Bei Hoffenheims Kapitän Andreas Beck herrscht "eine große Vorfreude"
Die taktische Flexibilität soll bleiben, das Spektakel auch, die Gegentorflut aber minimiert werden, fordert Beck.

Brunnen. An einer Stelle sagt Andreas Beck, während er die Situation der TSG 1899 Hoffenheim im Sommer 2014 einschätzt, "im Englischen würde man von progress sprechen". Er übersetzt dann ziemlich frei: "Es geht vorwärts." Damit meint der Hoffenheimer Kapitän nicht nur den Spielstil der Mannschaft von Trainer Markus Gisdol. Es gebe insgesamt eine positive Entwicklung, präzisiert der Verteidiger: "Ich spüre eine große Vorfreude." Noch sind es knapp dreieinhalb Wochen bis zum Erstligastart gegen den FC Augsburg. Aber auch das Regenwetter im Trainingslager der TSG am Vierwaldstätter See kann die Vorfreude Becks auf die neue Runde nicht trüben.
Andreas Beck hat alle sechs Erstligarunden der TSG seit dem Aufstieg 2008 mitgemacht. Außer ihm hat diese wechselhafte Geschichte im aktuellen Kader nur Sejad Salihovic mitgeschrieben. Beck weiß also, wovon er spricht. Es ist tatsächlich seit langem mal wieder so etwas wie Vorfreude im Umfeld des TSG zu spüren. Beim Trainingsauftakt machten über 3.000 Menschen die Welle, während die Mannschaft ihre Runden zog. An so etwas kann sich Beck nicht erinnern.
Der Routinier hat im Frühjahr ja lange gezögert, seinen auslaufenden Vertrag zu verlängern. Am Ende hat er es dann doch getan, bis 2017. Dass die jungen, umworbenen Hochbegabten wie Firmino und Volland ihren Verbleib bekundeten, war ein Signal für den 27-Jährigen. "Ich wollte den Weg mit mutigem Fußball weiter mitgehen", sagt Beck. Das Gerüst für diesen Fußball stehe und in der Qualität der sechs Neuzugänge sieht Beck den Kader nun auf einem höheren Niveau. Torwart Oliver Baumann (Freiburg) könnte eine Schwachstelle in der Elf beheben, Pirmin Schwegler (Frankfurt) ist im Mittelfeld ein Stratege, der mit seinem taktischen Instinkt für mehr Balance im mitunter zu mutigem Spiel der TSG sorgen könnte, und der wuchtige Adam Szalai (Schalke) scheint als erster Verteidiger im Sturm die perfekte Wahl für den aggressiven Balleroberungsfußball.
"Das sind ja alles Leute, die schon ein Gesicht in der Liga haben", sagt Beck. Hinzu kommen als Alternative in der Abwehr Ermin Bicakcic (Braunschweig) und der bislang überzeugende Jungstürmer Janik Haberer vom Drittligisten Unterhaching. Und der Südkoreaner Jin-Su Kim könnte den Verlust des einzigen Stammspielers (Fabian Johnson, Mönchengladbach) kompensieren und Andreas Beck wieder zur Rückkehr auf seine angestammte rechte Seite verhelfen. Beck geht davon aus, künftig wieder rechts zu spielen, er habe sich aber auch links wohlgefühlt, versichert er. Eine Rückkehr auf der Rechtsverteidigerposten in der Nationalmannschaft (neun Einsätze) sieht er aber weder dadurch erhöht, noch durch das Karriereende von Philipp Lahm. "Ich muss in Hoffenheim gut spielen, das habe ich jetzt im Kopf", sagt Beck.
Er glaubt, dass die Erfahrung den Neuen helfen wird, die Spielprinzipien des Hoffenheimer Vorwärtsfußballs schnell zu verinnerlichen. Erst wenn diese verstanden seien, könne die Taktik ausgehend von einem 4-2-3-1-System immer wieder je nach Gegner und Situation auf eines mit drei Sechsern oder einer Raute im Mittelfeld mit zwei Stürmern verändert werden, so Beck. Von außen wollen sich die Hoffenheimer partout keine größere Erwartungshaltung andichten lassen, auch wenn sich das kaum vermeiden lassen wird. Die Branche schaut angesichts der Vertragsverlängerung von Firmino und den etablierten Zugängen erstaunt nach Nordbaden. Beck sagt: "Wir wollen weiter unseren Fußball spielen, der ja oft mit dem Wort Spektakel verbunden wurde." Über Tabellenplätze verliert er aber ebenso wenig ein Wort wie jeder andere TSG-Profi. Die taktische Flexibilität soll bleiben, das Spektakel auch, die Gegentorflut aber minimiert werden, fordert Beck.
Es habe zu viele enge Spiele gegeben, die am Ende verloren wurde, analysiert er. Das soll in dieser Runde anders werden, Andreas Beck sagt: "Wir wollen das Glück öfter auf unsere Seite zwingen."