Fühlt sich bereit für die Bundesliga: "Hoffes" Rückkehrer Joelinton. Foto: Hinterramskogler
Von Joachim Klaehn
Windischgarsten. Sein kompletter Name dürfte sich kaum zu merken sein: Joelinton Cassio Apolinário de Lira. Kurzum Joelinton, so lautet nämlich sein Fußballer- oder Künstlername. Der 21-jährige Brasilianer hat auf sich aufmerksam gemacht und hofft inständig darauf, nach drei Jahren Europa in der Bundesliga bei Hoffenheim Fuß fassen zu können. Es ist Joelintons zweiter Anlauf nach der Premierensaison 2015/16 im Kraichgau, die nicht wunschgemäß für den groß gewachsenen Stürmer verlief. Eine einzige Minute in der Nachspielzeit gegen Schalke 04 konnte das Talent damals für sich verbuchen.
Doch dies soll sich signifikant ändern, davon sind der Profi selbst, aber auch die TSG-Verantwortlichen überzeugt. "Ich bin bereit, hier in Hoffenheim zu spielen", sagt Joelinton an einem schattigen Plätzchen nach der schweißtreibenden Arbeit. Er fühle sich stark, sei voll motiviert und würde jeden Tag im Training 110 Prozent geben, erzählt der Mann, den Manager Alexander Rosen kurz und treffend als "furchtbare Kante da vorne" bezeichnet. Joelinton spricht leise, behutsam, aber auf Deutsch.
"Hoffe" hatte Joelinton für eine Ablösesumme von 2,2 Millionen Euro von Sport Recife geholt und mit einem Vertrag bis 2020 ausgestattet. Sie hofften auf eine Leistungsexplosion unter Markus Gisdol, doch diese blieb aus, weil der Junge mit seinen zarten 18 Jahren Integrations- und Sprachprobleme besaß. Er fühlte sich unwohl - und war zu unreif.
Ergo wurde Joelinton, der Schützling des Beraters Roger Wittmann, für eine Gebühr von 600.000 Euro an Rapid Wien ausgeliehen. Beim österreichischen Rekordmeister (32 Titel) avancierte der Brasilianer zum Stammspieler - in insgesamt 79 Einsätzen gelangen ihm 21 Tore. Dennoch entschieden sich die Grün-Weißen gegen eine Kaufoption, die Summe hätte bei rund sieben Millionen Euro gelegen.
Hintergrund
Bleibt "Eisen-Ermin"?
Seit 2014 spielt Ermin Bicakcic (28) für 1899 Hoffenheim. Doch seit der Verpflichtung von Kasim Adams Nuhu halten sich hartnäckig die Gerüchte, dass der lustige Bosnier mit dem deutschen Pass wechseln möchte. Nach dem Hamburger SV
Seit 2014 spielt Ermin Bicakcic (28) für 1899 Hoffenheim. Doch seit der Verpflichtung von Kasim Adams Nuhu halten sich hartnäckig die Gerüchte, dass der lustige Bosnier mit dem deutschen Pass wechseln möchte. Nach dem Hamburger SV und Trabzonspor Kulübü soll nunmehr Hannover 96 Interesse am Innenverteidiger haben. Doch "Eisen-Ermin" ist wegen seiner Spielweise und kumpelhaften Art beliebt. Gut möglich, dass der Ex- Möckmühler und -Heilbronner im Kraichgau (Kontrakt bis 2020) bleibt.
Fangemeinde kommt
Von Tag zu Tag werden es mehr "Hoffe"-Fans in Windischgarsten. Am Donnerstag kamen 60 an, ein weiterer Bus wird heute eintreffen. Rechtzeitig zum Fangrillen (ab 18.30 Uhr) am hiesigen riesigen Golfgelände. Einen Vorgeschmack auf das Treffen mit ihren Lieblingen bekamen die TSG-Anhänger gestern. Kaderabek, Ochs, Hübner, Schulz, Bittencourt, Pires, Posch, Joelinton und später auch Nagelsmann schrieben Autogramme, signierten Trikots und erfüllten Fotowünsche. Sogar auf das Hundeband einer französischen Bulldogge kritzelte Kaderabek etwas - sehr zur Freude von Frauchen und Enkel Alexander.
Nagelsmann rast
Ein klares Wort von "Superman" Nagelsmann. "Downhill", sagte Nagelsmann lächelnd auf RNZ-Nachfrage. Der Trainer ist ein Kind der Berge, mag den Adrenalinkick, den ihm eine knackige Mountainbike-Tour in der Region Phyrn-Priel bringt. Also nutzte "JN" den gestrigen freien Nachmittag mit treuen Weggefährten - im Rausch der Geschwindigkeit. jog
Die TSG hingegen scheint nach den Abgängen von Mark Uth und Serge Gnabry auf die Offensivpower von Joelinton zu setzen. "1,92 Meter, Körper und Tempo, das kannst du nicht lernen", so Manager Rosen über das Rüstzeug, "er hat das einfach!" Joelinton selbst betrachtet seinen markanten Körperbau als Geschenk Gottes, zumal er ein gläubiger Mensch ist.
Vorbilder Ronaldo und Ronaldo
Ein für ihn prägendes Erlebnis sollte Mitte Mai eine Audienz bei Papst Franziskus im Vatikan sein. Eine Abordnung der Hütteldorfer holte sich den Segen von höchster irdischer Instanz ab, darunter auch Joelinton. "Es war eine Exkursion von Rapid, unbeschreiblich", gerät Joelinton ins Schwärmen.
Er will weiter bei Hoffenheim Fleißpunkte sammeln, diesmal soll der endgültige Durchbruch im Kraichgau gelingen. Seine Vorbilder sind Ronaldo, sein Landsmann, sowie der portugiesische Weltstar Cristiano Ronaldo. "Er ist der Beste, lebt wie ein richtiger Profi", sagt Joelinton. Gut möglich, dass Joelinton seinem Idol "CR 7" näher kommt. Am 30. August weiß man mehr, nach der Champions-League-Auslosung für die Gruppenphase …