Waldschule Walldorf

"Vom Siegerentwurf zum großen Wurf"

Der Gemeinderat hat den Baubeschluss für die Erweiterung der Waldschule gefasst. Es geht um Investitionskosten von 24,8 Millionen Euro.

03.02.2023 UPDATE: 03.02.2023 06:00 Uhr 3 Minuten, 52 Sekunden
Den Neubau einer Mensa auf dem Waldschul-Campus, die Erweiterung des Hauptgebäudes, einen zusätzlichen Pavillon und die Umgestaltung des Schulhofes lässt sich Walldorf 24,8 Millionen Euro kosten. Visualisierung: OK Landschaft/Andreas Kicherer

Von Timo Teufert

Walldorf. Die Waldschule soll ihrem Namen wieder gerecht werden: Im Zuge der Schulerweiterung, für die der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung einstimmig den Baubeschluss gefasst hat, soll es deshalb auf dem Gelände Baumpflanzungen geben. Neben einem zusätzlichen Pavillon für die Grundschule, dem Neubau einer Mensa auf dem heutigen Schulhof und einer Erweiterung des Hauptgebäudes sollen auch die Außenanlagen komplett neu gestaltet werden. Insgesamt investiert die Stadt dafür nach aktuellem Stand 24,8 Millionen Euro.

Es handle sich um ein wirklich sehr großes Vorhaben und wichtiges Projekt für die Schullandschaft Walldorfs, erklärte Bürgermeister Matthias Renschler. Die 24,8 Millionen Euro, die für die Erweiterung zusammen kommen, seien nicht nur der Baupreisentwicklung geschuldet, betonte Stadtbaumeister Andreas Tisch: "Natürlich ist das auch Ausdruck des umfänglichen Programms, das geschnürt und im Wettbewerb als Basis entwickelt wurde." Allein der Neubau des Grundschulpavillons schlägt mit 6,6 Millionen Euro, die neue Mensa mit sechs Millionen Euro und der Anbau des Haupthauses mit 4,6 Millionen Euro zu Buche. Die Arbeiten an der Infrastruktur – dabei geht es vor allem um die elektrische Verkabelung der bestehenden Pavillons und eine neue Trafostation – sind mit 1,2 Millionen Euro kalkuliert. Für die Umgestaltung der Außenanlagen sind 6,4 Millionen Euro vorgesehen.

"Es ist eine wirklich große Baumaßnahme, die wir angehen", sagte Tisch, der nun die Planung schnell weiter vorantreiben will. Er hofft, Anfang 2024 in die Umsetzung gehen zu können. Im südwestlichen Bereich des Geländes entsteht ein weiterer Grundschulpavillon, in zentraler Position auf dem Gelände die Mensa und ein Anbau an das Hauptgebäude. "In seiner Struktur lehnt sich der Pavillon an die vorhandenen Pavillons an", so Tisch. Er bietet Platz für fünf Klassen- und weitere Differenzierungsräume. "Den Architekten ist es sehr wichtig, dass sich der Pavillon in die Struktur einbindet und nicht als Fremdkörper wahrgenommen wird", erläuterte der Stadtbaumeister. Im Gegensatz zum Bestand entstehe er aber in Holzbauweise.

Die Mensa wird zwischen Hauptgebäude und Sporthalle errichtet: Es gibt einen Kiosk, einen großen Mensaraum mit zwei Ausgabebereichen für die Essensversorgung, einen Rückzugsraum, sanitäre Anlagen und Technikräume. "Es gibt einen Aufsatz auf dem Dach – einen Trägerrost aus Holzelementen mit vier Oberlichtreihen – die den Raum zusätzlich mit Tageslicht versorgen", erklärte Tisch die Planung der Architekten. Im Dachbereich wird das Gebäude von einer Krempe eingefasst, die die Laubengänge im Bestand fortführen soll.

"Gegenüber dem zunächst geplanten Raumprogramm haben wir das Angebot noch einmal erweitert, damit in den Schichten auch alle Schüler Platz finden können", sagte Tisch zur Mensa. Am Hauptgebäude wird das Lehrerzimmer erweitert, Besprechungszimmer und Räume für die Schulleitung der Sambugaschule geschaffen. Ein Aufzug soll die Barrierefreiheit des Gebäudes herstellen.

Nach dem Architektenwettbewerb war im Gemeinderat kritisiert worden, dass durch den Bau der Mensa auf dem Schulhof der Freiraum kleiner werde. Dieser Kritik hat man nun mit einer entsprechenden Planung Rechnung getragen: "Der Schulhof wird sich in Richtung Süden beim neuen Zugangsbereich vergrößern", erläuterte Tisch. Obwohl die Mensa auf den Schulhof gebaut werde, vergrößere man den Außenbereich um 750 Quadratmeter im zentralen Bereich. "Ich denke, es wird ein sehr schönes und gutes Freiraumangebot an der Schule geben", so der Stadtbaumeister.

So werde es auch wieder einen Platz zum Bolzen geben, nachdem die Mensa auf dem derzeitigen Bolzplatz entstehen wird. Das sei Elternvertretern und Schülern sehr wichtig, so Tisch. Der neue Platz soll mit ein bisschen Distanz zu den Pavillons in der Nähe des Zugangsbereichs gebaut werden. Und auch der Baumbestand werde ergänzt: "Wir werden mit neuen Baumpflanzungen den Schulhof wieder stärker an das Thema Waldschule/Schule im Wald heranführen und stärken."

Auf dem Gelände sollen auch 136 Abstellplätze für Fahrräder entstehen, großteils am südlichen Eingang. Dort wird es vier große Überdachungen geben. Die Anzahl errechnet sich aus einem Schlüssel, dessen Grundlage die 26 Schüler der Sambuga-, die 191 Schüler der Grund- und die 178 Schüler der Werkrealschule sind.

Im Norden des Campus sollen am Wald die Stellplätze für Fahrzeuge auf 15 reduziert werden. Die Planer verweisen angesichts der geringen Zahl auf die "Verwaltungsvorschrift über die Herstellung notwendiger Stellplätze": Diese fordert einen Stellplatz je 30 Schüler an Grundschulen und einen für je 25 Schüler an sonstigen allgemeinbildenden Schulen, worunter auch die Werkrealschule fällt. Bei Sonderschulen wie der Sambugaschule ist der Schlüssel sogar noch geringer: Hier ist ein Stellplatz je 15 Schüler vorgesehen. So ergibt sich laut Verwaltungsvorschrift für die Grundschule ein Bedarf von 6,3 Stellplätzen, für die Werkrealschule von 7,1 Plätzen und für die Sambugaschule von 1,7 Stellplätzen. Nach RNZ-Informationen sind an allen drei Schulen aber rund 100 Personen tätig, für die die Stellplätze bei Weitem nicht ausreichen werden. Dies dürfte zu einem erhöhten Parkdruck in den angrenzenden Wohnstraßen führen.

In der Sitzung wurde dies aber nicht thematisiert. Joachim Ullmann (CDU) sprach von einer "sehr guten, sinnvollen Investition in die Zukunft unserer Kinder". Alles wirke wie aus einem Guss und sehe sehr einladend aus. "Da bekommt man fast wieder Lust auf Schule", so Ullmann. Lorenz Kachler (SPD), der als ehemaliger Rektor der Waldschule einen Großteil der Planungen begleitet hatte, sagte, die enge Abstimmung mit allen Beteiligten habe sich gelohnt. So sei man "vom Siegerentwurf zum großen Wurf" gekommen. Auch die Planung für die Außenanlagen sei "ein äußerst gelungenes Werk". Die Stadt investiere eine hohe Summe: "Aber das muss es uns wert sein", so Kachler.

Manfred Wolf (Grüne) sah in der Erweiterung des Raumprogramms der Mensa einen Quantensprung. Dass mehr Raum zur Verfügung stehe, sei notwendig: Nur so ließen sich Unterricht und andere Angebote in hoher Qualität verwirklichen. Der Eingriff in den Wald sei recht groß, dafür müsse man einen ökologischen Ausgleich schaffen, auch die Verkehrssituation müsse bald gelöst werden. Für Günter Lukey (FDP) zeigen sich in der ansprechenden Architektur die zeitgemäßen Bildungsansprüche. Aus seiner Sicht hängt die notwendige Erweiterung auf dem Schulcampus eng mit der jüngst beschlossenen, neuen Abgrenzung der Schulbezirke zusammen. Diese soll der Waldschule eine stabile Dreizügigkeit garantieren. "Die Waldschule dürfte für die nächsten Jahre, vielleicht sogar Jahrzehnte gut aufgestellt sein", meinte Lukey.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.