Relegationsrückspiel

Nach Drama: Tränen, Trauer und Trainergerüchte in Elversberg

Die SV Elversberg hat in der abgelaufenen Zweitliga-Saison mit Platz drei für Furore gesorgt. Das Happy End bleibt den Saarländern aber verwehrt. Nun droht ein radikaler Umbruch.

27.05.2025 UPDATE: 27.05.2025 12:10 Uhr 2 Minuten, 36 Sekunden
SV Elversberg - 1. FC Heidenheim
Erst Siegtorschütze, dann Tröster: Scienza muntert Asllani auf.

Spiesen-Elversberg (dpa) - Der bei einigen Bundesligisten hoch im Kurs stehende Trainer Horst Steffen war einfach nur traurig, seine tief enttäuschten Spieler fühlten nichts als Leere und sagten spontan ihren geplanten Party-Trip nach Mallorca ab. Der in letzter Minute verpasste Bundesliga-Aufstieg im Relegations-Drama gegen den 1. FC Heidenheim stürzte die SV Elversberg in ein Jammertal und wird beim sympathischen Dorf-Club noch lange nachwirken. 

"Diese Niederlage beschäftigt uns. Die Spieler aufzurichten, ist einfach unmöglich. Es ist traurig. Für uns wäre ein Traum in Erfüllung gegangen mit der Bundesliga", sagte Steffen nach dem 1:2 (1:1) im Duell mit dem Bundesliga-16. durch das späte Gegentor von Leonardo Scienza in der fünften Minute der Nachspielzeit.

"Tut einfach nur weh"

Der Trainer fügte hinzu: "Dafür gibt es keine Worte. Die will auch keiner hören. Jeder geht mit seiner Traurigkeit und Enttäuschung so um, wie er das für richtig hält."

Während aus der Heidenheimer Container-Kabine lautstarke Party-Musik dröhnte, herrschte bei den Elversbergern nach dem Schock in letzter Minute entsetzte Stille. Auch der aufmunternde Zuspruch der Fans war kein wirklicher Trost. "Wir sind dankbar dafür, aber das hilft gerade nicht. Es tut einfach nur weh", sagte nKapitän Robin Fellhauer. Und Torwart Nicolas Kristof befand: "Es ist extrem bitter. Wir waren so nah dran. Das müssen wir erst einmal verdauen. Der Aufstieg wäre die Kirsche auf der Sahnetorte gewesen."

Asllani erlebt "schlimmste Seite des Fußballs"

Besonders emotional reagierte der scheidende Top-Torjäger Fisnik Asllani auf das Alptraum-Ende einer ansonsten märchenhaften Saison, in der sich das Team aus der kleinen 13.000-Einwohner-Gemeinde mit erfrischenden Auftritten einen Namen in Fußball-Deutschland gemacht hat. "Es ist wie ein Schlag ins Gesicht. Wir haben heute die schlimmste Seite des Fußballs erlebt", sagte der zu seinem Stammverein TSG 1899 Hoffenheim zurückkehrende Leih-Stürmer mit gläsernen Augen.

Obwohl der 22-Jährige künftig in der Bundesliga spielt, bracht für ihn eine Welt zusammen. "Ich hatte hier die schönste Zeit meines Lebens, denn ich habe hier die Liebe zum Fußball wiedergefunden. Ich wollte unbedingt den Leuten und der ganzen Mannschaft etwas zurückgeben, dem ganzen Saarland. Aber manchmal reicht das Beste nicht. Es tut mir leid für alle Fans und alle, die uns unterstützt haben", sagte Asllani und ergänzte: "Es wird einige Zeit dauern, bis der Frust abgebaut und die Enttäuschung weg ist."

Wie geht es weiter in Elversberg?

Neben Asllani verlieren die Saarländer mit dessen Hoffenheimer Teamkollegen Muhammed Damar und Junioren-Nationalspieler Elias Baum (Eintracht Frankfurt) weitere Stützen, die in dieser Saison ausgeliehen waren. Zudem deutet sich nach sechseinhalb Jahren der Abschied von Trainer Steffen an. Der 56 Jahre alte Fußball-Lehrer ist mit seiner hervorragenden Arbeit in den Fokus einiger Bundesligisten gerückt. 

Werder Bremen soll nach der Trennung von Ole Werner an einer Verpflichtung von Steffen interessiert sein. Aufsteiger 1. FC Köln, der VfL Wolfsburg und RB Leipzig sowie die namhaften Zweitligisten Schalke 04 und Hannover 96 halten ebenfalls noch nach einem neuen Coach Ausschau. 

Steffen selbst wollte sich zu seiner Zukunft öffentlich nicht äußern. "Es gibt von mir weiterhin keine Auskunft dazu. Jetzt bin ich nur enttäuscht und habe das zu verarbeiten und die Jungs zu trösten und alle aufzumuntern, obwohl ich weiß, das wird nicht funktionieren", sagte er.

Heidenheim-Coach will abtauchen

Heidenheims Trainer Frank Schmidt konnte sich in die Gefühlslage seines Kollegen nur zu gut hineinversetzen. "Wir waren selbst schon einmal in dieser Situation, als wir in der Relegation gegen Werder Bremen gescheitert sind. Da gibt es kein Mitleid. Man kann nur eines wünschen: Dass ihr gestärkt daraus hervorgeht und es für euch weitergeht", sagte er an die Adresse von Steffen.

Für Schmidt geht es mit seinem Team nun in die dritte Bundesligasaison. "Darüber sind wir extrem happy, denn das ist für den 1. FC Heidenheim keine Selbstverständlichkeit", sagte der 58-Jährige. 

Bevor er sich in die Vorbereitung stürzt, will Schmidt aber erst einmal die leeren Akkus auftanken. "Es war eine unfassbar schwere Saison. Ich bin völlig kaputt", sagte er und kündigte an: "Jetzt bin ich mal weg und für niemanden mehr zu erreichen für die nächsten drei, vier Wochen."

© dpa-infocom, dpa:250527-930-596868/1