"Westlich Hauptbahnhof" Weinheim

Planungen vorgestellt, Kritik geerntet

Stadt präsentierte Entwürfe für Sanierungsgebiet und Flächen der GRN-Pflege – Anwohner verärgert über Park- und Schulsituation

30.05.2019 UPDATE: 31.05.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 51 Sekunden

Die Kapelle der GRN-Pflege soll im Zuge der Umnutzung des Geländes zur Begegnungsstätte werden. Foto: Kreutzer

Weinheim. (keke) Die letzte von sieben Bürgerinformationsveranstaltungen zur Bebauung des Sanierungsgebietes Westlich Hauptbahnhof datiert vom Juli letzten Jahres. Nachdem zwei Investoren für das Bauvorhaben feststehen und seit Kurzem auch deren Siegerentwürfe für zwei der drei vorgesehenen Baufelder vorliegen, hatte die Verwaltung Anwohnern und Interessierten nun viel Neues zu berichten.

17 Investoren hatten Beiträge für die drei Baufelder auf dem Gelände des demnächst umziehenden GRN-Betreuungszentrums an der Viernheimer Straße eingereicht. Der Siegerentwurf für Baufeld eins kommt von der "BPD Immobilienentwicklung" aus Stuttgart, das Baufeld zwei entschied die "Unmüssig Bauträgergesellschaft Baden" aus Freiburg für sich.

Für das kleinste der Baufelder, das auf der Weschnitzseite der Viernheimer Straße liegende Baufeld drei, war zum Zeitpunkt der Bürgerinfo noch kein Investor ermittelt. Ein weiterer Vermarktungsversuch soll laut dem Amtsleiter für Stadtentwicklung, Sven-Patrick Marx, und seiner Stellvertreterin, Adrienne Balmes, in den nächsten Monaten erfolgen.

Der Siegerentwurf für das vom überwiegenden Erhalt der Bestandsbauten geprägte Baufeld eins umfasst das gründerzeitliche Bettenhaus, das denkmalgeschützte Verwaltungsgebäude sowie die Kapelle. Westlich davon sollen fünf Wohnhäuser mit je vier Voll- und zurückgesetzten Staffelgeschossen entstehen. Eingeschlossen in die parkähnliche Gestaltung der Freibereiche sind zwei Spielplätze und ein Wegerecht für die Allgemeinheit. Der Verkehrsberuhigung dient die Unterbringung aller Stellplätze in einer großen Tiefgarage, in die der Auto-Verkehr direkt von der Straße geleitet wird.

Die Kapelle soll künftig als Begegnungsstätte für die im Nachbargebäude vorgesehenen Betreuungsangebote wie Tagespflege, ambulant betreute Wohngemeinschaften sowie Wohnungen dienen. Angedacht ist eine Teilnutzung durch die Öffentlichkeit, etwa durch Gastronomie.

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Die Pläne im Baufeld zwei sehen "in klarer Architektursprache" zehn Gebäude mit je vier Vollgeschossen sowie jeweils zusätzlichen zurückgesetzten Staffelgeschossen vor. Im südlichen Bereich entsteht eine Reihenhauszeile mit 29 Wohnungen. Im Block-Innenbereich mit gleichfalls durchwegbaren Freiflächen ist eine "Grüne Mitte" vorgesehen.

Mit Blick auf den Verkehr ist keine Durchbindung der Fichtestraße für Autos und Lkw vorgesehen. Als verbindendes Element dient der "Stadtplatz". Dessen Erdgeschosszonen sollen gewerblich nutzbar sein. Auch in diesem Bereich werden die Stellplätze der Bewohner in Tiefgaragen untergebracht. Eine "Mischverkehrsfläche" im südlichen Bereich bringt den Vorteil, dass die östliche Stichstraße als "Spielstraße" fast autofrei ist. Insgesamt sollen in den beiden Baufeldern rund 400 Wohnungen entstehen.

Stadtentwicklerin Tanja Franke erläuterte, wie die Weststraße umgestaltet wird. Knackpunkte in der Viernheimer Straße sind die Feuerwehranfahrt Richtung Innenstadt und der Busverkehr im Zusammenhang mit einem hohen Anteil an Durchgangsverkehr sowie ein vor allem tagsüber hoher Parkdruck. Ziel der Planung, so Franke, ist deshalb ein "Ordnen" des ruhenden Verkehrs sowie die Aufwertung der Straße als "Tor" zum Sanierungsgebiet.

Ein größerer Kreisel an der Händelstraße und ein kleinerer an der Weststraße - letzterer ist seit einigen Tagen bereits auf dem Straßenpflaster farblich markiert - sollen die Situation entschärfen. "Keinerlei Probleme" sah Franke mit den Durchfahrtsrechten für landwirtschaftliche Fahrzeuge. Auch an ihren engsten Stellen sei die Straße für die maximal drei Meter breiten Fahrzeuge groß genug, auch wenn Gegenverkehr kommt. Ein Ärgernis für die Anwohner stellt die gegenwärtige Parksituation dar, etwa wenn Pendler oder Freudenberger Hofeinfahrten zuparken. Wenn hier auch noch eine Zufahrt für ein geplantes Hotel entstehen soll, "ist es ganz aus". Die Absicht der Planer zielt vor allem auf eine Begrenzung der Parkdauer in Verbindung mit Bewohnerparken ab. Eine Festlegung hierzu könne allerdings erst nach Fertigstellung der Maßnahme erfolgen, vertröstete Franke. Zuvor seien Bestandserhebungen erforderlich.

Diskussionen und heftige Wortwechsel in der von Michel-André Horelt vom "Team Ewen Konflikt- und Prozessmanagement" moderierten Diskussion rief die in den Augen vieler Teilnehmer "ungeklärte Schul- und Kindergartensituation" hervor. Der Kindergarten in der Fichtestraße platze aus allen Nähten. Hinzu kämen weite Wege für Grundschüler, sollte die Bachschule "plattgemacht" werden, so die Vorwürfe, die Marx und Balmes zurückwiesen. Gutachten zeigten, dass die Kapazitäten ausreichten. Akzeptieren wollte diese Auskunft keiner. Auch die Prognosen der Stadt zum Neubaugebiet Lützelsachsen Ebene hätten nicht gestimmt.

"Böses Blut" unter den Anwohnern ruft auch hervor, dass trotz der seit einem Jahr vorhandenen Nord-Anbindung des Freudenberg-Industrieparks nach wie vor Lkw durch die Viernheimer Straße zum an der Weststraße gelegenen Tor 1 rumpeln. Marx sagte eine Überprüfung zu.

Angeregt wurde darüber hinaus, die künftige Parkanlage "Ramat Gan-Platz" zu nennen. Zum Gedächtnis an die 144 Euthanasieopfer aus dem ehemaligen Kreispflegeheim solle - analog zu den gut 100 "Stolpersteinen" in der Stadt - "an prominenter Stelle" eine "Stolperschwelle" angebracht werden. Gefordert wurde schließlich auch ein Parkhochhaus für Anwohner und Pendler.

Adrienne Balmes erklärte die Planungen. Foto: Kreutzer

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