Komm in meine Arme! Sandhausens Siegtorschütze Philip Türpitz (Mitte) lässt sich von seinen Kollegen feiern. Foto: vaf
Von Claus Weber
Sandhausen. Das war nichts für schwache Nerven. Der SV Sandhausen hat am Freitagabend - mit 3:2 über den 1. FC Nürnberg - endlich den ersten Saisonsieg gefeiert. Doch ehe die drei Punkte unter Dach und Fach waren, wurden die 7.542 Zuschauer auf die Folter gespannt. Sehr starken 45 Minuten ließen die Kurpfälzer eine schwache zweite Halbzeit folgen, verspielten dabei einen 2:0-Vorsprung und mussten zwischenzeitlich sogar um einen Punktgewinn zittern. Doch sie belohnten sich am Ende mit dem späten Treffer von Neuzugang Philip Türpitz in der 89. Minute, der erst durch den Videobeweis bestätigt werden musste.
"Es war bemerkenswert, wie wir nach dem Ausgleich zurückgekommen sind", strahlte Sandhausens Sportlicher Leiter Mikayil Kabaca, "das ist gegen Nürnberg nicht selbstverständlich." Das fand auch Philip Türpitz. "Die Nürnberger sind keine Laufkundschaft", sagte der Siegtorschütze, "die wollen sofort wieder zurück in die Bundesliga."
Uwe Koschinat war "sehr stolz" und erleichtert. "Nach einer weiteren Niederlage hätte ich nicht mehr gewusst, was ich meinen Spielern noch hätte sagen sollen", erklärte der Trainer, der vor allem mit der ersten Halbzeit sehr, sehr zufrieden war. "Wenn ich bis zur 44. Minute etwas bemängeln müsste, dann war es allenfalls die fehlende Galligkeit, unbedingt das Tor machen zu wollen."
Die Sandhäuser machten da weiter, wo sie eine Woche zuvor beim 0:1 gegen Gladbach aufgehört hatten: mit frechem Offensivfußball und guten Strafraumszenen. Leider zeigten sie dabei zunächst auch die gleichen Abschlussschwächen wie zuletzt. So vergab Mario Engels die erste Möglichkeit (12.) leichtfertig. Philipp Förster hatte für den Linksaußen durchgesteckt, doch statt draufzuhalten, legte er quer und blieb am Torwart hängen.
Viel besser machte es der Neue, der mit der Empfehlung von 24 Treffern aus der zweiten niederländischen Liga gekommen war, wenig später. Statt einen direkten Freistoß hoch vors Tor zu bringen, schoss er flach ins lange Eck. Das 1:0 in der 24. Minute war hochverdient. Von Nürnberg hatte man bis dahin nicht viel gesehen.
Der Bundesliga-Absteiger kam in der 32. Minute das erste Mal gefährlich vors Tor: SVS-Schlussmann Martin Fraisl lenkte den Distanzschuss von Ishak zur Ecke. Fast im Gegenzug fiel das 2:0 für die Gastgeber: Leart Paqarada flankte in den Strafraum und Kevin Behrens stieg am höchsten (35.).
Schade nur, dass Sandhausen den komfortablen Vorsprung nicht mit in die Pause nahm. Mit den Gedanken schon in der Kabine ließ die Abwehr Sebastian Kerk im Strafraum frei zum Kopfball kommen und dann lenkte Martin Fraisl den Kopfball mit der Faust an den Innenpfosten und ins Netz (45.).
Der ärgerliche Gegentreffer fiel zum psychologisch ungünstigsten Zeitpunkt und zeigte Wirkung: Nürnberg kam nun besser ins Spiel, hatte durch Geis, dessen Freistoß knapp übers Tor strich, die nächste Gelegenheit (53.).
Und in der 70. Minute war die Führung dahin: Im Anschluss an einen zweifelhaften Freistoß wollte Kevin Behrens im Strafraum klären und legte Asger Sörensen den Ball vor die Füße. Der Nürnberger drosch aus fünf Metern ein.
"Der Freistoß war unberechtigt", tobte SVS-Präsident Jürgen Machmeier, "unser Sieg deshalb am Ende hochverdient, es hätte nicht sein dürfen, dass wir im dritten Spiel in Folge durch eine Fehlentscheidung ein spielentscheidendes Gegentor kassiert hätten."
Dazu kam es aber nicht. Dank Philipp Türpitz, der nach einer Flanke von Leart Paqarada zum 3:2 (89.) traf und glücklich war: "Heute hat die Mannschaft Charakter gezeigt."
Sandhausen: Fraisl - Diekmeier, Nauber, Zhirov, Paqarada - Zenga (85. Frey), Linsmayer - Gislason (78. Scheu), Förster, Engels (61. Türpitz) - Behrens
Nürnberg: Mathenia - Valentini, Mühl, Sörensen, Handwerker - Behrens (46. Jäger) - Picanco Medeiros (78. Hack), Geis, Kerk - Dovedan - Ishak (46. Knöll)
Schiedsrichter: Dr. Robert Kampka (Mainz)
Zuschauer: 7542
Tore: 1:0 Engels (25.), 2:0 Behrens (35.), 2:1 Kerk (45.), 2:2 Sörensen (70.), 3:2 Türpitz (89.)