Knaller auf Schalke? Hoffenheim fährt selbstbewusst ins Revier

Die TSG kann den angeschlagenen Champions-League-Teilnehmer mit einem Sieg überholen

05.03.2015 UPDATE: 06.03.2015 06:00 Uhr 2 Minuten, 14 Sekunden

Vor der Schalker Flagge an der Eckfahne feiern Roberto Firmino, Torhüter Jens Grahl, Tobias Strobl, der derzeit verletzte Niklas Süle und Spielführer Andreas Beck (von rechts) im Dezember 2013 den Hoffenheimer Pokalsieg. Foto: APF

Von Achim Wittich

Sinsheim. Von März 2011 bis Dezember 2012 assistierte Markus Gisdol beim FC Schalke 04 erst Ralf Rangnick und nach dessen legendärer letzter Stadionehrenrunde vor 60 000 Königsblauen Nachfolger Huub Stevens. Hoffenheims Trainer kennt folglich die extremen Stimmungsschwankungen rund ums Berger Feld nur allzu gut. "Wenn Du das Derby verlierst, knallt es in Gelsenkirchen. Das kann ich aus meiner zweijährigen Erfahrung dort sagen", blickte Gisdol gestern auf seine erlebnis- und lehrreiche Zeit beim Klub aus dem Revier zurück.

Am morgigen Samstag um 15.30 Uhr (live in Sky) ist er mit der TSG 1899 Hoffenheim wieder einmal an der alten Wirkungsstätte zu Gast und kann dabei im Gegensatz zu seinem Schalker Kollegen Roberto Di Matteo ziemlich entspannt sein. Denn während bei S04 nach der 0:3-Pleite in Dortmund selbst der ehemalige Kult-Mannschaftsbetreuer Charly Neumann - verstorben 2008 - Tränen vom derzeit gar nicht blau-weißen Himmel herab vergießt, scheint bei 1899 sportlich längst wieder die Sonne.

Kim und Elyounoussi fraglich

Zwei Siege sowie ein Remis im Bundesliga-Alltag und der jüngste Pokalerfolg in Aalen haben den verpatzten Rückrundenstart mit drei Niederlagen fast vergessen gemacht. Auf Rang sieben verweilen Gisdols Jungs seit geraumer Zeit und sitzen dem kommenden Gegner im Nacken. Bei einem Erfolg würde die TSG am aktuellen Tabellenfünften vorbeiziehen. Dann dürfte mit Sicherheit ein Gewitter über Champions-League-Sieger Di Matteo, der 2012 mit Chelsea in München den Bayern das "Finale dahoam" verdarb, hereinbrechen.

Wird sich der Schweizer also von seinem Catenaccio verabschieden und den Mauerfall von Gelsenkirchen befehlen? Bisher setzte Di Matteo auf eine Fünfer-Abwehrkette und postierte davor drei weitere Abfangjäger. Das war hin und wieder erfolgreich, zu häufig aber auch nicht. Weshalb Schalkes Hoffnungsträger auf der Bank seit seinem Amtsantritt gar weniger Punkte (1,69) im Schnitt holte als sein Vorgänger Jens Keller in 58 Ligaspielen (1,76).

"Sie werden alles auf den Prüfstand stellen", sagt Gisdol, erwartet aber deswegen noch lange nicht wild nach vorne preschende Schalker. Die Grundordnung könnte sich zwar etwas verschieben, vermutet der Schwabe, aber es sei schwierig, in einer Woche eine grundsätzliche Herangehensweise völlig zu verändern.

Personell macht ihm in erster Linie die Wadenverletzung von Außenverteidiger Jin-Su Kim leichte Kopfschmerzen. "Er ist nach wie vor bei 50 Prozent", teilte Gisdol mit. Bei einem Ausfall des "Duracell-Männchens" braucht der gebürtige Geislinger allerdings noch keine Schmerztablette. Gisdol: "Wir haben schon mehrmals andere Lösungen gefunden." Andreas Beck könnte auf Kims linke Abwehrseite wechseln und dafür Tobias Strobl die Position des Kapitäns einnehmen. Dann wäre in der Mitte ein Plätzchen für David Abraham frei. Nachwuchsmann Jeremy Toljan (20), in Aalen auf dem Prüfstand, dürfte dagegen auf Schalke nicht zum Zug kommen, Tarek Elyounoussi (Oberschenkelverletzung) ist wie Kim angeschlagen.

Im Mittelfeld scheint das Trio Pirmin Schwegler, Sebastian Rudy und Eugen Polanski des Sportchefs Wohlwollen erspielt zu haben (Gisdol: "Jeder hat eine sehr gute Form"). Stehen alle drei auf dem Rasen, findet der Gegner kaum einen Weg durchs Zentrum. Kleiner Haken an der Sache: Auf den Flügeln gibt’s dann mehr Freiräume, um "Hoffe" zu knacken.

Anfang Dezember 2013 gelang das den Schalkern im Pokal-Achtelfinale nicht, 1899 triumphierte mit 3:1. Rund 1000 mitreisende Hoffenheimer Anhänger werden diesmal darauf hoffen, dass sie erneut jubeln können.

Darauf, dass die Schalker Fans ihren Lieblingen die Unterstützung verweigern oder sie gar auspfeifen, setzt der TSG-Coach nicht. "Es gibt niemand, der auf Schalke das Stadion leer spielen kann. Dort kann eine einzige Situation reichen, damit die Stimmung kippt. Es wird eine spannende Aufgabe für uns", so Gisdol, der froh darüber ist, dass seine Profis in Aalen nicht alle Kräfte verbraucht hätten. Denn die brauchen sie morgen sicherlich.

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