Die kleinen und großen Defizite Hoffenheims
"Hoffe" sucht die Form und Abnehmer für die ausgemusterten Profis - Elyounoussi wird geschont

Sinsheim/Zuzenhausen. Am Donnerstag herrschte Hochbetrieb in der Sinsheimer Rhein-Neckar-Arena, denn ein dreistündiges Fotoshooting für die Deutsche Fußball Liga (DFL) stand auf dem Programm. In Kleingruppen aufgeteilt, absolvierten die Profis der TSG 1899 Hoffenheim insgesamt sieben Stationen. Bilder wurden geschossen, Videosequenzen gedreht - alles wird heutzutage digitalisiert und um den Globus geschickt. Auf dem offiziellen Mannschaftsfoto fehlte die sogenannte Trainingsgruppe 2, die derzeit unter Honorartrainer Sascha Koch (35) parallel auf einem Nebenplatz des Dietmar-Hopp-Stadions in Hoffenheim fit gehalten wird.
Der jüngste Bericht in der Sportbild ("Stunk im Dorf") dürfte den Hoffenheimer Verantwortlichen nicht gefallen haben. Das Paket wirke "lax", schrieb das bunte Hamburger Sportmagazin, "Vorbereitung sieht eigentlich anders aus." Beim nordbadischen Provinzverein sieht man das naturgemäß ganz anders. Die Ausgemusterten (Wiese, Weis, Derdiyok, Delpierre, Braafheid, Acquah und Jaissle) bekämen ein "ordentliches Training" (Pressesprecher Holger Tromp). Neun Einheiten zog Koch, unterstützt von Athletiktrainer Otmar Rösch und U 23-Torwarttrainer Michael Rechner, im Laufe der Woche durch. Freilich bleibt es eine schmale Gratwanderung, zumal der Marktwert der Spieler möglichst wenig leiden soll. Letztlich geht es um millionenschwere Gehälter, die durch zeitnahe Verkäufe kompensiert werden müssten. Ansonsten droht ein Szenario mit einem "Defizit im hohen siebenstelligen Bereich", wie Frank Briel, Geschäftsführer Finanzen, für das Geschäftsjahr 2012/13 im kicker befürchtet. Will heißen: Gesellschafter und Beiratsvorsitzender Dietmar Hopp wäre gezwungen, die Schatulle weit zu öffnen.
Wenngleich die 1:2-Niederlage beim Oberligisten SGV Freiberg nur bedingt Aussagekraft besitzt, Cheftrainer Markus Gisdol konnte im Schwäbischen mit der Vorstellung seiner "Jungs" nicht zufrieden sein. "Wenn du die Zweikämpfe nicht gewinnst, dann kann man auch mal gegen einen Oberligisten verlieren", kritisierte Gisdol die mangelhafte Präsenz und Konzentration. Am morgigen Samstag (16 Uhr) muss es beim Zweitligisten FSV Frankfurt schleunigst besser werden. Am Bornheimer Hang wird Tarik Elyounoussi definitiv fehlen. Der Neuzugang von Rosenborg Trondheim zog sich in Freiberg eine leichte Gehirnerschütterung zu und blieb die Nacht über zur Überwachung in einer Ludwigsburger Klinik. Elyounoussi wird geschont - für das bevorstehende Trainingslager in Leogang/Österreich. Am Montagmorgen hebt der Flieger von Mannheim aus Richtung Salzburg ab, nachmittags hat Gisdol bereits die erste Übungsmaßnahme angesetzt.
Rund um den Feinschliff im 3 122-Einwohner-Seelenörtchen Leogang warten mit Apoel Nikosia (19. Juli) und Athletic Bilbao (23. Juli) zwei ernsthafte Kontrahenten. Ein Ansteigen der Formkurve ist vonnöten, um ein geschlossenes Gesamtbild abzugeben. "Aufi" statt "obi" soll's nämlich mit "Hoffe" gehen ...