Nur Sandhausen im Blick: Kenan Kocak versichert, dass es keinen Flirt mit 1860 gab. F: vaf
Von Wolfgang Brück
Sandhausen. Lag es am Geschick des Stellvertretenden Sportchefs der Rhein- Neckar-Zeitung Claus Weber oder an Otmar Schorks Gespür für die passende Inszenierung? Tatsache ist, dass beim Mathaisemarkt in Schriesheim am Stand der RNZ eine Neuigkeit verkündet wurde. "Wir sind mit der Arbeit von Kenan Kocak sehr zufrieden und würden den Vertrag gerne vorzeitig um ein Jahr bis Juni 2019 verlängern", erklärte Schork. Er verriet: "Wir führen bereits Gespräche."
Das war vor über einem Vierteljahr. Inzwischen ist bereits der nächste Mathaisemarkt in Planung.
Passiert ist: Nichts!
Spekulationen in Fan-Foren
Dabei hatte auch Kenan Kocak mehrmals angekündigt: "Wenn wir die 40-Punkte-Markte erreicht und den Klassenerhalt gesichert haben, ist der richtige Zeitpunkt gekommen."
Seit dem 1:0-Sieg am 14. Mai in Würzburg steht fest, dass der SV Sandhausen in seine sechste Zweitliga-Saison gehen wird. Kurz zuvor hatte der Trainier im Beisein des Geschäftsführers noch erklärt: "Wir sind uns weitgehend einig, gell Otmar?"
Doch danach vermieden es sowohl Schork als auch Kocak, über das Thema zu sprechen. Das hat in den Fan-Foren zu Spekulationen geführt. Genährt auch durch Kockas angeblichen Flirt mit 1860 München, an dem aber wohl nie was dran war.
Ist sich Kenan Kocak unsicher, ob seine Zukunft am Hardtwald ist? Oder haben Präsident Jürgen Machmeier und Otmar Schork kalte Füße bekommen? Als der Geschäftsführer auf dem Mathaisemarkt von einer Vertragsverlängerung sprach, war der Zweitligist Achter und weit von einem Abstiegsplatz entfernt. Doch von den letzten 15 Spielen gewannen die Sandhäuser gerade mal zwei. Es wurde noch mal richtig eng.
Machmeier und Schork versprachen, den dramatischen Absturz in der Rückrunde "genau zu analysieren". Das Ergebnis liegt jetzt vor. "Am Trainer lag es nicht", sagt der Präsident.
Für den 56-jährigen Multi-Unternehmer sind eine Reihe anderer Grunde verantwortlich. Erstens, junge Spieler wie Lucas Höler, die aus unteren Klassen kamen, gerieten physisch, aber auch psychisch an ihre Grenzen. Zweitens, in einigen Spielen, wie zum Beispiel gegen Heidenheim, Bochum, Braunschweig, Fürth und Nürnberg hatten die Sandhäuser Pech. Machmeier: "Da haben wir sechs bis acht Punkte liegen lassen. Mindestens." Drittens, mit Andrew Wooten fiel der mit neun Toren beste Schütze fast die gesamt Rückrunde aus. Und viertens, Der eine oder andere mag sich durch das Rekord-Ergebnis von 30 Punkten nach 19 Spieltagen zu sicher gefühlt haben.
Machmeier versichert, dass das Verhältnis zum 36-jährigen Fußballlehrer keinen Schaden genommen hat. Schork sagte bei der Abschluss-Pressekonferenz sogar ausdrücklich: "Für mich ist Kenan Kocak der Gewinner der Saison."
Umgekehrt bedankte sich der Trainer aus Ilvesheim nach dem 1:0 in Würzburg: "Diesen Sieg widme ich Jürgen Machmeier und Otmar Schork. Weil sie mir als jungem Trainer, der noch keine Erfahrung in der Zweiten Liga hatte, das Vertrauen geschenkt haben."
"Erst mal zur Ruhe kommen"
Doch warum schreitet man dann nicht zur Tat und verlängert den Vertrag? Machmeiers Antwort: "Hinter uns liegt die emotional aufreibendste Runde in unserer Zweitliga-Geschichte. Wir wollen erst mal zur Ruhe kommen, etwas Abstand bekommen."
Doch: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Der Präsident versichert: "Wir möchten den Vertrag mit unserem Trainer vorzeitig um ein Jahr verlängern." Und wann? Machmeier spricht von den "nächsten Wochen".
Bereits unterschrieben ist das Arbeitspapier mit dem neuen Athletik-Trainer. Er heißt Marc Lorius und war zuletzt im Nachwuchsbereich des Karlsruher SC tätig. "Marc ist ein erwiesener Fachmann, der auch mit der Uni Karlsruhe gearbeitet hat", sagt Otmar Schork über den 35-jährigen gebürtigen Schwarzwälder, der Dirk Stelly ersetzt.
Vorgestellt werden die neuen Trainer und die neue Mannschaft am Sonntag (10.30 Uhr) am Hardtwald.