Sebastian Rudy tief enttäuscht

Hoffenheims Allzweckwaffe scheiterte an Nuancen

01.06.2016 UPDATE: 02.06.2016 06:00 Uhr 1 Minute, 13 Sekunden

Sebastian Rudy. Foto: dpa

Von Joachim Klaehn

Zuzenhausen/Ascona. Die Enttäuschung saß tief, tiefer als es sich Hoffenheims Nationalspieler Sebastian Rudy (26) bei der Abfahrt aus dem Trainingslager in Ascona anmerken ließ. Denn der gebürtige Nordschwarzwälder aus Villingen-Schwenningen, der 2010 vom VfB Stuttgart in den Kraichgau wechselte, hatte gehofft und gedacht, er würde bei der demnächst beginnenden EM in Frankreich am Start sein. Viele Anzeichen sprachen dafür: Die Tatsache, dass er seit dem WM-Titelgewinn 2014 in Rio de Janeiro mit die meisten Berufungen erhielt und gemeinsam mit Jérôme Boateng, Mario Götze und Lukas Podolski zu den Prämienrekordhaltern in der EM-Qualifikation (jeweils 200 000 Euro) zählte.

Zuletzt spielte Rudy bei den Tests gegen Italien (4:1) in München und gegen die Slowakei (1:3) in Augsburg sogar durch. Die hintere rechte Abwehrseite schien seit dem Rücktritt von Vorzeigefigur Philipp Lahm nicht nur eine Baustelle, sondern eine große Chance für Rudy zu sein. "Er kann zu einer echten Alternative werden", sagte Bundestrainer Jogi Löw im Spätherbst, "wenn er bei uns war, hat er sich prima in die Mannschaft integriert." Am Dienstag verlor Löw über Rudys Aus kein Wort, außer seiner Namensnennung.

Dabei hatte TSG-Retter Julian Nagelsmann Rudy unlängst gestärkt: "Er passt gut ins Anforderungsprofil von Joachim Löw." Umsonst. Löw traut Leuten wie Benedikt Höwedes (Schalke), Emre Can (Liverpool) oder Jungstar Joshua Kimmich (FC Bayern) offenbar mehr zu. Sie spielen international mit ihren Klubs - und eben nicht wie Rudy bei einem Abstiegskandidaten.

Dem Vernehmen nach waren Nuancen entscheidend. Vielseitigkeit kann auch von Nachteil sein. Die Nichtnominierung für den 23er-Kader wird den Gedankenprozess bei Rudy, der in Heidelberg wohnt, zusätzlich ankurbeln. "Natürlich denkt man darüber nach, wie es weitergeht", sagte Rudy in einem langen Interview mit der FAZ. Sein Vertrag bei "Hoffe" läuft bis 2017, Bayer Leverkusen soll sich ernsthaft mit einem Rudy-Transfer auseinandersetzen. Rudys neuer Berater Christian Nerlinger (43) hat an seinem Profil gearbeitet. Nerlingers Top-Kunde heißt übrigens Jérôme Boateng.

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