Hoffenheims Profis wandeln auf einem schmalen Grat
Aus dem Tritt – Zwischen Bundesliga-Alltag und Champions League

Sorgenkind: Andrej Kramaric (r.) ist momentan nicht auf Ballhöhe. Foto: APF
Von Achim Wittich
Sinsheim. Drei Tage vor dem sportlichen Höhepunkt der Vereinsgeschichte galt es am Samstagnachmittag für die Hoffenheimer Champions-League-Fußballer, erfolgreich den Bundesliga-Alltag zu bewerkstelligen. Es gelang nicht. War das am Dienstag anstehende Königsklassenduell gegen Manchester City gar schuld daran, dass es gegen die Roten Bullen aus Leipzig nicht einmal zu einem Teilerfolg reichte? "Es wäre das gleiche Spiel gewesen", wollte Julian Nagelsmann derlei Spekulationen auf der Pressekonferenz erst gar nicht aufkommen lassen.
Auch der eingewechselte Kerem Demirbay, der bei seinem Comeback noch keine entscheidenden Akzente setzen konnte, sah das nicht anders: "Wir haben einfach den Zeitpunkt verpasst, in der ersten Halbzeit das 1:0 zu machen", meinte der Nationalspieler beim Abgang aus der Arena enttäuscht - und richtete den Blick flugs voraus. "Das ist etwas Historisches und etwas sehr, sehr Schönes", freut sich Demirbay auf den Vergleich mit dem englischen Meister. Einen "sehr, sehr starken Gegner" erwarte er und hofft auf seinen Einsatz von Beginn an. Forderungen aber stellt er keine. "Ich möchte mir selbst keinen Druck machen und vertraue dem Trainer voll und ganz. Er wird schon das Richtige machen." Die Hoffenheimer versuchten trotz des Frustes allesamt, positiv zu bleiben. "Es gehört für uns als Profi dazu, dass wir das heute schnell abhaken", sagte Stefan Posch, der die beiden Gegentore als "komplett unnötig" bezeichnete.
Es ist ein schmaler Grat, auf dem "Hoffe" zwischen Ligageschäft und den internationalen Auftritten wandelt. In der Vorsaison kamen die europäischen Premierenkicker durch die wenig erfolgreichen Auftritte in der Europa League aus dem Tritt. Erst in der Rückrunde, dann nach dem frühen Pokal-Aus nur noch eingleisig unterwegs, ging es steil nach oben bis hinauf zum dritten Tabellenplatz. Ein weiteres "Wunder von Hoffenheim" war Realität geworden.
Obwohl Hoffenheims Himmelsstürmer natürlich nicht von vorne herein die Flinte ins Korn werfen werden, ist die Ausgangsposition vorm Aufeinandertreffen mit dem Starensemble von Trainer Pep Guardiola alles andere als gut. Die Verletztenmisere nimmt ebenfalls fast schon historische Züge an und Julian Nagelsmann ist eben auch kein Wundermann, der die ständigen Ausfälle kompensieren kann. Ein Kevin Vogt beispielsweise, der diesmal kurzfristig passen musste (siehe oben), ist eben nicht gleichwertig zu ersetzen. Und dass Kerem Demirbay nach seiner langen Pause sofort wieder auf höchstem Leistungsniveau agiert, kann verständlicherweise nicht erwartet werden.
Sorgen bereitet vor allen Dingen auch Vize-Weltmeister Andrej Kramaric. Sein Elfmetertor gegen die Sachsen kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Kroate derzeit völlig neben sich steht. Ob seine vergebene Riesenchance in Düsseldorf und die Nachwehen der umjubelten kroatischen Russland-Expedition dafür verantwortlich sind? Das Spiel gegen die "Citizens", die sich nach dem 1:2 gegen Olympique Lyon keinen weiteren Ausrutscher erlauben wollen, könnte für die TSG aber eine Chance bedeuten. Einen Erfolg erwartet von Nagelsmanns Schützlingen keiner wirklich. Und anschließend bleibt ein klein wenig mehr Zeit zum Durchatmen. Erst am Sonntag (15.30 Uhr) kommt Eintracht Frankfurt in die Rhein-Neckar-Arena. Jeder Tag Pause mehr tut "Hoffe" gut.