Die gute alte Grätsche: Waldhof-Kapitän Marcel Seegert (l.) packt sie sicher wieder aus. F: im
Von Daniel Hund
Mannheim. Draußen strahlte die Sonne, drinnen Patrick Glöckner, 44, der Trainer des SV Waldhof. Locker-flockig kreuzte der Lehrmeister der "Buwe" gestern Mittag auf der Pressekonferenz der Mannheimer auf. Kaum saß er auf dem Podium in den Katakomben des altehrwürdigen Carl-Benz-Stadions ging die Frotzelei los: "So, dann prüfen wir doch erstmal die Anwesenheit", lachte er, "und gleich vorneweg: Du da, du hast heute nur zwei Fragen frei."
Glöckner, der Gute-Laune-Bär. So hatte man ihn lange nicht gesehen. Richtig ansteckend war seine Gestik und Mimik. Bleibt die Frage, wo kommt sie her, die Super-Stimmung – schließlich steht der SVW quasi mit dem Rücken zur Wand, befindet sich in akuter Abstiegsgefahr!? Ganz einfach: Die Trainingswoche hat Spuren hinterlassen. Der Ball lief, die Angriffe rollten und die Abwehr stand. So wie man sich das eben wünscht als Trainer.
Man wurde das Gefühl nicht los, als könnte seine Brust nicht breiter sein. Und das ist gut so. Denn am Samstag, ab 14 Uhr, wird einiges auf den Waldhof zurollen. Der FSV Zwickau reist an. Das einstige Kellerkind, das längst die Kurve bekommen hat. Die Sachsen haben 40 Punkte auf der Habenseite. Das sind fünf mehr als der SVW, der zudem bereits ein Spiel mehr auf dem Konto hat.
Oder anders: Für die Glöckner-Elf herrscht Alarmstufe Rot. Ein Heimsieg muss her. Die Leistung bei Titelkandidat Ingolstadt, wo man zuletzt mit 0:1 verloren hat, aber einen überzeugenden Auftritt hinlegte, dient als Maßstab. "Wir müssen diese Power erneut zeigen und unsere Chancenverwertung optimieren", gibt Glöckner die Marschroute vor.
Erfreulich: Kapitän Marcel Seegert, der kürzlich im RNZ-Interview Rede und Antwort stand, ist wieder voll einsatzfähig. Trainiert, dirigiert, macht und tut. Es deutet alles darauf hin, dass er am Samstag neben Jesper Verlaat in der Innenverteidigung stehen wird.
Zwei Haudegen, die nur schwer zu überlisten sind, auf die aber Schwerstarbeit zu kommen wird, denn einer sticht bei Zwickau besonders heraus: Ronny König, 37.
Der 1,90-Meter-Mann ist vorne drin eine Bank. Extrem kopfballstark, immer anspielbar. Glöckner warnt: "Er macht die Bälle geschickt fest oder trifft selbst." Neun Tore sind es in dieser Saison bislang.
Gerade in Mannheim wird er sich sicher auch was ausrechnen. Denn dort gibt es ein Problem, das ihm entgegenkommt: Standards und der Waldhof – das passt einfach nicht. Wenn es in den letzten Wochen Gegentore gab, dann nach ruhenden Bällen. Einwürfe, Ecken Freistöße treiben den Blau-Schwarzen die Schweißperlen auf die Stirn.
Was tun? Trainieren! Wenn das mal nur so einfach wäre. Im Training lässt Glöckner genau solche Spielsituationen simulieren. "Letzte Woche haben wir sie viermal eingebaut, diesmal auch schon zweimal", verrät er der RNZ, "das Problem ist aber meist der zweite Ballkontakt, nicht der erste. Da müssen wir aufmerksam bleiben."
Kurzum: In der Gefahrenzone nicht sofort an den eigenen Spielaufbau denken, sondern den Ball einfach mal weghauen. Wenn’s sein muss auch übers Stadion in den Luisenpark – Hauptsache weg.
Weniger gut: Mittelfeld-Abräumer Max Christiansen fällt mit einem Haarriss im Mittelfuß mehrere Wochen aus, Außenbahn-Rakete Anton Donkor kann nach seinem Muskelfaserriss erst nächste Woche wieder ins Training einsteigen und bei Defensiv-Mann Marcel Hofrath wurde ein Riss des Syndesmosebandes diagnostiziert.
Bittere Neuigkeiten, die sicher auch Strahlemann Glöckner nicht gefallen.