TSG Hoffenheim in Wolfsburg

Hoffes Zittern geht doch weiter

Nach dem überraschend klaren 3:0-Sieg der Heidenheimer bei Union Berlin droht der TSG theoretisch die Relegation.

09.05.2025 UPDATE: 10.05.2025 17:50 Uhr 3 Minuten, 40 Sekunden
Pavel Kaderabek reckt die rechte Faust. Der Routinier traf für seine Mannschaft mit einem Traumtor. Foto: dpa

Von Achim Wittich

Am späten Freitagabend gab es bei der TSG Hoffenheim ein kurzes Durchatmen. Durch das 2:2 beim VfL Wolfsburg schien mit 32 Punkten der entscheidende Schritt beim Kampf um den Klassenverbleib geschafft zu sein. Doch der 1. FC Heidenheim konterte, siegte am Samstagnachmittag bei Union Berlin unerwartet deutlich mit 3:0 und hat vor dem abschließenden Spieltag nun 29 Zähler auf der Habenseite. Gewinnen die Kicker von der Ostalb beim Saisonfinale zu Hause gegen Werder Bremen und verliert "Hoffe" gegen den deutschen Meister FC Bayern München, sind beide Teams punktgleich. Die Tordifferenz spricht aktuell noch für den Kraichgau-Klub (+6).

Im Hinspiel unterlag die Mannschaft von TSG-Trainer Christian Ilzer allerdings mit 0:5 in München und Ende Februar 2020 gab es in Sinsheim mal ein 0:6. Oder haben Manuel Neuer und Co. am kommenden Samstag (15.30 Uhr) vielleicht nicht mehr so recht Lust? Im Vorjahr verlor das Starensemble von der Isar – frustriert von der Titelabgabe nach Leverkusen – ebenfalls am letzten Spieltag mit 2:4 beim Dorfverein. Es darf trotzdem noch mal kräftig gezittert werden bei "Hoffe", was zu der turbulenten Situation passt.

Übrigens ist auch noch der FC St. Pauli mit im Abstiegsspiel. Die Jungs vom Kiez haben vor ihrer Sonntagsbegegnung bei Eintracht Frankfurt (17.30 Uhr) einen Punkt weniger als die TSG, dürften aber in der Lage sein, in einer Woche die bereits abgestiegenen Bochumer am Millerntor zu schlagen. Nur zur Erinnerung: Aus Kommerzgründen findet seit der Spielzeit 2021/22 nur noch der letzte Spieltag zeitgleich statt, bis dahin waren es die letzten beiden Spieltage.

Nach dem Abpfiff in Wolfsburg hatte Andreas Schicker, Geschäftsführer Sport bei der TSG, dem Hoffenheimer Coach gegenüber der RNZ noch einmal den Rücken gestärkt ein klares Bekenntnis abgegeben. "Wir wollen Christian Ilzer in der Saisonvorbereitung die Möglichkeit geben, an seiner Idee vom Fußball zu arbeiten und brauchen Kontinuität auf der Trainerposition. Ich bin überzeugt, dass er nach wie vor und auch über den Sommer hinaus der richtige Trainer ist", sagte Schicker in den Stadionkatakomben. Da ging nicht nur Schicker wohl davon aus, dass der Ligaverbleib in trockenen Tüchern sei. Knapp 20 Stunden später sieht die Hoffenheimer Fußball-Welt plötzlich wieder anders aus.

Update: Samstag, 10. Mai 2025, 17.47 Uhr


Hoffe macht den Deckel (fast) drauf

Von Achim Wittich

Wolfsburg. Christian Ilzer gab am Donnerstag die Richtung klar vor. "Wir wollen unsere Saison nicht verlängern und den Deckel in Wolfsburg draufmachen", hatte Hoffenheims Trainer vorm Spiel bei den zuletzt arg schwächelnden Niedersachsen unmissverständlich erklärt. Kein Wunder, denn zwei Runden vor Saisonende hatte die TSG als Tabellen-15. immer noch nicht endgültig das rettende Ufer erreicht. Am Mittellandkanal ist ihr das am Freitagabend gelungen. Das 2:2 (1:1) wird reichen, um auch in der kommenden Saison im Fußball-Oberhaus mitspielen zu dürfen.

Jörg Albrecht. Erster Vorsitzender der TSG Hoffenheim hatte sich vorm Spiel in der Autostadt im SWR noch einmal deutlich positioniert. "Am Trainer gibt es keine Frage und keine Zweifel. Gehen Sie davon aus, dass Christian Ilzer Trainer sein wird zum Start der neuen Runde", sagte Albrecht.

Wieder mit dem von seiner Gehirnerschütterung aus dem Dortmund-Spiel vor zwei Wochen genesenen Oliver Baumann im Tor und mit Kevin Akpoguma für Stanley Nsoki in der Defensive wollte sich "Hoffe" aller sportlichen Ängste entledigen. Doch es dauerte 20 (!) Sekunden, bis alle Planspiele über den Haufen geworfen waren. Marius Bülter verlor in der eigenen Hälfte den Ball gegen Wimmer und einen Augenblick später beförderte Leo Östigaard die Kugel ins eigene Netz. Die Wolfsburger Fans juchzten über ein solches Geschenk, die 300 mitgereisten TSG-Anhänger verharrten in Schockstarre. Die Kosten für die Auswärtsfahrt waren ihnen spendiert worden (wir berichteten). Sollte es sich um Schmerzensgeld handeln?

Die Kraichgauer berappelten sich. Bazoumana Tourés Schuss wurde abgefälscht, VfL-Maskenmann Kamil Grabara im Tor flog spektakulär und erfolgreich (11. Minute). Dann zog Wimmer ab, doch Baumann entschärfte den gefährlichen Aufsetzer (16.). Seine Vorderleute bereiteten ihm – mal wieder – heftiges Schädelbrummen. Tom Bischofs Freistoß war kein wirklich großes Problem für Grabara (33.). Dann aber flankte Bülter und Pavel Kaderabek nahm volley Maß. Das 1:1 (34.) verdiente die Beurteilung "Traumtor". Der 33-jährige Verteidiger aus Tschechien entwickelt sich auf seine alten Fußball-Tage zum Torjäger, hatte schon gegen die Dortmunder bei der 2:3-Niederlage in der ersten Minute der Nachspielzeit zum 2:2 eingeköpft. Adam Hlozek bekam nach dem Schubser von Maehle keinen Elfmeter, die Szene wurde nicht einmal überprüft (41.). Den jubelnden Andrej Kramaric stoppte in der 43. Minute der Abseitspfiff von Schiedsrichter Martin Jöllenbeck (Freiburg). Das Remis zur Pause ging in Ordnung.

Tom Bischof setzte die erste Duftmarke nach dem Wechsel, sein Distanzschuss rauschte knapp rechts vorbei (49.). Baumanns Faust zuckte bei dem Knaller von Wimmer nach oben (54.) – der Nationaltorwart war nach seiner Auszeit wie gewohnt voll auf Ballhöhe.

Die Profis von Interimstrainer Daniel Bauer – der U19-Coach steht nach der Entlassung von Ralph Hasenhüttl bis zum Saisonende auf der Kommandobrücke der Wolfsburger – wollten sich nach acht sieglosen Begegnungen mit einem Dreier von ihrem Heimpublikum verabschieden. Baumann hatte dagegen beim Versuch von Amoura entschieden etwas einzuwenden (65.). Es wurde immer ruhiger in der Volkswagen-Arena. Stach hatte die Führung für 1899 auf dem Fuß, doch Vavro rettete mit vollem Körpereinsatz heldenhaft und feierte sich dafür selbst (70.). Bülter drosch den Ball drüber (74.).

Jetzt hätte "Hoffe" den endgültigen "Nichtabstiegstreffer" verdient gehabt. Es kam ganz anders. Jonas Wind köpfte nach einer Ecke die Hausherren überraschend wieder in Führung (81.). Das wollte Marius Bülter nach seinem Fehler vorm 1:0 nicht so stehen lassen. Mit Hilfe des Innenpfostens stellte er auf 2:2 (84.). Die TSG Hoffenheim hat den Deckel auf den Abstiegstopf "draufgemacht" und kann schon an diesem Samstag für ein weiteres Jahr in der höchsten deutschen Spielklasse planen.

Wolfsburg: Grabara - Fischer (61. Rasmussen), Vavro, Koulierakis - Kaminski (46. Olsen), Vranckx (46. Majer), Maehle - Gerhardt, Wimmer (72. Nmecha) - Wind, Amoura (89. Tiago).

Hoffenheim: Baumann - Chaves, Östigaard, Akpoguma - Stach - Kaderábek, Bischof (87. Becker), Kramaric (90.+1 Geiger), Touré (71. Tabakovic) - Hlozek, Bülter.

Schiedsrichter: Jöllenbeck (Freiburg); Zuschauer: 20.145; Tore: 1:0 Östigaard (1./Eigentor), 1:1 Kaderabek (34.), 2:1 Wind (81.), 2:2 Bülter (84.).