Fans singen "nie mehr Vierte Liga"
Den Buwe reicht ein 0:1 bei Meister Bielefeld zum Klassenerhalt. Sportchef Zuber im Interview.

Von Daniel Hund
Bielefeld. "Nie mehr Vierte Liga", schallte es aus dem rappelvollen Gästeblock. An die 2000 Fans des SV Waldhof feierten dort am Samstagmittag eine große Party, eine 0:1-Niederlage bei Arminia Bielefeld. Die langte zum Klassenerhalt, weil die Konkurrenz strauchelte. "Ich bin sehr erleichtert, dass alles gut gegangen ist", grinste SVW-Kapitän Marcel Seegert, "und dass wir über dem Strich stehen."
Auch Gerhard Zuber jubelte. Der Geschäftsführer Sport der Mannheimer: "Wir haben es trotz der vielen Ausfälle heute geschafft. Die Jungs haben sich in alles reingeworfen und sich gewehrt. Und hier in Bielefeld ist es sicher nicht einfach."
Voll aufs Spiel konzentrieren? Diesmal schwierig! Denn es gab da noch zwei andere Spiele, die aus Sicht des SV Waldhof (46 Punkte) nicht ganz so unwichtig waren. Die direkte Konkurrenz im Keller spielte gleichzeitig: die Reserven von Borussia Dortmund (43/in Saarbrücken) und dem VfB Stuttgart (46/gegen Essen). Klar war: Nur einer aus diesem Trio würde am Samstag absteigen. Den Buwe hätte ein Remis so oder so gereicht. Den bitteren Gang in die Regionalliga musste letztlich Borussia Dortmund II antreten, das mit 1:2 in Saarbrücken verlor.
Die erste Überraschung gab’s bereits eine Stunde vor Spielbeginn: Die Aufstellung irritierte etwas. Trainer Dominik Glawogger war aber dazu gezwungen. Mit Kenny Okpala, Tim Sechelmann und Julian Rieckmann fehlten drei Spieler gelbgesperrt. Zudem musste Arianit Ferati passen. Der Spielmacher war krank.
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Zum Spiel: Der Waldhof legte sofort los, setzte das erste offensive Ausrufezeichen. Keine Minute war gespielt, da traf Felix Lohkemper mit einem Kopfball den Pfosten. Danach hatte Bielefeld mehr von der Partie, konnte sich aber keine echten Torchancen erspielen. Waldhofs Abwehr-Riegel um die Innenverteidiger Niklas Hoffmann und Malte Karbstein räumte alles ab.
Und so ging es mit einem 0:0 in die Pause. Zurücklehnen war aber nicht, denn ein Blick auf den Live-Ticker beruhigte nicht: Stuttgart führte gegen Essen früh, kassierte vor der Halbzeit jedoch noch den Ausgleich zum 1:1. Wirklich beunruhigend aber war, dass der "kleine BVB" mit 1:0 bei Aufstiegskandidat Saarbrücken führte.
Spätestens in der 57. Minute war’s dann ein Nervenkrimi: Sarenren Bzee stellte für Bielefeld per Abstauber auf 1:0. Bitter für Waldhof: Es war ein Treffer aus stark abseitsverdächtiger Position. Hinzu kam noch, dass der SVW in der ersten Halbzeit einen Elfmeter – nach einem Foul an Maximilian Thalhammer – hätte bekommen können, wenn nicht sogar müssen.
Rund zehn Minuten nach dem Waldhof-Rückstand dann ein regelrechter Jubelsturm nur wenige Meter von der RNZ entfernt: Dort saßen die Spieler der Buwe, die verletzt oder gesperrt fehlten: Julian Rieckmann schrie und ballte beide Fäuste. Auch Martin Kobylanski und Kenny Okpala stimmten mit ein. Warum? Weil Saarbrücken so eben den Ausgleich zum 1:1 gegen Dortmund II geschossen hatte und in der Schlussphase noch auf 2:1 stellte.
Wenig später ging es dann auf die Rückfahrt. Und für die hatte sich Präsident Bernd Beetz, der mit in Bielefeld war, etwas überlegt: Auf dem Heimweg wurde ein Zwischenstopp eingelegt, um eine Art Nichtabstiegspart zu feiern.
Waldhof: Bartels – Matriciani, Hoffmann, Karbstein (90. Braun), Voelcke – Sietan – Yigit (75. Seegert), Thalhammer – Abifade (75. Becker) – Shipnoski (70. Arase), Lohkemper (90. Mendes)
Zuschauer: 25.261
Zuber zu Trainer Dominik Glawogger, der eigentlich ab 1. Juli einen Vertrag bei Jahn Regensburg hat, den man aber gerne in Mannheim halten würde: "Wir werden schauen, wohin die Reise geht. Wir versuchen da eine Regelung zu finden, aber der Ball liegt jetzt erst mal bei Regensburg. Er war furchtlos und hat die Mannschaft gut eingestellt. Wir haben ein Team in so kurzer Zeit unter maximalem Druck geformt und haben die Saison erfolgreich abgeschlossen."
Zuber zum Spiel in Cottbus, wo der Druck maximal war, weil man dieses Schlüsselspiel gewinnen musste: "Da ist es wichtig, ruhig zu bleiben. Das ist immer ein solcher Booster für Spieler, wenn sie dann ihre Leistung zeigen. Auch gegen Dresden daheim war der Druck groß. Aber Cottbus war schon ein Gamechanger."
Zuber zu den vielen Fehlentscheidungen gegen den SVW in dieser Saison: "Das waren schon extrem viele. Auch heute wieder. Es lief wieder nicht ganz so für uns. Das war schon ein Brett. Ich habe es bewusst nicht thematisiert. Ich hoffe, dass sich das mal ändert. Weil da immer permanent der zweite Sieger zu sein, ist nicht gut und kostet viele Punkte."
Zuber zur Arbeit, die in Hinblick auf Kaderplanung jetzt auf ihn zukommt: "Da haben wir viel Arbeit. Regionalliga wäre aber noch mehr Arbeit gewesen. Jetzt widmen wir uns der Zukunft und bauen eine gute Mannschaft zusammen, dass wir einen besseren Tabellenplatz erreichen."