Ökumenische Hospizhilfe Weinheim

Seit Pandemie-Ende füllen sich die Trauergruppen wieder

Die Hospizhilfe berichtete von ihren Angeboten, Veränderungen im Vorstand und feierte ihr 25-jähriges Bestehen.

28.05.2023 UPDATE: 28.05.2023 06:00 Uhr 2 Minuten, 33 Sekunden
Der Vorstand besteht aus (v.l., sitzend): Monika Leistikow, Oliver Butterer und Karlheinrich Lorenz sowie (stehend, v.l.) Ulrich Abshagen und Hubert Bardenheuer. Foto: Kreutzer

Weinheim. (keke) "Nichts ist so beständig wie der Wandel", sagte einst der griechische Philosoph Heraklit: "Weil Wandel eine Konstante des Lebens ist." Von Veränderungen in der Vorstandsspitze wie im Verein gilt es nach der jüngsten Mitgliederversammlung auch bei der Ökumenischen Hospizhilfe Weinheim-Neckar-Bergstraße zu berichten. Schon seit September 2022 steht Oliver Butterer als neuer Koordinator und stellvertretender Leiter Monika Leistikow zur Seite. Die Vorstandsspitze zeigt mit Professor Hubert Bardenheuer als Zweitem Vorsitzenden sowie Kirsten Dallinger als Kassenwartin gleichfalls neue Gesichter. Aus privaten Gründen ausgeschieden ist nach vierjähriger "hoch engagierter Amtszeit" die seitherige stellvertretende Vorsitzende, Brigitte Rufer.

Neu ins Leben gerufen wurde auf Anregung von Heinrich Hornef ein "Freundeskreis" der Ökumenischen Hospizhilfe. Ihm können sich Förderer anschließen, um den gemeinnützigen Verein ideell wie finanziell zu unterstützen. Der Verein solle ein loser Zusammenschluss sein, ohne Vereinsstruktur, wirtschaftliche Betätigung und ohne Bildung eines eigenen Vermögens, erläuterte der Erste Vorsitzende der Ökumenischen Hospizhilfe Weinheim-Neckar-Bergstraße, Professor Ulrich Abshagen, die Intention des Freundeskreises.

Ein Ziel ist es, "das Bewusstsein für die soziale und gesellschaftliche Verantwortung des Einzelnen gegenüber seinen Mitmenschen zu steigern", bemängelte Abshagen den "zunehmenden Verlust an sozialem Bewusstsein". Bei entsprechender zahlenmäßiger Entwicklung des Freundeskreises schloss er die Gründung eines eingetragenen Vereins nicht aus. Mit Bardenheuer als seit 2021 im Ruhestand befindlichem Professor der Universität Heidelberg (Anästhesiologische Intensivmedizin und Schmerztherapie) sowie Chefarzt der Palliativstation am Krankenhaus St. Vincentius wisse man eine Koryphäe in den eigenen Reihen, stellte Abshagen das Gründungsmitglied des Kompetenz-Zentrums "Palliative Care Baden-Württemberg" vor. Bardenheuer habe sich durch zahlreiche Projekte an der Universität Heidelberg zur "Menschenwürde am Lebensende" einen Namen gemacht und "stärke die Kompetenz des Vorstandes enorm", so Abshagen.

Leistikow als Leiterin des hauptamtlichen Koordinationsteams lobte das große Engagement und die "unschätzbare Bedeutung der Ehrenamtlichkeit" der aktuell 38 Hospiz-Begleiter. Rund 80 Sterbende und deren Familien wurden begleitet, "56 bis zum letzten Atemzug". Auf diese Aufgabe waren sie gut vorbereitet, mit Supervision und Fortbildungen.

Ziel der Hospizarbeit bleibe es, dem Menschen im Sterben beizustehen sowie ihm und seinen Angehörigen auf dem Weg dahin eine unterstützende Begleitung zu sein. Die Begegnung findet auf Augenhöhe und wertfrei statt. Nach Corona haben laut Andreas Haug, Leiter der Trauergruppe, die Traueranfragen stark zugenommen. Angehörige konnten sich nicht von ihren sterbenden Partnern, Kinder nicht von ihren Eltern verabschieden. Die Verluste wurden von vielen "als nicht begreifbar" beschrieben. Nicht zuletzt habe sich die Alterszusammensetzung der Trauergruppen stark verjüngt. Viele, darunter zu zwei Dritteln Frauen, seien noch berufstätig. Stark nachgefragt sieht sich die "Sternschnuppe"-Trauergruppe für verwaiste Eltern. Sie war Ende 2020 auf Anregung einer Mutter entstanden, die sich in ihrer Trauer nicht verstanden fühlte. "In der Region gab es zu diesem Zeitpunkt noch keine vergleichbare Gruppe", so Leistikow: "Sie war innerhalb eines Vierteljahres voll." Die Nachfrage blieb bis heute unverändert hoch.

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Seit 2019 steht Karlheinrich Lorenz dem Verein als ehrenamtlicher Hospizbegleiter zur Seite. In Vorbereitung ist ein weiterer Vorbereitungskurs für künftige Hospizbegleiter, der 100 Stunden Theorie und Faktenwissen sowie 40 Stunden Praxis umfasst. Die öffentliche Diskussion über einen assistierten Suizid wird in den Reihen der Hospizhilfe geführt. "Wir verstehen unseren Dienst als Hilfe beim Sterben, das bis zum letzten Atemzug Teil des Lebens ist. Die Beihilfe zum Sterben gehört nicht zu unseren Aufgaben", erklärt Abshagen. Allerdings möge es ethische Grenzsituationen geben, die die Hospizhilfe besonders herausfordern.

Nicht zuletzt freuen sich alle im Kreise der in der Hospizarbeit ehrenamtlich Tätigen auf den zweiten Teil des 25. Jubiläums der Ökumenischen Hospizhilfe Weinheim-Neckar-Bergstraße. Nach einer Autorenlesung mit der Pfarrerin und Klinikseelsorgerin Christiane Bindseil und Geschichten am Ende des Lebens "Mit geht es gut. Ich sterbe gerade" in der Evangelischen Stadtkirche steht am Mittwoch, 21. Juni, 20 Uhr, unter dem Titel "Begleitung Sterbender – Zwischen Hospizarbeit und universitärer Palliativmedizin" ein Vortrag von Professor Bernd Alt-Epping auf dem Programm. Der Eintritt ist frei.

Ein Festabend drei Tage drauf, zu dem am Samstag, 24. Juni, alle Mitglieder, aktive und ehemalige Begleiter sowie Freunde und Förderer der Ökumenischen Hospizhilfe in den Gemeindesaal der evangelischen Kirche Lützelsachsen eingeladen sind, beschließt schließlich den Jubiläumsreigen.

Info: Spendenkonto Ökumenische Hospizhilfe Weinheim-Neckar-Bergstraße, IBAN DE42.6709.2300.0001 2781 00.

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