Wenn Mainz 05 nach Sinsheim kommt, gibt's meist ein Spektakel
Tag der offenen Tore am Sonntag? Hoffenheim-Coach Sebastian Hoeneß: "Sie wollen Chaos veranstalten".

Von Nikolas Beck
Zuzenhausen. 1:5, 4:2, 1:1, 4:0 und 3:2. Wenn der FSV Mainz 05 in den vergangenen fünf Jahren nach Sinsheim kam, dann war eigentlich immer Spektakel garantiert. Geht es nach Sebastian Hoeneß, soll es am Sonntag (13.30 Uhr/DAZN) anders laufen. "Ich möchte nicht, dass es ein offener Schlagabtausch wird", sagte der Hoffenheimer Trainer während der virtuellen Presserunde am Freitag-Vormittag. Denn dies käme eher den Rheinhessen entgegen: "Sie sind darauf ausgelegt, auf dem Platz ein bisschen Chaos zu veranstalten."
Die vergangenen Duelle könne er zwar nicht im Detail beurteilen, schließlich ist Hoeneß erst seit Sommer 2020 für die TSG verantwortlich. "Aber ich kenne natürlich die Fakten: viele Tore."
Sehr viele sogar. In den elf Aufeinandertreffen seit 2015 waren es 49, um genau zu sein. Also über vier pro Partie. Tage der offenen Tore sozusagen.
Hintergrund
Goldenes Händchen
FSV-Coach Bo Svensson scheint vieles richtig zu machen. Unter anderem seine Einwechslungen: Vier der letzten fünf Mainzer Tore erzielten Joker.
Pech am Fuß
Mit seinem Eigentor in
Goldenes Händchen
FSV-Coach Bo Svensson scheint vieles richtig zu machen. Unter anderem seine Einwechslungen: Vier der letzten fünf Mainzer Tore erzielten Joker.
Pech am Fuß
Mit seinem Eigentor in Stuttgart brachte Kasim Adams "Hoffe" in Rückstand. Schon Anfang Januar bei der 1:3-Niederlage gegen Freiburg hatte der Ghanaer ins eigene Tor getroffen. Er ist der einzige Bundesliga-Spieler, der in dieser Runde zweimal den eigenen Keeper bezwang. Auch Oliver Baumann ist in dieser Kategorie unglücklicher Spitzenreiter: Mehr Eigentore als der 30-Jährige musste kein Torwart in der Ligageschichte hinnehmen (18 in 353 Spielen).
Nase vorn
Nach 23 Erstligaduellen hat Mainz knapp die Nase vorn. Neun Siege gelangen den "Nullfünfern", siebenmal siegte die TSG (sieben Remis.) nb
So könnten sie beginnen
Hoffenheim: Baumann - Posch, Vogt, Richards - Kaderabek, Rudy, Samassékou, Grillitsch, John - Bebou, Kramaric.
Mainz: Zentner - St. Juste, Bell, Niakhate - da Costa, Barreiro, Kohr, Mwene - Boetius - Szalai, Quaison.
Das spreche einerseits für zwei Mannschaften, die mit offenem Visier agiert haben. Aber auch für individuelle Klasse, so Hoeneß. Gerade in der Offensive seien auf beiden Seiten nun mal "Spieler auf dem Platz, die immer in der Lage sind, aus Chancen auch Tore zu machen."
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Genau daran haperte es allerdings bei seiner Elf am vergangenen Sonntag.
"Wir waren so ineffektiv ..." Wer Florian Grillitschs Analyse nach dem Spiel gehört hat, der wusste eigentlich alles, was man über das 0:2 im Landesderby beim VfB Stuttgart wissen musste. Versucht hatte es "Hoffe" immer wieder. Ein, zwei große Chancen wurden liegengelassen. Oft scheiterten die Angriffe aber schon am letzten oder vorletzten Pass. Ein Rückfall. Dieses Problem schien man zuletzt eigentlich in den Griff bekommen zu haben.
Doch was nun? Man dürfe sich das nicht so leicht vorstellen, erklärte Hoeneß: "Wir waren ineffizient, also machen wir jetzt mal zehn Minuten länger Torschusstraining – das ist ein bisschen komplexer." Man arbeite an diesem Thema nicht nur auf dem Platz über verschiedene Trainingsformen, sondern auch neben dem Platz durch Einzelgespräche und Analysen. "Ich habe es schon mal gesagt", betonte Hoeneß: "Wir machen viele Tore – könnten aber noch viel mehr machen."
Gegen den Karnevalsverein erwartet der 38-Jährige von seinen Schützlingen einen dominanten Auftritt. Also einen Pflichtsieg gegen das Kellerkind?
Nicht ganz. Die Mainzer sind das sechstbeste Rückrundenteam, haben mit 14 Zählern in der zweiten Halbserie bereits doppelt so viele Punkte gesammelt wie in den ersten 17 Partien. Der positive Trend ist auch Hoeneß nicht entgangen. "Sie investieren viel, sind körperlich und läuferisch stark, gerade gegen den Ball, und werden aktuell mit guten Ergebnissen belohnt – für uns ist das eine taffe Aufgabe." Eine Aufgabe, die Hoffenheim mit ähnlichem Personal angeht wie die vergangenen. Ein Fragezeichen steht noch hinter dem Einsatz von Christoph Baumgartner (Pferdekuss), dafür ist Mijat Gacinovic wieder ins Training eingestiegen.
Nur mit einem Sieg könnte die TSG die vagen Hoffnungen, sich doch noch erneut für einen internationalen Wettbewerb zu qualifizieren, am Leben halten. Dabei hätte Hoeneß auch kein Problem, wenn es am Ende die umstrittene Europa Conference League wird, die erstmals in der kommenden Saison als dann drittklassiger europäischer Wettbewerb ausgetragen wird:. "Das ist ein lohnendes Ziel. Wir wären ja bescheuert, wenn wir da nicht rein wollten."
Weniger begeistert ist der TSG-Trainer von den anstehenden Länderspielreisen in der kommenden Woche. Aufgrund der Corona-Ansteckungsgefahr sei ein "Schuss Sorge" mit dabei, so der diesbezüglich leidgeprüfte Hoeneß. Grundsätzlich stelle der Klub seine Nationalspieler ab. Lediglich für Reisen in sogenannte "Virusvariantengebiete" wollen die Kraichgauer ihre Profis nicht zur Verfügung stellen. Dies betrifft beispielsweise die Österreicher im Kader, die in Schottland antreten müssten.