Gemeinderat fühlt sich veräppelt

Zerstören Heidelberger Footballer den Eppelheimer Fußball-Rasen?

DJK-Vorstand verteidigte seine neue Mannschaft "Heidelberg Jaguars" - Anonymer Brief drückte Sorge aus

11.04.2018 UPDATE: 12.04.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 59 Sekunden

Jetzt am Wochenende bestritten die "Heidelberg Jaguars" (in Schwarz) ihr Eröffnungsspiel in Eppelheim - "mit 500 Zuschauern und toller Stimmung", wie der DJK-Vorstand berichtete. Foto: Geschwill

Von Anja Hammer

Eppelheim. "In Zukunft wandern anonyme Briefe in den Papierkorb", stellte Bürgermeisterin Patricia Rebmann klar. Nun war das nicht geschehen. Nicht zuletzt wegen eines anonymen Briefs, der im Rathaus eingegangen war, saß nun ein Teil der DJK-Führung im Bürgersaal. Die Vereinsvertreter mussten den Gemeinderäten Rede und Antwort stehen und ihre neue Sportart verteidigen.

Seit Kurzem spielt eine "American Football"-Mannschaft bei der "Deutschen Jugendkraft", besser bekannt als DJK. Erst jetzt am Wochenende hatten die "Heidelberg Jaguars" ein Spiel: Rund 500 Zuschauer bejubelten dabei einen Sport, der international Begeisterungsstürme auslöst, in Deutschland aber eher stiefmütterlich behandelt wird.

Eine "besorgte Bürgerin Eppelheims", wie sich die anonyme Briefeschreiberin selbst nennt, ist über die neue Mannschaft überhaupt nicht begeistert. "Wie kann es sein, dass ein ortsfremder Verein Trainingszeiten auf dem DJK-Sportgelände bekommt, dafür aber die Fußballmannschaften weichen müssen?", schreibt sie etwa. Zudem befürchtet sie, dass durch die Footballer der Rasen in Mitleidenschaft gezogen wird und die Stadt - und damit die Eppelheimer Steuerzahler - dafür aufkommen muss.

Hintergrund

American Football ist nicht gleichzusetzen mit Fußball - auch wenn das englische Wort "football" übersetzt Fußball heißt. Bei dieser Ballsportart ist der Ball nicht rund, sondern spitz zulaufend oval. Zwei Mannschaften mit je elf Spielern versuchen, in vier

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American Football ist nicht gleichzusetzen mit Fußball - auch wenn das englische Wort "football" übersetzt Fußball heißt. Bei dieser Ballsportart ist der Ball nicht rund, sondern spitz zulaufend oval. Zwei Mannschaften mit je elf Spielern versuchen, in vier Mal 15 Minuten durch Laufen und Werfen den Ball in die gegnerische Endzone zu bringen. Der sogenannte "Touch Down" bringt die meisten Punkte. Grundsätzlich geht es darum, Raum zu gewinnen. Punkte gibt es aber auch, wenn der Gegner mit dem Ball in der Endzone zu Fall gebracht wird. Daher erscheint der Sport oftmals brutal. American Football stammt - der Name sagt es schon - aus den USA. Dort ist es die populärste Sportart überhaupt. Mit den US-Soldaten gelangte der Sport nach Europa und Deutschland. In den später 70ern und 80ern gründeten sich die ersten deutschen Football-Vereine, etwa die "Frankfurter Löwen". Inzwischen ist der "American Football Verband Deutschland" mit etwa 60.000 Mitgliedern der sechstgrößte Mannschafts-Sportverband Deutschlands. Den "Super Bowl", das Finale der amerikanischen Football-Liga und das Sportereignis in den USA, verfolgten in diesem Jahr auch in Deutschland rund 1,4 Millionen Zuschauer - trotz nächtlicher Sendezeit. aham

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Diese Vorwürfe wiesen Karin Mollet, Michael Rothmund und Christa Zieher vom DJK-Vorstand entschieden zurück. Die Footballer hätten einen Verein gesucht und seien nun Teil der DJK. "Wir sind sehr froh, dass wir sie haben", sagte Karin Mollet. "Sie sind sehr aktiv." Man könne also nicht von einem ortsfremden Verein sprechen. Auf die Frage aus dem Gemeinderat, wie viele Eppelheimer in der Mannschaft seien, fragte Mollet zurück: "Und wie viele Eppelheimer sind unter den Fußballern?" Die "Heidelberg Jaguars" hätten zudem zugesagt, dass sie ihren Namen ändern würden, wenn dies gewünscht werde. Freundlich lächelnd, aber unmissverständlich gab Bürgermeisterin Patricia Rebmann zu verstehen, dass sie darauf in der Tat Wert lege.

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Was die Trainingszeiten angeht, so habe man sich durchaus Gedanken gemacht, betonte indes Michael Rothmund. Die Abteilung würde nun zweimal in der Woche jeweils von 20 bis 22 Uhr trainieren. "Es gibt keine Kollisionen im Jugend- und Spielbetrieb", sagte Rothmund.

Über mögliche Rasenschäden habe man sich vorab bei einem Heilbronner Verein informiert, so Mollet. Sie zitierte zudem aus einer Masterarbeit. Diese komme zu dem Ergebnis, dass American Football sogar rasenverträglicher sei als Fußball, da nicht ständig die gleichen Stellen beansprucht würden. Christa Zieher ergänzte, dass der Rasen vor und nach einem Spiel genaustens begutachtet wurde. "Es wurden keine Schäden festgestellt", versicherte Zieher.

Ganz befriedigt schienen die Mandatsträger nach diesen Ausführungen aber nicht. Die Eppler Räte fühlten sich veräppelt. Trotz finanzieller Probleme habe sich die Stadt nämlich dazu durchgerungen, den ASV-Sportplatz zu sanieren und ein weiteres Spielfeld anzulegen. "Es hieß immer: Wir brauchen mehr Spielfläche", erinnerte sich Renate Schmidt (SPD). "Und jetzt kommt plötzlich eine zusätzliche Mannschaft und wirbt zudem noch mit zukünftigen Jugend- und Frauen-Teams." Ähnlich äußerten sich andere Räte. Die Sorgen um den Rasen waren auch noch nicht ganz ausgeräumt.

Karin Mollet schließlich: "Sollten nachweislich durch den American Football Schäden entstehen, wird die DJK das tragen." Um allen Gerüchten vorzubeugen, kündigte sie an, dass der Platz in den nächsten zwei Wochen gesperrt sei. "Zum Düngen - nicht wegen der Footballer."

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