Wie soll es mit der Amphibienrettung weitergehen?
Die Organisationsfrage nach der BUND-Auflösung ist weiterhin ungeklärt. Aus der Krötenschutz-Gruppe wird erst einmal ein Artenschutz-Stammtisch.

Von Max Rieser
Schriesheim. 737 Kröten haben knapp 30 Ehrenamtliche in diesem Jahr sicher über viel befahrene Landstraßen zu ihren Laichplätzen am Regenrückhaltebecken gebracht. So berichtete es Gerlinde Edelmann den ehrenamtlichen Helfern bei einem Abschlusstreffen im "Neuen Ludwigstal". Das Treffen sollte zum einen dazu dienen, sich untereinander kennenzulernen: "Die meisten habe ich noch nie im Hellen gesehen", sagte Edelmann zur Begrüßung, denn die Rettungseinsätze fanden immer spätabends oder frühmorgens statt. Zum anderen wollte man planen, wie es mit der Krötenrettung in den nächsten Jahren weitergeht und wie der Natur- und Artenschutz in Schriesheim generell gestärkt werden könnte.
Eigentlich übernahm diese Aufgabe immer die Ortsgruppe des Bundes für Umwelt- und Naturschutz (BUND). Durch deren Auflösung im vergangenen Jahr musste das Engagement anderweitig fortgeführt werden. Dass Edelmann, die für die Grüne Liste im Gemeinderat sitzt, die Organisation der Krötenrettung übernahm, war eigentlich ein Zufall: "Ich wollte Wolfgang Kutzsche und seine Frau beim Fledermausschutz unterstützen." Als sie deswegen den Umweltreferenten der Schriesheimer Naturfreunde, Thomas Jungbluth, ansprach, habe er sofort gesagt: "Wir brauchen auch noch Helfer bei der Krötenrettung."
Also übernahm sie kurzfristig die Organisation der Rettungsaktionen mit dem Vorbehalt, es nur für ein Jahr machen zu müssen. Der Naturschutz liege ihr ohnehin sehr am Herzen, und "ich wollte mir nicht vorwerfen lassen, dass ich das als Grüne nicht übernehme". Zumal man sich ja durchaus fragen kann, wieso ausgerechnet in einer so "grünen" Stadt wie Schriesheim ausgerechnet der Amphibienschutz nicht mehr richtig organisiert werden kann.
Die Kommunikation lief über einen E-Mail-Verteiler aus BUND-Zeiten mit dem Namen "Kröwasch", was für Krötenwanderschutz steht. Schnell meldeten sich Helfer, die sich untereinander absprachen und die Schichten besetzten. Dabei gab es einige Neuzugänge, hauptsächlich profitierte Edelmann aber von der Unterstützung von langjährigen Helfern wie Thomas Zwipf, der zuletzt BUND-Vorstandsmitglied war.
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Entlang der Landstraßen 536, 596 und 596a zwischen Schriesheim und Wilhelmsfeld sowie Altenbach sammelten die Helfer dann die Kröten aus aufgestellten Eimern bei den kniehohen Zäunen und trugen sie über die Straße. Da zahlreiche Autos sich nicht an das Tempo-30 während der Krötenwanderungszeiten im März und April hielten, seien allerdings dennoch viele Tiere überfahren worden.
Die Zahl der eingesammelten Tiere sei zwar ähnlich der vom Vorjahr mit 775 Kröten; betrachtet man aber die Entwicklung der vergangenen Jahre, sind die Zahlen traurig, denn 2018 wurden noch fast 2000 Kröten gerettet. Das habe mit der Sanierung des Rückhaltebeckens zu tun, darum hätten die Kröten weniger Laichfläche, erklärt Edelmann den 13 Interessierten beim Abschlusstreffen.
Besonders habe sie sich über die 101 Kröten gefreut, denen man auch beim Rückweg helfen konnte, bevor die Zäune hochgezogen wurden: "Bei denen kann man sich sicher sein, dass sie es geschafft haben." Neben den Autos haben die Amphibien auch mit Fressfeinden wie Reihern oder Krähen zu kämpfen. Der Unterschied zum Tod unter den Rädern sei aber: "Gefressen werden ist nicht umsonst gestorben. Überfahren werden aber schon."
So gut die Einsätze auch geklappt haben, eine Sache ärgert die Organisatorin sehr: "Das sind alles Landstraßen, und der Krötenschutz sollte in Zukunft vom Landratsamt unterstützt werden", findet sie. Um das zu erreichen, formulierte sie ein Schreiben mit der Forderung an Landrat Stefan Dallinger, das sie der Gruppe zur Kenntnisnahme vorlegte und das von allen unterstützt wurde. Auch Bürgermeister Christoph Oeldorf habe sie angesprochen, er sei ebenfalls dafür, dass sich das Landratsamt künftig um die Amphibienrettung mit kümmert. Konkret fordert Edelmann die direkte Einbindung der Unteren Naturschutzbehörde, Organisation und Festlegung der Streckenabschnitte, das Auf- und Abbauen der Zäune sowie in diesem Zuge eine Neuanschaffung der veralteten Zäune. In diesem Jahr sei man vom Schriesheimer Bauhof noch sehr mit den Zäunen unterstützt worden, berichtete Edelmann.
Das Interesse an einem unverbindlichen Artenschutz-Stammtisch war groß. Edelmann bemerkte dabei, dass es zwar zahlreiche Vereine und ehrenamtliche Gruppen in Schriesheim gebe, sich aber außer den Naturfreunden niemand für den Artenschutz einsetze. Um das baldmöglichst zu ändern, soll es regelmäßige Artenschutz-Stammtische geben.
