Auslaufende Verträge

SV Waldhof rügt Kapitän Conrad wegen Vertragszoff (Update)

Bislang ausbleibende Gespräche sorgt für Unruhe in der Kabine - Jochen Kientz stehen arbeitsreiche Wochen ins Haus

17.02.2020 UPDATE: 19.02.2020 21:13 Uhr 3 Minuten, 3 Sekunden
Geht nicht nur auf dem Grün voran: Kevin Conrad fordert Klarheit bei Verhandlungen. F: vaf

Mannheim. (dpa-lsw) Die Führung von Waldhof Mannheim hat Kapitän Kevin Conrad für dessen Aussagen zu auslaufenden Spielerverträgen beim Fußball-Drittligisten gerügt. "Es ist ein Unding und absolut unprofessionell, diese Aussagen als Kapitän zu tätigen", erklärte der der Sportliche Leiter Jochen Kientz am Donnerstag nach einem Gespräch mit Conrad. "Gerade als Kapitän und erfahrener Spieler muss sich Kevin über seine Aussagen und deren Wirkung in der Öffentlichkeit bewusst sein." Persönliche Interessen seien insbesondere im Profisport zweitrangig.

Kapitän Conrad hatte gesagt, dass "in der Kabine fast über nichts anderes geredet" werde als über das Vertragsthema. Er äußerte sich aus Sorge, weil sich in den zurückliegenden Wochen wenig getan habe. Conrad bezeichnete den Umgang mit verdienten Spielern als "Unding".

"Die Spieler wissen, dass Sie bei Problemen immer zu mir kommen können und wir seriös mit diesen umgehen", sagte Kientz. "Wir sind uns aber auch beim SV Waldhof Mannheim einig, dass wir uns nicht über eine öffentliche Diskussion zu Entscheidungen treiben lassen werden."

Conrad haben nun zu verstehen gegeben hat, "dass er den Ablauf im Nachgang ebenso als falschen ansieht", berichtete SVW-Geschäftsführer Markus Kompp. "Es sollten sich nun wieder alle auf die kommenden wichtigen Aufgaben konzentrieren."

Update: Mittwoch, 19. Februar 2020, 21.13 Uhr

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Von Michael Wilkening

Mannheim. Der SV Waldhof Mannheim steht vor spannenden Wochen: Nach dem Spitzenspiel am kommenden Samstag beim Tabellenführer MSV Duisburg, kommt es eine Woche später zum Duell gegen den großen Rivalen 1. FC Kaiserslautern. Die Mannheimer erleben in der Dritten Liga gerade viele Sternstunden, nachdem sie 16 Jahre lang im Amateurfußball darben mussten. Die Fans freuen sich auf die nächsten Partien, denn ein Durchmarsch in die Zweite Liga ist kein Hirngespinst, sondern greifbar. Auch wenn es innerhalb der Mannschaft Unruhe wegen der Zukunftsaussichten gibt.

Beim 1:1 am Sonntag gegen Jena standen mit Michael Schultz, Kevin Conrad, Valmir Sulejmani, Gianluca Korte und Mounir Bouziane fünf Akteure in der Startformation, deren Verträge im Juni auslaufen. Maurice Deville, bis zu seiner Verletzung Stammspieler, sowie der eingewechselte Torschütze Raffael Korte, sind ebenfalls nur noch ein paar Monate gebunden. Bis auf Sulejmani, bei dem sich der Kontrakt verlängert, wenn er 20 Pflichtspiele absolviert, gibt es keinen Automatismus, wonach die Leistungsträger über den Sommer hinaus bleiben.

Mittlerweile sind die vielen auslaufenden Verträge längst ein Thema bei der Mannschaft. "Es wird in der Kabine fast über nichts anderes geredet. Natürlich beschäftigt uns das", sagt Kevin Conrad. Der Kapitän ist in Sorge, weil sich in den zurückliegenden Wochen wenig getan hat. Nicht bei ihm und auch nicht bei Spielern wie dem gebürtigen Speyerer Gianluca Korte, der seit mehr als vier Jahren für den SVW spielt, mit dem Klub Höhen und Tiefen erlebte und nicht weiß, ob weiterhin auf ihn gebaut wird. Für den Kapitän ist der Umgang mit verdienten Spielern ein "Unding".

"Es ist noch nicht entschieden, wie es weitergeht", sagt Conrad, der als junger Familienvater daran interessiert ist, schnell Gewissheit über seine Zukunft zu haben. Der 29-Jährige kam 2017 zum Waldhof, stammt aus Künzelsau und würde gerne in Mannheim bleiben. Im Moment gibt es aber noch keine konkreten Verhandlungen, so dass sein Berater nach Alternativen Ausschau hält. "Ich muss meine Familie ernähren", sagt Conrad.

Nicht alle Akteure, deren Verträge auslaufen, müssen an Ehefrau und den eigenen Nachwuchs denken. Die Unruhe steigt dennoch, weil das Gros gerne weiterhin für den SVW auflaufen möchte. Die Aussagen hinsichtlich der guten Atmosphäre innerhalb der Mannschaft sind keine hohlen Phrasen. "Hoffentlich geht das nicht kaputt", erklärt Conrad. "Wir sind nicht nur Kollegen, sondern auch Freunde. Ich denke, dass viele gerne bleiben würden, aber es fehlt ihnen an Wertschätzung von Seiten des Vereins."

Der sportliche Leiter Jochen Kientz wehrt sich gegen Vorwürfe, er würde die Vertragsverhandlungen verschleppen und verweist auf die schwierige Lage, in der er sich befindet. "Die Spieler, die schon länger hier sind, haben sehr gut dotierte Verträge. In dieser Form geht das nicht mehr. Wir wollen den Klub auf gesunde Füße stellen", sagt er. Demnach muss er das Problem lösen, Stammspieler, die gute Leistungen bringen und zum Aufschwung des SVW beigetragen haben, möglichst für weniger Geld zur Unterschrift zu bewegen. Das muss für Unmut sorgen.

Die um sich greifende Unruhe hat aber nicht nur mit Zahlen zu tun. Vielen Spielern fehlt die Wertschätzung. Sie wunderten sich darüber, dass Kientz nicht mit im Trainingslager in der Türkei war, um in Ruhe ein paar grundsätzliche Gespräche zu führen. "Ich stehe in Kontakt mit den Spielern und ihren Beratern", erklärt Kientz. Doch der Druck auf ihn wächst von Woche zu Woche.

Hinzu kommt, dass weder Kientz noch Trainer Bernhard Trares über den Sommer hinaus an den Verein gebunden sind. Das erleichtert die Lage nicht. Den Vertrag des Coaches könnte Kientz verlängern, sein eigener Kontrakt muss von der Geschäftsführung ausgedehnt werden.

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