Sandhausen stürmt mit 1:0-Sieg gegen Darmstadt auf Rang zwei
Mit dem dritten Saisonsieg kletterte der SVS mit zehn Punkten vorübergehend auf den zweiten Tabellenplatz.

Von Wolfgang Brück
Sandhausen. Diese Tabelle ist zum Ausschneiden und Einrahmen. Mit einem1:0-Erfolg durch ein Tor von Erik Zenga (47.) kletterte Fußball-Zweitligist SV Sandhausen am Freitagabend auf den zweiten Platz. Zumindest bis Sonntag verweilt der SVS auf einem Aufstiegsrang zur Bundesliga. Ein Glücksmoment. Eine Erinnerung fürs Archiv.
Denn: Es war der erste Zweitliga-Sieg gegen die Südhessen, der erste Heimsieg gegen die Lilien seit acht Jahren, der dritte Dreier in Folge. Saisonübergreifend holten die Sandhäuser in 15 Spielen 31 Punkte. Das ist die Bilanz eines Aufsteigers, auch wenn Uwe Koschinat verständlicherweise noch im Allgemeinen bleibt. Der Trainer: "Am Hardtwald entsteht was. Doch um einen Tabellenplatz zu nennen, ist es noch zu früh."
Hintergrund
Stimmen zum Spiel
Mikayil Kabaca, Sportlicher Leiter des SVS: "Darmstadt hat überraschend offensiv begonnen. Wir haben uns in das Spiel reinkämpfen müssen."
Erik Zenga, Torschütze: "Ich hatte zweieinhalb Jahre
Stimmen zum Spiel
Mikayil Kabaca, Sportlicher Leiter des SVS: "Darmstadt hat überraschend offensiv begonnen. Wir haben uns in das Spiel reinkämpfen müssen."
Erik Zenga, Torschütze: "Ich hatte zweieinhalb Jahre Probleme mit dem Sprunggelenk. Um so mehr genieße ich jetzt die Zeit."
Horst Leber, Teamleiter Kasse: "Es imponiert mir immer wieder, mit welcher Kampfkraft unsere Jungs zur Sache gehen."
Martin Fraisl, SVS-Torwart: "Zum zweiten Mal hintereinander stand die Null. Der Trainer hat uns zweimal neu eingestellt, in der Trinkpause und in der Halbzeit, danach lief es besser. Der Sieg ist aufgrund der zahlreicheren Chancen verdient."
Denis Diekmeier, SVS-Kapitän: "Es macht Riesen-Spaß und ist wunderbar, mit einem kleinen Verein wie Sandhausen so großen Erfolg zu haben." wob
Dafür genossen die Fans den Abend in vollen Zügen. Es gab stehenden Applaus, aus der Fankurve klang es: "So ein Tag, so wunderschön wie heute." "Wir waren einen Hauch besser als Darmstadt, hatten ab er auch Glück", kommentierte Koschinat gewohnt sachlich. Nach der Länderspiele geht es am Freitag in einer Woche mit dem Derby beim Karlsruher SC weiter. Bei der Nationalmannschaft unterwegs ist lediglich Leart Paqarada, der mit dem Kosovo in Southampton gegen England spielt.
Im Turbo-Gang starteten die Nachbarn ins Derby. Die ersten Minuten gehörten den Darmstädtern und ihren rund 2500 mitgereisten Fans. Schon nach 22 Sekunden war Marvin Mehlem frei durch, Martin Fraisl hielt. Später blieb der Torwart auch gegen Marcel Heller (37.) und Dario Durbin (40.) Sieger.
Sieht man es positiv: Der Bauernbub aus Niederösterreich konnte beweisen, dass Sandhausen mit seiner Verpflichtung eine gute Wahl getroffen hat. Bemerkenswert auch: Mehlem, der sich beim Derby im Februar (1:1) einen Elfer erschummelt hatte – SVS-Präsident Jürgen Machmeier sprach danach von einem "Skandalspiel" – blieb von Pfiffen verschont.
Mario Engels hatte allein vor Florian Stritzel die erste Gelegenheit für die Gastgeber (12.), Kevin Behrens die nächste (29.). Fazit in der Halbzeit: Nach der stürmischen Anfangsphase ging’s gemächlicher zu. Und: Sandhausen erzwang zunehmend ein ausgeglichenes Spiel. "So stark habe ich mir Darmstadt nicht vorgestellt", wunderte sich Theo Machmeier, der Papa des Präsidenten, "mit einem Punkt wäre ich zufrieden."
Warum so bescheiden, fragte sich Erik Zenga. Der 26-jährige Mittelfeldspieler drang kurz nach der Halbzeit in den Strafraum ein und schloss sein couragiertes Dribbling mit einem harten Schuss ins linke untere Toreck ab (47.). Besser kann man ein Jubiläum nicht krönen. Es war – der Pokal eingerechnet – das 25. Spiel von Zenga, der zwar schon seit 2015 in Sandhausen, aber erst seit dieser Saison Stammspieler ist.
Als der zuvor schon verwarnte Victor Palsson wegen eines taktischen Fouls an seinem Landsmann Rurik Gislason die Ampelkarte sah (58.), schienen die Weichen auf Sieg gestellt zu sein. Der Isländer war wegen eines Revanchefouls im Training suspendiert worden und kehrte gestern wieder in die Startelf zurück.
Kevin Behrens, dessen Schuss knapp vorbei ging, hätte alles klar machen können (74.). So aber erlebten die Zuschauer eine hektische und aufregende Schlussphase. Zwischen Bangen und Hoffen. Der aufgerückte Innenverteidiger Dario Dumic – zum Schluss stürmte selbst Torwart Stritzel mit – hatte den Ausgleich auf dem Fuß, Aleksandr Zhirov warf sich tollkühn dazwischen (89.), im Gegenzug verpasste Robin Scheu das 0:2 (90.).
Sandhausen: Fraisl - Diekmeier, Nauber, Schirow, Paqarada - Zenga (90. Frey), Linsmayer - Gislason (81. Türpitz), Förster, Engels (79. Scheu) - Behrens.
Darmstadt: Stritzel - Patrick Herrmann, Dumic, Höhn (79. Berko), Holland - Schnellhardt (62. Stark), Palsson - Skarke, Heller (68. Egbo) - Dursun, Mehlem.
Schiedsrichter: Johann Pfeifer (Rodgau)
Tor: 1:0 Zenga (47.)
Zuschauer: 7681
Gelb-Rote Karte: Palsson wegen wiederholten Foulspiels (58.).