Neue Ortsmitte

Gaiberg hat nun einen La-Canourgue-Platz

Die Fertigstellung der neuen Ortsmitte nach zwei Jahren wird gefeiert. Benannt wird sie nach der französischen Partnergemeinde.

29.05.2022 UPDATE: 30.05.2022 06:00 Uhr 3 Minuten, 21 Sekunden
Foto: A. Dorn

Von Agnieszka Dorn

Gaiberg. Die Zeit stand am Samstagmittag in sprichwörtlich still. Pünktlich zur Einweihung der neuen Ortsmitte – die nun La-Canourgue-Platz heißt – war die Turmuhr der benachbarten evangelischen Kirche stehen geblieben. Es passte irgendwie: Bereits vor zwei Jahren wurden die Bauarbeiten abgeschlossen, doch die Einweihung musste wegen der Corona-Pandemie verschoben werden. Nun wurde groß gefeiert – auch aus der Partnergemeinde La Canourgue im Süden Frankreichs mit etwa 2100 Einwohnern war eine kleine Delegation um Bürgermeister Claude Malzac gekommen.

Zahlreiche Besucher verfolgten die Einweihung und die Schlüsselübergabe von Dea Ecker (rechts) an Petra Müller-Vogel. Foto: A. Dorn

"Heute weihen wir einen Platz ein, der den Menschen die Möglichkeit zur Begegnung bietet. Hier können Fremde zu Bekannten oder gar Freunden werden", sagte Bürgermeisterin Petra Müller-Vogel. Mit einem symbolischen Schlüssel – übergeben von der zuständigen Architektin Dea Ecker – wurde die Übergabe des Platzes feierlich besiegelt. Der La-Canourgue-Platz war am Wochenende voller Leben – und so soll es auch künftig sein. Unter den Gästen waren auch die Bundestagsabgeordneten Lars Castellucci (SPD) und Moritz Oppelt (CDU) sowie Bürgermeister aus umliegenden Gemeinden wie Edgar Knecht aus Lobbach, Maik Brandt aus Meckesheim, Marco Siesing aus Eschelbronn, Joachim Bösenecker aus Epfenbach und die Leimener Bürgermeisterin Claudia Felden.

Die Einweihung startete mit einem ökumenischen Gottesdienst auf dem neuen Platz unter der Leitung der evangelischen Pfarrerin Saskia Lerdon und ihres katholischen Kollegen Tobias Streit. Ein Schmunzeln ging am Ende des Gottesdienstes durch die Reihen, denn die Geistlichen teilten kleine Windräder aus. Mit Blick auf den kontrovers diskutierten Bau von Windkraftanlagen – besonders in Spechbach, Epfenbach und Lobbach – betonte Pfarrer Streit aber, dass die kleinen Windrädchen nichts mit dem Thema Windkraft gemein haben. Vielmehr seien sie ein Symbol für den frischen Wind, der nun mit dem La-Canourgue-Platz durch Gaiberg wehen soll.

In Gaiberg dauere die Umsetzung größerer Maßnahmen schon mal 20 bis 30 Jahre, sagte Klaus Gärtner, Müller-Vogels Amtsvorgänger. Weil die Planung der neuen Ortsmitte unter Gärtners Ägide lag, warf auch der Ex-Bürgermeister einen Blick zurück: Zuvor stand auf dem Areal die "Alte Krone", ein 20 Meter langes, zweistöckiges und stark sanierungsbedürftiges Gebäude. Quasi daneben an der Landesstraße L 600 – der Hauptstraße – befand sich eine kleine Verkehrsinsel, auf der Mai- und Weihnachtsbaum standen.

Auch interessant
Gaiberg: Ist die Linde noch zu retten?
Gaiberg: Noch zehrt Gaiberg von seinen Einnahmen

Mit Blick auf die Kritiker, die in der neuen Ortsmitte eine "Steinwüste" sahen oder sehen, meinte Gärtner: Die Gestaltung der neuen Ortsmitte sei ein Beleg für die so oft beschworene Bürgerbeteiligung. Denn 90 Prozent der damals anwesenden Teilnehmer, die Interesse an der Gestaltung zeigten, stimmten jenem Entwurf des Architekturbüros Ecker aus Heidelberg zu. "Nicht ohne Stolz möchte ich feststellen, dass dieser Platz hier über Jahrzehnte unsere Ortsmitte prägen wird", so Gärtner. Architektin Dea Ecker wünschte, dass der Platz ein Zentrum des gesellschaftlichen Lebens, der Kultur, der Bildung und des Genusses wird. Im integrierten Gebäude soll bekanntlich ein Weinladen eröffnen.

 Foto: A. Dorn

In der Tat war der La-Canourgue-Platz am Wochenende voller Leben. Die Besucher genossen das bunte Treiben und die kulinarischen Köstlichkeiten. Der Musikverein und der Chor "Choral Community" sorgten für Unterhaltung. Die Kinder tobten sich derweil auf der Hüpfburg aus oder verwandelten sich beim Kinderschminken in Prinzessinnen oder fantasievolle Gestalten. Indes katapultierte der Heimat- und Kulturverein mit einer Art Foto-Box und entsprechender Kulisse in die Vergangenheit zurück. Zudem gab es eine kleine Fotoausstellung, wie Gaiberg einst früher aussah. Und auch Vorführungen der Feuerwehr.


In Stein gemeißelte Freundschaft

Gaiberg. (agdo) Gaiberg ist um zwei Wappen aus Sandstein reicher. Am Brunnen unterhalb des neuen La-Canourgue-Platzes hängen nun zwei Platten. Bei der offiziellen Einweihung der Ortsmitte, die ja nun La-Canourgue-Platz heißt, wurden diese Platten von Bürgermeisterin Petra Müller-Vogel und Claude Malzac, dem Bürgermeister der französischen Partnergemeinde La Canourgue, enthüllt.

Petra Müller-Vogel und Claude Malzac vor einem der beiden Wappen, jenem der französischen Gemeinde. Foto: A. Dorn

Sie freue sich, die Wappen enthüllen zu können, sagte Bürgermeisterin Petra Müller-Vogel. Mit einem Ruck wurden die Wappen von ihr und Claude Malzac unter Applaus der Besucher ans Tageslicht gebracht. Seit dem Jahr 1988 besteht die Partnerschaft zwischen Gaiberg und La Canourgue. Beim letzten Besuch der Gaiberger in Frankreich vor Ausbruch der Corona-Pandemie im Jahr 2019 hatte die französische Partnergemeinde eine Überraschung parat: Als Zeichen der Freundschaft wurden zwei Wappen aus Sandstein gefertigt und in La Canourgue aufgestellt. Auf den Tafeln sind die Wappen von Gaiberg und La Canourgue verewigt. Die Gaiberger fanden diese Idee dermaßen klasse, dass sie daraufhin vom zuständigen französischen Steinmetz Daniel Negre die gleichen Wappen nochmals anfertigen ließen – diesmal für Gaiberg. Als die Platten fertig waren, wurde sie in Frankreich abgeholt und nach Gaiberg gebracht.

Das Gaiberger Wappen geht auf ein Gerichtssiegel aus dem Jahr 1751 zurück. Es zeigt eine Säule beziehungsweise einen Stein neben einem Baum. Der Stein steht heute noch neben der Linde an der evangelischen Kirche. Dessen Bedeutung ist allerdings nicht ganz gewiss, es könnte sich um ein altes Grab oder Überreste eines Kreuzes handeln. Das Wappen der französischen Partnergemeinde La Canourgue besteht aus einer Lilie, die aus Frankreich stammt. Weiterhin ist ein Windhund ursprünglich mit goldenem Kragen zu sehen.

Der Name La-Canourgue-Platz in Gaiberg und die Wappen seien ein weiteres Zeichen für die tiefe Verbundenheit und der Achtung der beiden Partnergemeinden, sagte Bürgermeister Claude Malzac. Die Partnerschaft zeichne sich vor allem durch die Begegnung von Menschen aus zwei Orten und Kulturen und zwei verschiedenen Traditionen aus. Die französischen Freunde hatte übrigens als Geschenk zur Einweihung der neuen Ortsmitte Fahnen mit dem Gaiberger Logo und das der ihrigen mitgebracht – samt der Europafahne.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.