Neue Bahnlinie bringt wohl nur wenig Entlastung
Bahn-Prognosen zufolge geht der nächtliche Güterverkehr kaum zurück.

Archiv-Foto: Dorn
Weinheim. (web) In der Diskussion um den starken Güterverkehr auf der Main-Neckar-Bahnlinie keimte zuletzt ein wenig Hoffnung auf. Diese ruhte auf der geplanten Neubaustrecke, die Frankfurt und Mannheim künftig direkt verbinden soll. Auch Güterzüge könnten den Weg auf diese neue Trasse oder die bisher eher für Schnellzüge genutzte Riedbahn finden, was die dicht umsiedelte Rhein-Main-Linie entlaste, hieß es damals. Die 1847 eröffnete "Uralt-Linie" führt bekanntlich unter anderem mitten durch Weinheim hindurch.
Aber so einfach ist es offenbar nicht. Vor einiger Zeit hat Erster Bürgermeister Torsten Fetzner darüber informiert, dass auch die Stadt Weinheim Ende Juni beim Beteiligungsforum zur neuen Strecke Frankfurt-Mannheim vertreten war. Eingeladen hatte die Netzsparte der Bahn (DB Netze). Leider sähen die heutigen Prognosen anders aus als die Bahn-Mitteilungen aus den Anfangszeiten der Planungen, bedauert Fetzner. Die Anzahl der Züge nehme sogar um sechs Wagenkolonnen pro Tag zu, von heute 253 auf 259 Züge im Jahr 2030. Immerhin reduziere sich die Anzahl der Güterzüge tagsüber um 30 Züge, gleichzeitig erhöhe sich aber der Nahverkehr um 39 Züge. Beim Fernverkehr bleibt’s in etwa beim Status quo, hier werden es drei Züge weniger. Aber: Die Anzahl der Güterzüge in der Nacht liegt heute bei 57 und wird sich um nur fünf Züge verringern.
"Aus meiner Sicht ist zu erwarten, dass der Güterverkehr aufgrund des neuen Klimaschutzgesetzes und der Umrüstung auf teurere regenerative Treibstoffe bei Lkw noch weiter zunimmt", so Fetzner. Derartige Effekte seien in der Bahn-Prognose aber noch gar nicht berücksichtigt.
Im Forum sei "zu Recht" kritisiert worden, dass die Bahn sich nach wie vor auf den Standpunkt stellt, an den Bestandsstrecken wie der durch Weinheim keine weiteren Vorrichtungen zum Lärmschutz bauen zu müssen. Stichwort: Bestandsschutz. Laut Fetzner liegt die Main-Neckar-Bahn aber schon heute an der Spitze der lärmbelasteten Bahnstrecken in Deutschland. Das zeigen Lärmauswertungen. Der Bund wolle die sogenannte Lärmsanierung der Strecke jedoch von der Haushaltslage abhängig machen und frühestens von 2024 an ausführen.
"Fragwürdig ist, weshalb in den Kommunen Lärmaktionspläne aufgestellt und Maßnahmen umgesetzt werden müssen, während sich die Bahn nicht um dieses Thema kümmert", äußert Fetzner in seinen Mitteilungen aus dem Technischen Dezernat Kritik. Alle im Projektbeirat vertretenen Kommunen forderten, dass die Lärmaktionsplanung umgesetzt wird, ob bei Neubau- oder Bestandsstrecken. Es sei eine Gesamtlärmbetrachtung anzustellen, die alle Verkehrsmittel einbezieht. Pfungstadt habe bereits eine Musterklage eingereicht. Falls es zu einer Lärmsanierung kommen sollte, fehlen in Sulzbach aktuell 50, in Weinheim 800 (!) und in Lützelsachsen 130 Meter Lärmschutzwand.