Der ideale Gegner, um eine Serie zu starten?
Der SV Sandhausen empfängt am Samstag Schlusslicht MSV Duisburg, das zwar gute Spieler, aber keine gute Mannschaft hat.

Von Claus Weber
Sandhausen. Schaut man auf die Tabelle, gibt’s für Fußball-Drittligist SV Sandhausen keine leichtere Aufgabe als das Heimspiel am Samstag (14 Uhr/MagentaSport) gegen den MSV Duisburg. Die Meidericher – Gründungsmitglied der Bundesliga – stehen mit acht Punkten ganz unten. Nur ein einziger Sieg – ein 1:0 am 7. Oktober zuhause gegen Unterhaching – gelang in bislang 14 Partien. Ein Nachholspiel in Saarbrücken steht aus.
Auf dem Papier also der ideale Gegner, um endlich die erhoffte Serie zu starten. Unter Jens Keller, der vor vier Wochen Danny Galm beerbte, scheint sich die Mannschaft stabilisiert zu haben. In der Liga gab’s unter dem neuen Coach einen Sieg und zwei Remis, dazu das respektable 2:5 im DFB-Pokal gegen Leverkusen und der 4:1-Erfolg im badischen Pokal gegen Liga-Rivale SV Waldhof.
"Ich bin zufrieden, wie die Mannschaft mitzieht", sagt Keller, "man hat von Woche zu Woche das Gefühl, dass es runder läuft." Vor allem im Angriffsspiel mit zuletzt elf Toren in fünf Partien. "Mit der Qualität, die wir in der Offensive haben, werden wir immer auch zu Torchancen kommen", sagt Keller. Während im Abstiegsjahr die Stürmer nicht treffen wollten, halten nun Rouwen Hennings und David Otto, was man sich von ihnen versprochen hat. Hennings, der mittlerweile auch die Kapitänsbinde trägt, hat inklusive Pokal schon neun Mal getroffen, Otto sieben Tore erzielt.
Das Problem: Die Abwehr. Auch unter Keller hat der SVS stets Gegentore kassiert, gegen den SV Waldhof sogar in Überzahl. "Wir müssen schauen, dass wir mal zu Null spielen", fordert der Trainer deshalb, "und dass auch mal ein Tor reicht, um ein Spiel zu gewinnen."
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Doch im Endspurt vor der Winterpause fallen immer mehr Defensivleute aus. Nach Lucas Laux, Dennis Diekmeier und Tim Knipping könnte am Samstag auch Max Geschwill fehlen. "Er hat in den letzten zwei Spielen Schläge auf den Mittelfuß bekommen, hat eine Schwellung, die sehr schmerzhaft ist", verriet Keller. Am Donnerstag nahm der Coach den Innenverteidiger aus dem Training. "Wir hoffen, dass es morgen wieder geht", sagt er, "im Defensivbereich gehen wir auf der letzten Rille." Sorgen macht sich auch Hennings. "Wir müssen schauen, dass wir in der wichtigen Phase vor der Winterpause nicht zu viele verletzte Spieler verlieren."
Ein Trost: Auch Duisburg hat Personalsorgen. Vier Spieler sind verletzt und der frühere Sandhäuser Alexander Esswein ist gelbgesperrt. Ein Wiedersehen könnte es dagegen mit Thomas Pledl und Marvin Knoll geben – beides gestandene Zweitliga-Profis. Deshalb ist es schon überraschend, dass die Duisburger nur Schlusslicht sind. "Von den einzelnen Spielern ist das keine schlechte Mannschaft", warnt Keller. Und auch Hennings, der in seiner Karriere schon oft auf die Zebras getroffen ist, kann sich deren schwache Vorrunde kaum erklären. "Der MSV ist ein gefährlicher Gegner, weil er viele starke Spieler in seinen Reihen hat, die sich bisher aber noch nicht gefunden haben."
Keller erwartet einen Gegner, der "mit dem Rücken zur Wand steht, sehr aggressiv sein und alles reinlegen" wird. "Wir müssen 100 Prozent unserer Leistung abrufen", sagt er, "mit 80 bis 90 Prozent wird es nicht gehen." Ein sinnvoller Appell, denn während die Sandhäuser gegen die großen Gegner wie Dresden, Regensburg oder Hannover und Leverkusen im Pokal stark auftrumpften, ließen sie gegen etliche vermeintlich kleine Konkurrenten Punkte liegen. Eine Frage der Mentalität?
3500 Karten waren bis gestern verkauft, davon rund 420 an die Duisburger Fans, die – wie Pressesprecher Kim Rileit erklärte – nicht in die Büsche müssen, wenn sie denn mal müssen. Waldhof-Fans hatten beim Pokalspiel am Samstag in den Gästetoiletten Brillen und Seifenspender herausgerissen. Keramik ging nicht zu Bruch. "Es werden genügend Toiletten für die Gästefans zur Verfügung stehen", so Rileit.
So könnte Sandhausen spielen: Rehnen – Ehlich, Fuchs, Geschwill, Weik – Mühling, Ben Balla – Stolze, Hennings, Burcu – Otto.