Kenan Kocak (r.) und Nejmeddin Daghfous (l.) würden Betreuer Mikayil Kabaca gerne ein Geburtstags-Geschenk machen. Der allseits beliebte Ex-Profi wurde gestern 41. Foto: wob
Von Wolfgang Brück
Sandhausen. "Das ist Zweite Liga", sagt Kenan Kocak. Zweite Liga ist, wenn es weh tut. Richtig weh tut. So wie am vergangenen Freitag beim Derby zwischen Darmstadt und Sandhausen. Als Terrence Boyd mit Stefan Kulovits zusammenrasselte. Der Sandhäuser Kapitän erlitt einen komplizierten Bruch des Unterarms. Weil Hamit Altintop die Versorgung des Schwerverletzten nicht schnell genug ging, wollte er ihn am Arm vom Spielfeld ziehen. Zum Glück erwischte der Darmstädter die gesunde Hand.
"Die Darmstädter haben uns weh getan", meint Kocak, "aber wir haben ihnen auch weh getan, indem wir 2:1 gewonnen haben."
Nicht nur Kulovits, der mittlerweile in Schlierbach operiert wurde und in diesem Jahr wohl nicht mehr eingesetzt werden kann, verließen den Unfallort Zweite Liga unter Schmerzen. Tim Kister, der ein neues Trikot brauchte, weil das alte wegen einer Kopfplatzwunde blutverschmiert war, Nejmeddin Daghfous, Lucas Höler und Leart Paqarada, die Prellungen davontrugen, konnten seither nicht oder nur eingeschränkt trainieren. Der Trainer hofft, dass sie morgen (18.30 Uhr) gegen den 1. FC Heidenheim mitmachen können.
Zweitliga-Profis verdienen nicht schlecht, aber sie müssen auch viel einstecken. Auch die Heidenheimer sind für eine körperbetonte Spielweise bekannt. "Das ist nicht unser Lieblingsgegner", weiß Pressechef Markus Beer.
Dabei werden der SV Sandhausen und der 1. FC Heidenheim nicht selten in einem Atemzug genannt. Die Vereine eint, dass sie eher unscheinbar daher kommen, aber aus wenig viel gemacht haben.
Zum 20. Mal treffen morgen Kurpfälzer und Ostälber in einem Punktespiel aufeinander, die ersten sechs Spiele in der Oberliga eingeschlossen. Nur dreimal gewann Sandhausen, achtmal Heidenheim, acht Spiele endeten unentschieden. In den zurückliegenden fünf Zweitliga-Derbys gab es keinen Sieger.
Also wieder eine Punkteteilung wie so oft, wenn sich die Landesrivalen, die von Disziplin und einer starken Abwehr leben, gegenüberstanden? Vielleicht. Doch es geht auch anders. Das 4:3 der Schwaben am Samstag gegen Aufstiegs-Anwärter Union Berlin war ein Spektakel mit sechs Toren in der letzten halben Stunde. Davor brachten die Heidenheimer mit einem 2:2 einen Punkt aus Düsseldorf mit, schlugen Nürnberg mit 1:0 und feierten einen 5:2-Pokalsieg bei Jahn Regensburg.
Sandhausen trifft auf die "Mannschaft der Stunde" in der Zweiten Liga.
Zum Glück scheint auch am Hardtwald die Schwächephase überwunden. Den Sieg in Darmstadt gelte es nun zu "vergolden", meint der Trainer. Drei Punkte würden die Kurpfälzer auf Tuchfühlung mit den Spitzentrio bringen. Es winkt - zumindest für eine Nacht - der Vorstoß auf den vierten Platz.
"Ein Wahnsinn" sei die Konstellation in der Zweiten Liga, meint Geschäftsführer Volker Piesga. Vier Punkte trennen vom Relegationsplatz zur Bundesliga, aber der drittletzte Platz, der Entscheidungsspiele mit dem Dritten der Dritten Liga bedeutet, ist bei sieben Punkten auch in Sichtweite.
Nejmeddin Daghfous, der sich vorgenommen hat, künftig torgefährlicher zu werden, kennt beides: Aufstiegs-Hoffnungen und Abstiegs-Angst. Mit Würzburg war der Deutsch-Tunesier vor einem Jahr nicht weit von den Aufstiegsplätzen entfernt, am Ende stiegen die Mainfranken noch ab.
Der Mannheimer ("Ich bin ein Stadtmensch") hält eine ähnliche Entwicklung am Hardtwald für ausgeschlossen. Er sagt: "Würzburg war Aufsteiger, Sandhausen ist etablierter Zweitligist."
Übrigens, betont Markus Beer, hätten sich die Darmstädter entschuldigt. Mehrmals. Alles gut in der Zweiten Liga.