Änderung des Straßennamens beschlossen
Der Gemeinderat stimmte der Namensänderung der Albert-Reimann-Straße einmütig zu. Sie heißt jetzt wieder "Am Hafen".

Von Axel Sturm
Ladenburg. Die umstrittene Albert-Reimann-Straße im westlichen Industriegebiet Ladenburgs ist Geschichte. Der Gemeinderat revidierte am Mittwoch einstimmig eine Entscheidung, die im Jahre 1978 anlässlich des 80. Geburtstages des Unternehmers Dr. Albert Reimann umgesetzt wurde. Dem Fabrikanten und Hauptgeschäftsführer der Firma Benckiser gratulierte die Stadt vor 44 Jahren mit dieser besonderen Geste, die heute kritisch gesehen wird. Ladenburg erhielt damals von der Firma Benckiser beträchtliche Gewerbesteuer-Einnahmen.
Mit der Umbenennung der Straße "Am Hafen" in Albert-Reimann-Straße wollten die damaligen Entscheidungsträger Danke sagen. Aus heutiger Sicht sei die Namensumbenennung "ein eindeutiger Fehler" gewesen, meinte Bürgermeister Stefan Schmutz. Denn Historiker hätten später wissenschaftlich ermittelt, dass sich Reimann für die Ideologie der Nazis begeisterte. Und noch im Februar 1945 glaubte der Unternehmer an den "Endsieg". Misshandlungen und Übergriffe auf Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter wurden von Albert Reimann und seinem Sohn geduldet.
"Die Namensänderung ist eine harte Entscheidung – aber sie ist alternativlos", betonte der Bürgermeister. Er wollte mit dem Verwaltungsvorschlag ein "klares Zeichen" setzen. Schmutz dankte den Nachkommen der Familie Reimann für die Bereitstellung von Informationen zur Aufbereitung der Verwaltungsvorlage. Er würdigte das Engagement der Nachfahren, die sich wissenschaftlich fundiert und zugleich schonungslos mit der eigenen Familiengeschichte auseinandersetzten. Die Erben, die zu den reichsten Menschen Deutschlands gehören, unterstützen jetzt in vielfältiger Weise die Erinnerung an den Holocaust und fördern mit zahlreichen Projekten die Stärkung der Demokratie. "Die Stadtverwaltung hält die Rücknahme der personenbezogenen Würdigung für unausweichlich", sagte Schmutz abschließend.
Die Zustimmung der Fraktionen für den Verwaltungsvorschlag fand ohne Diskussionsbeiträge statt. Mit der Verwaltungsvorlage sei alles gesagt, meinten die Fraktionssprecher. Nur Grünen-Sprecher Max Keller ergänzte, dass es mit der Demontage des alten Straßenschildes nicht getan sei. Er regte an, dass das Stadtarchiv aufklären soll, weshalb diese Namensumbenennung eben auch Teil der Stadtgeschichte ist. Den Vorgang einfach aus dem Gedächtnis und den Geschichtsbüchern zu streichen, sei nicht der richtige Weg, wie mit Geschichte umgegangen werden sollte, meinte Keller.