasskaltem Wetter nach dem Prinzip "Alles oder nichts".

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Dementsprechend bezog die Südkurve in Sinsheim gleich Stellung, mit einer animierenden Choreografie: "Spektakel, Drama" und "Hoffenheim Du wirst heute Sieger sein", stand auf breitflächigen Transparenten in den Vereinsfarben Blau und Weiß. Die Endspiel-Stimmung sollte mit den ersten Aktionen auf rutschigem Geläuf sofort spürbar sein.

Doch zunächst wurde Hoffenheim zweimal eiskalt erwischt. Taison und Ismaily tanzten die TSG-Abwehr locker per Doppelpass aus, den Schuss von Ismaily fälschte Nordtveit unhaltbar für Keeper Baumann zum 0:1 (14.) ab. Dem nicht genug: Schulz leistete sich nur eine Minute später einen fatalen Fehlpass an der Mittellinie, Júnior Moraes schickte Kapitän Taison gedankenschnell los und dieser vollendete abgezockt zum 0:2 (15.). Schockstarre, Entsetzen, Fassungslosigkeit in der Sinsheimer Arena – umso erfreulicher, dass "Hoffe" eine prompte Reaktion zeigte und dank der individuellen Qualität von Belfodil (geniale Vorlage) und Kramaric (schlitzohriger Lupfer) unmittelbar danach das 1:2 (17.) markierte.

Nach ausgeglichenem Spiel und einer Schrecksekunde bei einem Kopfball von Júnior Moraes (28.) aus kürzester Distanz kam es noch besser für die Hausherren. Kaderabeks Hereingabe von rechts wehrte Kryvtsov in hohem Bogen ab, Torhüter Pyatov zögerte beim Herauslaufen, Zuber köpfte vom Elfmeterpunkt zum 2:2 (40.) ein, selbst der Rettungsversuch von Khocholava auf der Linie konnte den heiß umjubelten Ausgleich nicht mehr verhindern.

Auch nach dem Seitenwechsel machten die Blauen energisch und fokussiert weiter. Bis sie erneut einen weiteren Schock verdauen mussten. Szalai wurde nach zwei Fouls binnen kürzester Zeit vom slowakischen Referee Ivan Kruzliak mit Gelb-Rot in die Kabine geschickt. Es wurde hoch dramatisch – mit Chancen hüben wie drüben. Die Ukrainer hatten zwei Pfostenschüsse zu verzeichnen, die Hoffenheimer durch Zuber (69.) ans Lattenkreuz, Kramaric (71.), Schulz (79.) und Nelson (81.) hochkarätige Möglichkeiten.

Ehe Taison (90.+2) der Kraichgau-Elf den Knock-out verpasste. Spektakel, Drama und ein bitteres Ende – und mit Hoffenheim als Verlierer.

Hoffenheim: Baumann – Kaderabek, Bicakcic, Vogt, Schulz (84. Grifo) – Demirbay, Nordtveit (84. Grillitsch), Zuber (77. Nelson) – Belfodil, Szalai, Kramaric.

Donezk: Pjatov – Matviyenko, Khocholava, Kryvtsov, Ismaily – Maycon, Stepanenko (77. Alan Patrick) – Danchenko (90.+3 Butko), Kovalenko (84. Dentinho), Taison - Júnior Moraes.

Schiedsrichter: Ivan Kruzliak (Slowakei); Tore: 0:1 Ismaily (14.), 0:2 Taison (15.), 1:2 Kramaric (17.), 2:2 Zuber (40.), 2:3 Taison (90.+2); Zuschauer: 22.920; Gelb-rote Karte: Szalai (59.); Beste Spieler: Zuber, Kramaric – Ismaily, Taison.

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