Hofft nach wie vor auf eine Rückkehr in die Formel 1: DTM-Pilot Pascal Wehrlein. Foto: dpa
Von Christoph Ziemer
Hockenheim. An der Börse werden Wetten auf die Zukunft abgeschlossen. Wer in ein Wertpapier investiert, hofft auf ein lohnendes Investment - und idealerweise auch auf eine üppige Dividende. Pascal Wehrlein galt lange Zeit als die heißeste deutsche Motorsportaktie. Vor drei Jahren schien der damals 20-jährige Mercedes-Fahrer eine glänzende Zukunft zu haben. Als Tabellenführer reiste der Sigmaringer zum DTM-Finale nach Hockenheim an, holte sich erst den Titel und danach das Cockpit in der Formel 1.
Am Wochenende gibt der inzwischen 23-Jährige zum letzten Mal als Mercedes-Fahrer in der DTM Gas. Doch die Vorzeichen könnten nicht anders sein: Stand die Motorsport-Welt für Pascal Wehrlein vor kurzem noch weit offen, ist der Marktwert des inzwischen nicht mehr ganz so jungen Nachwuchsfahrers gesunken - die bis vor kurzem vielversprechende Karriere des DTM-Champions von 2015 ist ins Stocken geraten. "Ich werde im Motodrom noch einmal alles geben, um die Saison mit einem Erfolgserlebnis abzuschließen", verspricht Wehrlein, dessen Zukunft bislang ungeklärt ist. "Ich denke, es wird am Sonntag ein sehr emotionaler Moment für mich, wenn ich zum letzten Mal mit dem Mercedes-Stern über die Ziellinie fahre."
Im Sommer gaben Wehrlein und der Automobilhersteller überraschend das Ende ihrer langjährigen Zusammenarbeit bekannt - in gegenseitigem Einvernehmen, wie es so schön heißt. Seitdem ist der ehemalige Formel-1-Fahrer auf sich allein gestellt und kann nicht mehr darauf hoffen, dass ihm sein Noch-Arbeitgeber erneut ein Cockpit in der Königsklasse des Motorsports besorgt. In seinen zwei Jahren bei Manor und Sauber konnte er nicht restlos überzeugen. In der Formel 1 lieferte der Sigmaringer solide Arbeit ab, ohne dabei außergewöhnliche Vorstellungen zu bieten. Als nach dem Rücktritt von Nico Rosberg plötzlich der begehrte Platz im Silberpfeil frei wurde, wollte Mercedes lieber Valtteri Bottas haben - ein herber Rückschlag für den Mercedes-Junior. Als danach bei Force India ein Cockpit frei wurde, verlor Wehrlein das Testduell gegen Esteban Ocon. Seitdem scheint die Tür zur Formel 1 für Pascal Wehrlein verschlossen.
Wehrlein blieb nur die Rückkehr in die DTM. Aber auch dort tut sich der zweifellos talentierte Ex-Meister bislang schwer. Er habe seinen Fahrer als willensstarken Fahrer kennengelernt, der mit Druck umgehen könne, sagt sein Noch-Teamchef Ulrich Fritz: "Pascal ist extrem fokussiert. Er kann alles ausblenden und kommt mit schwierigen Situationen klar. Auf der einen Seite habe ich ein weinendes Auge, weil er uns verlässt. Aber leider war er nicht ganz so erfolgreich, wie wir es uns alle vorgestellt hatten. Aus vielerlei Gründen."
Im DTM-Tableau rangiert der Sigmaringer derzeit nur auf Platz Acht - einen schlechten Job habe sein Fahrer aber nicht gemacht, sagt Fritz: "Im Gegenteil. Er hätte den einen oder anderen Sieg mitnehmen können, aber in der DTM ist es eben manchmal so, dass es nicht so kommt, wie man es vielleicht verdient hätte. Ich erinnere mich an Budapest, wo er in Führung lag, als dieses Regenchaos losgegangen ist. Schade."
Wie geht es nun weiter mit dem Fahrer, der nächste Woche 24 Jahre alt wird? Sein Arbeitgeber hätte ihn gerne in der Formel E gesehen, doch ein Mercedes-Angebot schlug Wehrlein aus. Der Mercedes-Fahrer habe sich nicht langfristig binden wollen, weil er immer noch auf ein Formel-1-Cockpit hoffe, verrät Fritz: "Verstanden, akzeptiert und respektiert. Danach sind wir nicht mehr in weitere Gespräche eingestiegen." Bei Mercedes ist die Tür für Wehrlein nun wohl erst einmal zu, der 1,75m große Pilot setzt alles auf die Formel 1. Dort ist für 2019 aber nur noch ein Cockpit bei Toro Rosso und bei Williams frei - angesichts der zahlreichen Fahrer, die derzeit auf dem Markt sind, ist es äußerst fraglich, ob Wehrlein da die Rückkehr gelingt. Er habe Angebote aus einer bis zwei Serien, hält sich der Noch-Mercedes-Mann bedeckt. Die DTM würde es wohl nicht werden. Nun aber liegt sein voller Fokus auf Hockenheim. "Das werden meine letzten beiden Rennen als Mercedes-Fahrer. Ich möchte mich mit zwei guten Ergebnissen von der Mercedes-Familie verabschieden."