Von Michael Wilkening
Mannheim. Am kommenden Sonntag (13 Uhr) steht das brisante Derby zwischen dem 1. FC Kaiserslautern und dem SV Waldhof Mannheim in der Dritten Liga auf dem Programm. Maurice Deville (27) und Michael Schultz (26) spielten früher für die Pfälzer, stehen mittlerweile aber beim SVW unter Vertrag. Wie sehen der Außenbahnspieler und der Innenverteidiger dem Duell der Rivalen entgegen - und fürchten sie Ausschreitungen?
Michael Schultz, Sie stammen aus Landau, einen Kern-Gebiet der FCK-Fans. Droht diese Woche ein Familienstreit?
Michael Schultz: Nein, da habe ich keine Sorge. Viele Schulfreunde waren früher Fans des 1. FC Kaiserslautern, aber ich war da nie so dabei. Meine Familie und die engen Freunde werden mir die Daumen drücken, da bin ich sicher.
Maurice Deville, am Sonntag gibt es nach 18 Jahren Pause das Derby gegen den Rivalen aus Kaiserslautern. Die Fans beider Seiten fiebern dem Duell entgegen. Sie haben für beide Klubs gespielt, wie gehen Sie emotional damit um?
Maurice Deville: Ich bin mittlerweile schon lange hier beim Waldhof. Deshalb habe ich mich schon der Kultur der Fans angeschlossen. Ich habe da keine emotionalen Schwierigkeiten. Es ging damals beim FCK ja auch nicht so schön zu Ende.
Leiten sich daraus besondere Revanchegedanken ab, wollen Sie es dem FCK zeigen?
Deville: Ich möchte zeigen, was ich kann. Die Leute sollen sehen, dass ich besser geworden bin. Ich ziehe Motivation daraus, dass ich damals gehen musste beziehungsweise weggeschickt wurde. Mit den Fans hatte ich nie Probleme.
Schultz: Ich habe zwei Jahre lang in der U23 gespielt. Deshalb fühlt sich das für mich anders an. Ich bin einfach dankbar, wie es sich für mich entwickelt hat, und dass ich jetzt beim Waldhof in der Dritten Liga spiele.
Haben Sie Angst, dass nach dem Spiel weniger über sportliche Themen, sondern viel mehr über das Drumherum gesprochen wird beziehungsweise gesprochen werden muss?
Schultz: Es ist sehr schwer abzuschätzen, was passieren wird. Beide Fanlager sind heiß auf dieses Spiel, aber ich glaube daran, dass alle wissen, dass es um ein Fußballspiel geht. Unsere Fans sind seit den Vorfällen gegen Uerdingen, als das Aufstiegsspiel im Mai 2018 abgebrochen werden musste, sensibilisiert. Seither ist gar nichts mehr passiert, auch nicht in den hitzigen Duellen gegen Offenbach oder Saarbrücken.
Deville: Ich bin sicher, dass unsere Fans sich weiterhin von einer sehr guten Seite zeigen möchten. Sie sollen laut sein und uns auf der Tribüne anfeuern.
Schultz: Wir haben als Verein ja ein Selbstbild und zuletzt eine sehr positive Wahrnehmung nach außen gehabt. Es sollte das Ziel aller sein, weiter in diese Richtung zu gehen.
Waldhöfer und Ex-Pfälzer Maurice Deville. Fotos: vaf
Die Richtung, in die sich die Mannschaft des SV Waldhof entwickelt, ist beeindruckend. Als Aufsteiger ist der SVW ungeschlagen. Was ist für Sie denn eigentlich noch möglich?
Deville: Wir haben am Sonntag mit dem MSV Duisburg einen Aufstiegskandidaten in die Knie gezwungen und das am Ende auch solide verteidigt. Es gibt in dieser Liga keine viel besseren Gegner als den MSV …
Schultz: … Mo, du musst dich ein bisschen bremsen …
Deville: … Wir müssen einfach genau so weitermachen und am Ende gucken, was dabei herausgekommen ist.
Schultz: Wir haben uns als Mannschaft kein Saisonziel gesetzt. Wir haben es in der vergangenen Saison sehr gut hinbekommen, immer nur an die nächste Aufgabe zu denken. Das machen wir jetzt auch. Aber es ist ein geiles Gefühl zu wissen, dass wir jeden Gegner schlagen können, wenn wir alle zu 100 Prozent unsere Leistung bringen.
Deville: Es macht viel mehr Spaß, in der Tabelle im oberen Bereich zu stehen.
Was ist das Geheimnis des Erfolges?
Deville: Ich spiele schon ein paar Jahre Fußball, aber ich habe noch keine Mannschaft erlebt, die so geil darauf ist, Spiele zu gewinnen. Das spürt man im Training, das spürt man vor den Spielen in der Kabine und das spürt man vor dem Anpfiff, wenn wir einen Kreis bilden. Ein Punkt ist außerdem, dass es keinen Neid in unserem Team gibt. Jeder gönnt dem anderen den Erfolg. Es ist völlig egal, wer von uns das Siegtor schießt.
Schultz: Es gibt viele von uns, die mindestens schon ein Mal auf die Schnauze geflogen sind, die in den Aufstiegs-Playoffs mit dem SVW gescheitert sind. Das hat den Charakter jedes Einzelnen, aber auch den der Mannschaft geformt. Den gesamten Verein und die Fans hat das zueinander gebracht, so dass wir jetzt zusammenstehen.
Zurück zum Derby am Sonntag. Besteht die Gefahr für Sie als Spieler oder für die gesamte Mannschaft, zu überdrehen?
Schultz: Das glaube ich nicht. Wir haben in der Vergangenheit bewiesen, dass wir uns auf unsere Aufgaben konzentrieren können. Wir werden uns von den Emotionen auf den Rängen nicht anstecken lassen.
Laut Tabellenbild fährt der SV Waldhof als leichter Favorit auf den Betzenberg …
Schultz: In der Dritten Liga ist jedes einzelne Match ein 50:50-Duell. Wir fahren als Aufsteiger nach Kaiserslautern, das Ambitionen hat, aufzusteigen. Ich glaube, es gibt keinen Favoriten.
Deville: So ist halt die Liga, da kann man nicht voraussagen, wie ein Spiel ausgeht. Klar ist aber, dass wir auch in diese Partie gehen und sie gewinnen wollen. Die Mannschaft freut sich unheimlich auf dieses Match.