Neuer Konverter-Standort in Philippsburg bestätigt
Neues Gleichstrom-Umspannwerk wird hinter dem Zaun auf der Rheinschanzinsel errichtet - Akzeptanz durch Bürgerdialog

Nach längerer Kontroverse steht es fest: Direkt auf dem Philippsburger Atomkraftwerksgelände soll ein Konverter, der Endpunkt einer sogenannten "Stromautobahn" aus Norddeutschland mit alternativ erzeugter Energie, entstehen. Archiv-Foto: Hans-Joachim Of
Philippsburg. (Of) Jetzt ist es amtlich: Vorbehaltlich der formalen Zustimmung der Bundesnetzagentur hat die EnBW-Tochter TransetBW in "konstruktiver Zusammenarbeit mit dem Kernkraftwerksbetreiber EnBW Kernkraft GmbH (EnKK)", wie es heißt, eine Lösung für die zügige Umsetzung "des Leuchtturmprojekts der Energiewende" gefunden. Der Übertragungsnetzbetreiber mit Sitz in Stuttgart will nun das zuvor umstrittene Umspannwerk (Konverter) auf dem Gelände des Kernkraftwerks - und damit hinter dem Zaun auf der Philippsburger Rheinschanzinsel - errichten.
Damit wurde eine für alle Seiten einvernehmliche Lösung erreicht. Auch die Gemeinderäte in Philippsburg und Oberhausen-Rheinhausen haben inzwischen dieser Variante zugestimmt. Nach monatelanger Debatte um den richtigen Standort für den Konverter als Endpunkt der sogenannten "Stromautobahn" Ultranet von Nord nach Süd kann schon bald mit dem Bau begonnen werden. Im Vorjahr hatte sich in der Region eine Bürgerinitiative gebildet, die unter anderem wegen der befürchteten Lärmbelästigung vehement gegen den angedachten wohnortnahen Standort "Landstraßenäcker" an der Landstraße zwischen Waghäusel-Wiesental und Oberhausen protestierte.
Jetzt freuen sich sowohl die Aktivisten als auch die beteiligten Kommunen über die Entscheidung. Netzbetreiber Transnet hatte in einem aufwendigen Auswahlverfahren 22 Standorte geprüft, neben den erwähnten auch das Gelände "Altrhein" auf einer Landwirtschaftsfläche vor dem Kraftwerksgelände sowie eine Stelle bei Altlußheim. "Die jetzige Vorgehensweise mit der Entscheidung, den Konverter auf dem KKP-Kraftwerksgelände zu errichten, ist ein guter Kompromiss und für alle Beteiligten ein Gewinn", so Transnet-Pressesprecherin Regina König. Man wollte "den Dialog suchen" und "die Leute mitnehmen" sowie alle Gremien in den Entscheidungsprozess einbinden und breite Akzeptanz finden. Die jetzige Variante auf dem Kraftwerksgelände habe zudem den Vorteil, dass sich der Abstand zur Wohnbebauung im Vergleich zu den anderen Standortideen auf einige Kilometer vergrößert.
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Warum der jetzige Standort nicht schon früher in Betracht gezogen wurde, zumal diese Variante unter anderem von politischen Entscheidungsträgern ins Spiel gebracht wurde? "Unser Konzept zur Inbetriebnahme war auf das Jahr 2019 und damit auf die Abschaltung des noch laufenden zweiten Kraftwerksblocks ausgelegt", heißt es bei Transnet. Jetzt soll die Anlage - man spricht von einem rund zehn Hektar großen Gelände - bis zum Jahre 2021/22 realisiert werden. Eine neue Machbarkeitsstudie belege, dass ein Gleichstrom-Umspannwerk auf der großen Rheinschanzinsel "technisch und genehmigungsrechtlich" möglich ist. Umfangreiche Schritte sind notwendig, um im Fahrplan zu bleiben: Neben dem bereits begonnenen Rückbau von Block 1 gelte es, nach und nach etliche, nicht mehr benötigte, Gebäude abzureißen. Auch die 150 Meter hohen, weithin sichtbaren Kühltürme (KKP 1 ab 2017 und KKP 2 ab 2020) würden dann sukzessive abgetragen. Unterdessen ist Block 2 des Kernkraftwerks Philippsburg nach Abschluss einer länger andauernden Jahresrevision wieder ans Netz gegangen. Parallel zur Revision hatte man das Fehlverhalten dreier externer Mitarbeiter, die bei Sicherheitsprüfungen getäuscht hatten, umfassend aufgearbeitet und Maßnahmen gegen eine Wiederholung abgeleitet.