Der Sammelhefter ST 500 im Einsatz - solche Maschinen will Heidelberg in Zukunft nicht mehr selbst bauen.Firmenbild
Von Daniel Bernock
Heidelberg. Der Schrumpfkurs der Heidelberger Druckmaschinen AG geht weiter, die Kosteneinsparungen des Vorstandsvorsitzenden, Gerold Linzbach, scheinen indes Wirkung zu zeigen. Trotz eines deutlich geringeren Umsatzes im ersten Quartal (April bis Juni) konnte das operative Ergebnis verbessert werden. Unterm Strich stand jedoch wie im Vorjahresquartal ein Verlust.
Unklar bleibt jedoch, welchen Einfluss der jüngst verkündigte erneute Stellenabbau auf das Zahlenwerk haben wird. Bei einer Telefonkonferenz zur Q1-Bilanz machten Linzbach und der Finanzvorstand des Konzerns, Dirk Kaliebe, noch keine Angaben darüber, welche einmaligen Belastungen durch den Abbau von 650 Mitarbeitern auf das Unternehmen zukommen. Dazu sei es derzeit noch zu früh, die Verhandlungen mit den Betriebsräten seien noch nicht abgeschlossen. Ob es zu Kündigungen in Walldorf-Wiesloch kommen wird - auch dazu wollte sich der Vorstand noch nicht äußern. Wie vergangene Woche bekannt wurde, sollen auch im Hauptwerk 130 Arbeitsplätze betroffen sein. Langfristig, das betonte Linzbach gestern erneut, soll die Aufgabe des Verlustgeschäfts mit Weiterverarbeitungsmaschinen eine jährliche Ergebnisverbesserung von 30 Millionen Euro ermöglichen.
Die Verbesserung der Marge im ersten Quartal sei kein "Zufallsprodukt", betonte Linzbach. Durch den Abbau des Postpress-Bereichs - "Produkte, die uns wie Steinklötze lange um den Hals hingen" - würde sich die Rentabilität noch weiter verbessern. Der Konzern werde sich auch in Zukunft von margenschwachen Bereichen verabschieden. Der Abbau der 650 Stellen im Postpress-Bereich sei daher "sicherlich noch nicht das Ende", so Linzbach, ohne weitere Details zu nennen.
Die Aktie der Heidelberger Druckmaschinen AG lag gestern zeitweise über fünf Prozent im Minus, erholte sich im Laufe des Tages jedoch wieder. "Vor allem der schwache Umsatz war enttäuschend", sagte LBBW-Aktienanalyst Stefan Maichl gestern im Gespräch mit der RNZ. Operativ hingegen seien die Geschäfte besser gelaufen. Dass der Konzern trotz des stark rückläufigen Umsatzes den operativen Verlust reduzieren konnte, zeige, dass die Kosteneinsparungen von Linzbach Wirkung zeigten. Eine gewisse Unsicherheit bleibe, was die Neustrukturierung des Postpress-Geschäfts mit dem Abbau von 650 Stellen für Kosten verursache, so Maichl. Er hält es sogar für möglich, dass Heideldruck dadurch im Gesamtjahr wieder in die Verlustzone rutschen könne. Insgesamt will er den Q1-Zahlen jedoch keine allzu hohe Bedeutung zumessen. Das erste Quartal sei saisonal bedingt immer sehr schwach, zudem habe der Konzern den Auftragsbestand in Q4 stark reduziert, um das erste Mal seit fünf Jahren wieder schwarze Zahlen zu schreiben.