Baumann ist die Konstante im Team
Bisher 2790 Minuten Nettospielzeit in allen 31 Spielen

Mister Zuverlässig: Schlussmann Oliver Baumann, rechts Leipzigs Timo Werner. Foto: Imago
Von Joachim Klaehn
Leipzig. Torhüter gehören im Profifußball häufig zur Spezies der sich eher unterm Radar bewegenden Protagonisten. Das ist auch beim Hoffenheimer Schlussmann Oliver Baumann der Fall. Der gebürtige Breisacher beschwert sich nicht darüber. Mit 27 Jahren kennt er die vielfältigen Mechanismen des Geschäfts. Die Torproduzenten Gnabry, Uth, Kramaric und Co. stehen mehr im Fokus - sei’s drum.
Beim Sieben-Tore-Festival am Samstag in Sachsen war Baumann derweil ein wichtiger Erfolgsfaktor. "Wenn Lookman und Werner treffen, dann läuft dieses Spiel vielleicht anders", sagte Trainer Julian Nagelsmann, "wir hatten ja auch schwierige Phasen." Stimmt 1899-prozentig. Aus Baumanns Perspektive sollte die größte Herausforderung die 27. Minute sein: Konaté schickte Ademola Lookman. Der 20-jährige Leihspieler vom FC Everton tauchte mutterseelenallein vor dem TSG-Torhüter auf und versuchte ihn mit einem Chipball zu überlisten. Instinktiv machte Baumann alles richtig - blieb auf spektakuläre Art und Weise Sieger. Wie einst bei Handball-Nationaltorhüter Andreas Thiel, berühmt geworden als "Hexer", brachte Baumann einen Arm blitzschnell im allerletzten Moment dazwischen.
"Ich gucke halt, dass ich lange groß bleibe", berichtete Baumann schmunzelnd in der Mixed Zone der "Bullen"-Arena, "und dann habe ich den Arm noch hochgekriegt." Zu diesem Zeitpunkt stand es 1:0 für "Hoffe".
Der Südbadener, vertraglich bis 2021 an Hoffenheim gebunden, leistet ganze Arbeit. In allen 31 Bundesliga-Spielen stand er im Kasten, kommt somit auf eine Nettospielzeit von insgesamt 2.790 Minuten. "Oli zeigt eine gleichbleibend gute Entwicklung", so Nagelsmann auf Nachfrage. Ergo: Eine Konstante, ein großer Rückhalt, eine Führungsfigur.
Dies wurde beim späten 5:2-Anschlusstreffer der Leipziger deutlich. Nadiem Amiri hatte Lookman an der Grundlinie allzu großzügig ziehen lassen, so dass Upamecano am langen Pfosten nur noch mit dem Fuß einzuschieben brauchte. So etwas bringt einen wie Baumann auf die Palme, er nimmt sich Amiri gleich zur Brust. Im Detail brauchte Baumann die Wortwahl nicht zu beschreiben. Er sagte lediglich: "Ich versuche auch bei einer hohen Führung immer weiter zu puschen. Ich will nicht, dass sich da etwas einschleicht - oder wir zu nachlässig werden."
Baumann denkt kollektiv. "Es wäre schön, wenn wir noch mal klettern könnten. Da probieren wir alles. Wenn wir Vierter werden, wäre das Wahnsinn, schlichtweg ein Traum", meinte er vor den abschließenden Spielen gegen Hannover, in Stuttgart und gegen Dortmund.
Über die Nationalmannschaft will der Wahl-Heidelberger nicht großartig reden. Nur so viel: "Ich bin soweit zufrieden …(Kunstpause) … und mache mir recht wenig Gedanken darüber. Natürlich wär’s ein Traum." Baumann ist fraglos einer der besten deutschen Torhüter - womöglich sogar von den DFB-Entscheidern unterschätzt. Und er ist klug, hat längst verinnerlicht: Das Heft des Handelns liegt nicht in seinen Händen. Im Gegensatz zum Geschehen auf dem Leipziger Rasen, den er als "Hexer" Baumann und Fanliebling verließ.