Hoffenheim-Trainer: "Sind nicht Bayern, Dortmund oder Schalke"

Markus Gisdol will nichts von einer gestiegenen Erwartungshaltung im Kraichgau wissen.

10.05.2014 UPDATE: 10.05.2014 06:00 Uhr 3 Minuten, 36 Sekunden
'Wir hätten alle 'Hurra' geschrien': Markus Gisdol hat nach einer erfolgreichen Spielzeit mit 1899 Hoffenheim allen Grund zur Freude. Foto: APF
Von Jonas Keinert

Zuzenhausen. Innerhalb eines Jahres führte Markus Gisdol (44) die TSG 1899 Hoffenheim zuerst über die Relegation zum Klassenverbleib in der Fußballbundesliga und anschließend ins gesicherte Mittelfeld. Mit einem Sieg gegen Eintracht Braunschweig könnte es sogar die zweitbeste Bundesligasaison in der Vereinsgeschichte werden. Der Abwärtstrend ist gestoppt und Gisdol kann bereits in Ruhe für die kommende Saison planen. Hoffenheims Trainer spricht über mögliche Abgänge im Kader und hofft, dass die Erwartungen im Kraichgau trotz der guten Platzierungen und des Transfers von Eintracht Frankfurts Pirmin Schwegler nicht steigen werden.

Markus Gisdol, 1899 Hoffenheim wird die Saison im gesicherten Mittelfeld beenden. Sind Sie damit zufrieden?

Wenn man uns vor einem Jahr um diese Zeit gesagt hätte, wir dürften in der Bundesliga bleiben und stünden ein Jahr später auf Platz neun, dann hätten wir alle "Hurra" geschrien. Wir sind sehr zufrieden, ja. Wir wollten versuchen, uns zu stabilisieren. Das ist ganz gut gelungen, vor allem in der Rückrunde. Aber man muss ehrlich sein: es war alles sehr knapp. Es hätte auch Platz 13 oder 14 sein können.

Heißt das, dass man in der kommenden Saison auch wieder weiter unten hinein rutschen könnte?

Die Fehler, die in der Vergangenheit zu solchen Zeitpunkten gemacht wurden, dürfen wir nicht wiederholen. Wir dürfen uns in der neuen Saison nicht an Platz neun messen. Wir müssen wissen, welches Glück es auch ist, zu diesem Zeitpunkt so weit oben zu stehen. Wir dürfen jetzt keinen Hirngespinsten aufsitzen und utopische Ziele ausrufen. Es war eine Saison fast ohne Verletzungen und große Sperren.



Platz neun in der Liga und neue Investitionen könnten größere Erwartungen, etwa nach der Europa League, wecken. Wie nehmen Sie das wahr?

Ich habe nicht den Eindruck, dass eine größere Erwartungshaltung da ist - weder intern noch extern. Man muss es realistisch betrachten: Wir waren nach Braunschweig die Mannschaft mit der geringsten Erfahrung, gemessen an der Zahl der Bundesligaspiele. Unser Kader war dünn und es haben sich viele Spieler besser entwickelt, als es ihnen zuzutrauen war. Wir müssen uns auf Verletzungen vorbereiten und verschiedene Positionen punktuell ersetzen. Wenn man die Chance hat auf einen guten Spieler, der zu uns passt, dann dürfen wir uns nicht scheuen ihn zu verpflichten - ohne gleich zu hohe Erwartungen zu wecken.

Ist die Europa League ein Fernziel oder ein Wunsch?

Insgesamt wollen wir versuchen erfolgreichen Fußball zu spielen. Aber wir sind nicht Bayern, Dortmund oder Schalke, die sich jedes Jahr für die Champions League qualifizieren müssen. Wir sind immer noch ein Verein, der gerade erst dabei ist, sich in der Bundesliga zu behaupten. Wenn Hoffenheim es schaffen kann, ein Bundesligist zu werden, der stabil zwischen Platz acht und zwölf spielt, dann ist viel erreicht. Das schafft man nicht in ein, zwei Jahren.

Im Sommer kommen elf ausgeliehene Spieler zurück. Wer von denjenigen kann Ihnen weiterhelfen?

Das werden wir sehen. Alexander Rosen führt zurzeit viele Gespräche. Vielleicht gibt es einen Spieler, der uns helfen kann und andere, die uns nicht helfen können und abgegeben werden.

Im Sturm stehen Modeste und Schippá †lock im Moment nicht zur Verfügung. Denken Sie auf dieser Position über eine Verstärkung nach?

Fakt ist, dass es jetzt gut gewesen wäre, wenn wir einen weiteren Spieler im Kader gehabt hätten. Das war der Situation in diesem Jahr geschuldet. Janik Haberer kommt dazu und vielleicht überrascht uns auch noch der ein oder andere, der schon da ist und den man vielleicht nicht auf dem Zettel hat.

Mit Stefan Thesker, Kenan Karaman und Fabian Johnson stehen drei Abgänge fest. Sind weitere geplant?

Johnson tut uns sehr weh. Er hat in den letzten Wochen eine starke Form gefunden. Es wäre schon gut, wenn man das rückgängig machen könnte, aber das geht leider nicht. Das ist schade. Bei den anderen Spielern sprechen wir von auslaufenden Verträgen. Ich glaube schon, dass die ein oder andere Veränderung im Kader noch stattfinden wird. Unsere Planungen laufen bereits seit dem Winter sehr intensiv. Deshalb sind wir in vielen Dingen schon sehr weit.



Warum ist in Hoffenheim die Torhüter-Position immer wieder ein Diskussionsthema?

Ich kann nur das Jahr schildern, in dem ich hier in der Verantwortung bin. Es hat ja im ersten Spiel schon angefangen, als Gomes im Tor stand, sich verletzte und Koen Casteels rein kam. Koen ist auch ein sehr junger Torhüter, der dann zeitweise von Jens Grahl ersetzt wurde. Beide haben ihre Sache insgesamt ordentlich gemacht. Aber auch da sind wir sehr jung besetzt, ohne große Erfahrung. Wir müssen die Entwicklungen beobachten.

Tut eine Verstärkung auf dieser Position gut?

Wir haben gesagt, dass wir alle Positionen, alles Leistungen analysieren und daraus dann unsere Schlüsse ziehen. Das gilt auch für die Torhüter-Position. Mehr gibt es dazu zum jetzigen Zeitpunkt nicht zu sagen.

Können Sie dieses Jahr nach der Saison etwas leichter abschalten, als nach der Relegation im vergangenen Jahr?

Wir gehen hier alle auf dem Zahnfleisch, weil wir letzten Sommer eigentlich keine Pause hatten. Wir hatten die Relegation, dann stand der Kader gar nicht fest und wir mussten viel aufarbeiten. Auch die Vorrunde war extrem. Man kann sich nicht mehr Höhen und Tiefen in einer Halbserie vorstellen. Es hat schon Kraft gekostet, die Mannschaft in der Spur zu halten. In der Rückrunde haben wir uns stabilisiert und mehr Punkte geholt, aber drei Tage zur Erholung reichen sicher nicht. Ich werde mir in der Sommerpause einen Freiraum nehmen, um wenigstens zwei, drei Wochen komplett abzuschalten. Anders geht es nicht.

Werden Sie die WM vor Ort verfolgen?

Das ist nicht geplant. Eher von zu Hause aus oder aus dem Urlaub.

Wer wird Weltmeister?

Ich glaube schon, dass die südamerikanischen Mannschaften Vorteile haben, weil sie die Region und die klimatischen Bedingungen kennen.

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