Student Yanis Outman hat mit dem SV Sandhausen viel vor
23:0 im Test gegen FC Badenia St. Ilgen.

Von Christoph Offner
St. Ilgen. Yanis Outman mag es schnell. Dass der 19-Jährige für die tägliche Fahrt aus seiner Heimatstadt Ludwigshafen bis zum Gelände des SV Sandhausen nur eine halbe Stunde benötigt, sorgte bei Pressesprecher Kim Rileit, der ebenfalls in der Stadt am Rhein wohnt, für ungläubige Blicke. Doch auch auf dem Platz ist Outman forsch unterwegs. "Ich bin bereit, Gras zu fressen", sagte er beim Trainingsauftakt am vergangenen Dienstag. Zwar habe er "lieber den Ball am Fuß", aber "wenn ich laufen muss, laufe ich".
Viele Lichtblicke gab es am Hardtwald in der vergangenen Saison ab November kaum noch. Am 14. Spieltag noch Spitzenreiter, musste der SVS ein halbes Jahr später als Vorletzter den Gang in die Viertklassigkeit antreten. Für Outman war die Horror-Saison dennoch ein Meilenstein. "Ich habe unfassbare Entwicklungsschritte gemacht", berichtete der Mittelfeldspieler. "Fußballerisch", so Outman, der ab Mai als U 19-Kapitän regelmäßig bei den Profis trainierte und bei Erzgebirge Aue (2:2) sogar sein Drittliga-Debüt feierte, habe er "viel von den Mitspielern lernen" können; "menschlich", sei er an "den schwierigen Umständen" gewachsen. Dennoch hofft der erfrischend unbekümmerte Deutsch-Marokkaner, dass "mir so etwas nicht noch einmal passiert".
Zumindest in der kommenden Saison steht das nicht zu befürchten. Der Dorf-Klub stapelt zwar öffentlich tief. Doch die für Regionalliga-Verhältnisse prominenten Neuzugänge sind Beleg, dass intern die Ambitionen hoch sind. Im ersten Test am Freitag wurde der FC Badenia St. Ilgen mit 23:0 (9:0) geschlagen. "Einige Ansätze unserer Arbeit waren zu erkennen", urteilte Trainer Olaf Janßen über den lockeren Aufgalopp. Während in der ersten Woche "das Spiel mit dem Ball im Fokus" gestanden habe, so der 58-Jährige, stehe im einwöchigen Trainingslager "ab Montag die Arbeit gegen den Ball auf dem Plan". Nach 45 Minuten wechselte Janßen gegen den C-Ligisten komplett durch, mit Leonardo Zikora, Rafael Monteiro, Fynn Lienert, Arbrias Shala und Julian Bürkle kamen auch fünf A-Jugendliche zum Einsatz.
Unter den Torschützen war auch Outmann, der gleich dreifach traf. "Yanis ist ein starker Fußballer. Ein guter Typ mit Führungsqualitäten", lobte unlängst Thorsten Damm. Der 50-Jährige hatte Outman, der an der Universität Heidelberg Sportwissenschaft studiert, bei den Deutschen Hochschulmeisterschaften unter seinen Fittichen. Dort verpasste das Team aus der Neckar-Stadt nach einem Sieg gegen Berlin durch eine Niederlage gegen Würzburg die Qualifikation für die EM. "Das war leider ein bisschen enttäuschend", räumte Outman ein.
In seinem ersten Jahr im Herren-Bereich will der sympathische Lockenkopf, der 2019 aus der Jugend der TSG Hoffenheim in den Nachwuchs der Kurpfälzer wechselte, sich "so schnell wie möglich anpassen, so viel rausholen, wie es geht". Er sagte: "Ich will mir keine Grenzen setzten. Alle in der Mannschaft haben Bock, es ist viel Vorfreude da. Ich denke, wir können viel erreichen." Ob Studium und Profi-Fußball – der SVS trainiert auch in der Regionalliga zweimal am Tag – unter einen Hut zu bringen sind, das "versuche ich in den nächsten Wochen herauszufinden", sagte Outman. Und wenn es nicht klappt? "Dann pausiere ich mit dem Studium." Manchmal macht eben auch ein Yanis Outman langsam.