Aus Alexander Bieler wurde Alexander Mühling, aus dem Reservisten eine Stammkraft. F: dpa
Von Wolfgang Brück
Sandhausen. Alois Schwartz wusste es schon damals. "Alexander Bieler ist ein feiner Fußballer", urteilte der Ex-Trainer über den stillen Blonden. 40 Spiele bestritt Bieler während seiner zwei Jahre beim SV Sandhausen, er erzielte dabei vier Tore. Stammkraft war nicht.
Das hat sich mit neuem Verein und neuem Namen geändert. Aus Alexander Bieler wurde Alexander Mühling. Bei der Hochzeit nahm er den Namen seiner Freundin an. Mit Holstein Kiel, dem heutigen Gegner des SV Sandhausen, stieg er in die Zweite Liga auf und vor einem halben Jahr fast sogar in die Bundesliga. In 78 Spielen hat er neun Tore geschossen und sechs vorbereitet. "Er ist bei Holstein eine feste Größe", sagt der Kollege von den Kieler Nachrichten.
Das können nicht viele behaupten. An der Förde war in diesem Sommer viel im Fluss. Trainer Markus Anfang ging nach Köln und nahm mit Dominik Drexler und Rafael Czichos den besten Vorbereiter und den Abwehrchef gleich mit. Sportdirektor Ralf Becker wechselte zum Hamburger SV, Torjäger Marvin Duksch nach Düsseldorf. 16 Profis verließen nach dem Scheitern in der Relegation den Verein, 15 neue kamen. Mit Tim Walter von Bayern München II verpflichtete Holstein einen Trainer aus der Vierten Liga, auch Beckers Nachfolger Fabian Wohlgemuth, der zuvor im Nachwuchsbereich des VfL Wolfsburg und des Hamburger SV arbeitete, ist ein Namenloser.
Wie in Sandhausen, wo Präsident Jürgen Machmeier und Sportchef Otmar Schork bei der Wahl der letzten drei Trainer - Alois Schwartz, Kenan Kocak und Uwe Koschinak - auf Qualität und nicht auf Bekanntheit Wert legten, wurde auch in Kiel der Mut belohnt.
Die Himmelsstürmer aus der vergangenen Runde sind inzwischen zwar wieder auf dem Boden, doch der ist solide und tragfähig. Auf Rang zehn ist Holstein näher an den Aufstiegs- als an den Abstiegsplätzen. Auch wenn die Kieler mit derzeit 18 Punkten elf Zähler weniger aufweisen als zum gleichen Zeitpunkt in der Vor-Saison.
Dafür stehen die Norddeutschen nach einem 3:1 bei 1860 München und einem 2:1 gegen den Bundesligisten SC Freiburg im Achtelfinale des DFB-Pokals.
Anfang Februar kommt der FC Augsburg ins Holstein-Stadion, das natürlich ausverkauft sein wird, wie es fast immer ausverkauft ist seit dem Aufstieg in die Zweite Liga. Weil ausgebaut wird auf demnächst 25.000 Zuschauer, passen derzeit nur rund 10.000 Besucher rein. Die werden wohl auch am Samstag (13 Uhr/direkt in Sky) gegen Sandhausen da sein. Aus der Kurpfalz wollen 30 mitfahren, meldet Pressemann Tim Heringer.
Holstein Kiel hat in Hamburg gleich zweimal gewonnen, 3:0 beim HSV und 1:0 auf St. Pauli, gegen Köln gab es ein 1:1. Nach dem Tabellenzweiten, Regensburg und Paderborn haben die "Störche" die meisten Tore erzielt. Was den Sandhäuser Trainer Uwe Koschinat noch mehr imponiert: Kiel hat in 15 Spielen elfmal einen Rückstand wettgemacht.
Als Favorit fährt Sandhausen nicht an die Förde, wo in dieser Saison bei allerdings schon vier Unentschieden noch keine Mannschaft gewinnen konnte. In der letzten Spielzeit führte Sandhausen durch Tore von Richard Sukuta-Pasu und Philipp Klingmann mit 2:0, ehe die Gastgeber in der Schlussphase ausglichen.
Beim 3:1 im Rückspiel schoss Lucas Höler sein letztes Tor für Sandhausen. Auch Sukuta-Pasu und Leart Paqarada trafen. Der Linksverteidiger erlebte diese Woche - allerdings nur auf der Tribüne - Historisches. Der Kosovo feierte beim Nations-Cup durch Siege über Malta und Aserbaidschan Gruppensieg und Aufstieg. Rurik Gislason durfte beim 2:2 gegen Katar 75 Minuten mitspielen, dass das WM-Überraschungs-Team aus Island zum 13. Mal in Folge sieglos blieb, konnte er aber auch nicht verhindern.
Seit Freitagabend ist bekannt, wer im Sandhäuser Tor stehen wird. Uwe Koschinat hat sich für Niklas Lomb entschieden, nicht zuletzt auch wegen dessen starker Leistung beim 0:0 in Duisburg. Der Trainer hatte die Torwart-Frage lange offen gelassen, wollte damit ein Zeichen setzen, dass er sich auch auf dieser Position einen leistungsfördernden Konkurrenzkampf wünscht.