Nicht nur der SV Waldhof trauert um Karla Spagerer
Der Mannheimer Verein trauert um sein ältestes weibliches Mitglied. Die 95-Jährige starb am heutigen Freitag nach kurzer schwerer Krankheit.

Mannheim. (rodi/RNZ) Nach kurzer schwerer Krankheit verstarb am Freitag im Alter von 95 Jahren Karla Spagerer, das älteste weibliche Mitglied beim SV Waldhof. "Mannheim trauert um eine vorbildhafte Bürgerin, eine leidenschaftliche Kämpferin für unsere Demokratie, eine stolze Waldhöferin und eine große Persönlichkeit", erklärt Oberbürgermeister Christian Specht zum Tod von Karla Spagerer.
Klaus Markgraf, Sprecher des Ehren- und Ältestenrates des SVW erinnert sich noch gut, wie Karla zum Vereinsmitglied wurde. "Ich habe sie erst vor vier Jahren mal angesprochen, wann denn bei ihr eine Ehrung für langjährige Mitgliedschaft ansteht." Sie antwortete ihm, dass das nicht möglich sei, denn sie sei überhaupt kein Mitglied und merkte mit einem verschmitzten Lächeln an, dass man sie auch nie gefragt habe.
Markgraf zögerte nicht lange und füllte mit ihr den Antrag aus. Schnell wurde sie zum Ehrenmitglied des Clubs der Ehrenmitglieder und Goldnadelträger (CEG) und versorgte bei den Heimspielen alle CEG-Mitglieder mit ihrem unverwechselbaren Käsekuchen.
Auf der nach ihrem Ehemann benannten Walter-Spagerer-Tribüne im Stadion hatte sie einen Ehrenplatz. Von dort sah sie auch die Banner aus der Fankurve, auf denen ihr in den vergangenen Jahren zum Geburtstag gratuliert wurde.
Die am 27. Oktober 1929 geborene Spagerer versprach noch bei ihrem 95. Geburtstag, dass sie auch ihren hundertsten noch feiern wolle. Dazu kommt es nun nicht mehr.
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Karla Spagerer war noch bis kurz vor ihrem Tod sozial stark engagiert. Noch im letzten Oktober besuchte sie Schulen und erzählte von ihren persönlichen Erlebnissen aus der NS-Zeit. Als Kind erlebte sie hautnah die Verfolgung ihrer Verwandtschaft durch die Nazis. Bis zum März dieses Jahres führte sie noch eigenständig ihren Haushalt. "Viele Jahre lang hat sie mit ihren sehr persönlichen Berichten die Erinnerung an die Gräueltaten der Nazi-Zeit lebendig gehalten", sagte Mannheims OB Specht. "Jetzt ist eine wichtige Zeitzeugin verstummt. Zeitlebens war sie ihrem Heimatstadtteil und dem SV Waldhof eng verbunden. Für ihr großes Engagement und ihre Menschlichkeit danke ich ihr von Herzen – auch im Namen unserer ganzen Stadt."
Den Namen Spagerer verband man im Club lange mit Mann und Sohn. Ihr im Jahr 2016 verstorbener Ehemann Walter (Träger des Verdienstordens am Bande) gehörte dem Präsidium des Traditionsvereins von 1979 bis 1996 an und gehörte zu den Wegbereitern zum Bau des Carl-Benz-Stadions.
Der gemeinsame Sohn Rainer saß ebenfalls lange Jahre im Präsidium. Spagerer erhielt im Jahr 2020 das Bundesverdienstkreuz und war zwei Jahre später das älteste Mitglied der Bundesversammlung bei der Wahl des Bundespräsidenten.
In Gedenken an Karla Spagerer wird der SV Waldhof beim letzten Saisonspiel am Samstag bei Arminia Bielefeld in Trauerflor auflaufen.