Von Barbara Klauß
Wiesloch. Heidelberger Druckmaschinen tritt noch stärker auf die Kostenbremse: Das Unternehmen will mehr in China fertigen, Partner fürs Digitalgeschäft suchen und die Organisation deutlich verschlanken, wie Vorstandschef Rainer Hundsdörfer am gestrigen Mittwoch bei einer Pressekonferenz erklärte. Das trifft nun auch die Führungsspitze: Technik-Vorstand Stephan Plenz werde seinen bis Juli 2020 laufenden Vertrag in beiderseitigem Einvernehmen nicht verlängern, teilte Heideldruck mit.
Aufsichtsrat und Vorstand hätten entschieden, "die Führungsstrukturen weiter zu verschlanken und den Vorstand zu verkleinern". Der Posten wird nicht nachbesetzt, die Aufgaben, unter anderem der Bereich "Digital Technology" sowie Forschung und Entwicklung, auf die übrigen drei Vorstandsmitglieder verteilt.
Die IG Metall Heidelberg begrüßt die Entscheidung, auf allen Hierarchieebenen zu sparen – unabhängig von der Personalie, wie der erste Bevollmächtigte Mirko Geiger sagte. "Ein Unternehmen dieser Größenordnung ist auch mit drei Vorständen führbar."
Plenz, 54 Jahre alt, ist seit mehr als 30 Jahren bei Heideldruck und seit 2008 im Vorstand. Er ist nicht der erste, der geht. Vor wenigen Tagen hatte Aufsichtsratschef Siegfried Jaschinski nach zwölf Jahren im Gremium seinen Abschied angekündigt. Aus "persönlichen Gründen", wie Hundsdörfer nun betonte. Ende August verließ Finanzvorstand Dirk Kaliebe Heideldruck nach 20 Jahren. Auch er auf eigenen Wunsch. Auf ihn folgte Anfang September Marcus Wassenberg, 52 Jahre alt, der zuletzt Finanzvorstand bei Rolls-Royce Power Systems in Friedrichshafen war – und seiner Auskunft nach Erfahrung mit Transformationsprozessen hat.
Seine Hauptaufgabe sieht der Neue darin, die Profitabilität des Unternehmens zu verbessern, wie er bei der Vorlage der Zahlen zum zweiten Quartal betonte. "Über die letzten Jahre haben wir einen relativ stabilen Umsatz gezeigt – aber leider nur ein ausgeglichenes Ergebnis nach Steuern. Das ist nicht unser Anspruch. Das muss besser werden."
Die Gründe sieht er in den relativ hohen Kosten, die der Umbau des traditionellen Maschinenbauers zu einem immer digitaleren Unternehmen ("digitale Transformation") mit sich bringt; zum anderen im sehr breiten Produktportfolio und einer "noch nicht effizient genug arbeitenden Organisation". Zwar sei das Kerngeschäft, der Verkauf von Offset-Druckmaschinen, profitabel – "dennoch werden wir uns fokussieren, mehr über Partnerschaften in der digitalen Welt nachdenken und die Organisation schneller umbauen müssen", so Wassenberg.
Unter anderem plant Heideldruck Hundsdörfer zufolge, mehr Produktlinien in China zu fertigen – vor allem, um den dortigen wachsenden Markt zu bedienen. Gemeinsam mit dem Ankeraktionär Masterwork will das Unternehmen ein Joint Venture in China starten. Eine Fabrik im Schweizerischen St. Gallen wird stillgelegt, das Produktportfolio auf Rentabilität überprüft; Teile, die nicht zum Kerngeschäft gehören, verkauft. Die Führungsstruktur soll weiter verschlankt und – über Altersteilzeitprogramme – Personal abgebaut werden in Bereichen, die nicht zum Zukunftsgeschäft zählen. Dennoch geht Hundsdörfer nach wie vor davon aus, dass aufgrund neuer Arbeitsplätze in neuen Geschäftsfeldern mittelfristig mehr Menschen in Wiesloch arbeiten werden. Bereits nach einer Gewinnwarnung im Juli dieses Jahres hatte Hundsdörfer unter anderem angekündigt, alle Investitionen zu prüfen. In manchen Bereichen gibt es zwischenzeitlich Kurzarbeit.
Die Gewinnwarnung hatte die Konzernführung unter anderem mit einer sich abschwächenden Konjunktur begründet. Darauf verwies Hundsdörfer auch nun. Dennoch sei es gelungen, insgesamt ein solides Halbjahresergebnis zu erreichen – mit Steigerungen bei Auftragseingang, Umsatzerlösen und Profitabilität. "Das zweite Quartal hat gezeigt, dass unsere Strategie stimmt und sich mehr und mehr auszahlt." Das Unternehmen sehe sich auf Kurs, im Geschäftsjahr einen Umsatz auf dem Niveau des Vorjahres (2,49 Milliarden Euro) und beim Ergebnis eine schwarze Null zu erreichen.
Gewerkschafter Geiger zeigte sich zufrieden, dass sich das Unternehmen nach dem schwierigen Start ins Jahr stabilisiere. Und auch am Aktienmarkt kamen die Zahlen gut an. Die Aktie stieg um mehr als elf Prozent auf 1,33 Euro. Analyst Peter Rothenaicher von der Baader Bank schrieb in einer Studie von einem überraschend starkem Quartal und einem guten Auftragseingang. Eggert Kuls von Warburg Research stellte fest, die Ergebnisse hätten positiv überrascht.
Allerdings, merkte Vorstandschef Hundsdörfer an, sei das noch lange kein Grund, sich entspannt zurückzulehnen.