Dielheim

Leimbachtalschule soll Ende 2021 fertig sein

Das Planungsbüro stellte den Zeit- und Kostenplan vor: Es bleibt bei Baukosten von knapp zehn Millionen Euro.

27.05.2021 UPDATE: 28.05.2021 06:00 Uhr 4 Minuten, 4 Sekunden
Das größte Bauprojekt in der Geschichte Dielheims: Die Sanierung der Leimbachtalschule soll, wenn alles gut läuft, Ende des Jahres abgeschlossen sein. Und es bleibt beim Kostenrahmen für die reinen Baukosten von zehn Millionen Euro. Foto: Pfeifer

Von Sebastian Lerche

Dielheim. Die umfangreiche und aufwendige Sanierung mit Erweiterung der Leimbachtalschule Dielheim nähert sich nach über acht Jahren offenbar einem guten Ende. Im Zuge von weiteren Auftragsvergaben gaben Elke Kirsch und Armin Wolf vom zuständigen Planungsbüro Jöllenbeck und Wolf in der jüngsten Gemeinderatssitzung Einblicke in die noch anstehenden Arbeiten und den Zeitplan.

Ende dieses Jahres könnte Armin Wolf zufolge schon der Umzug zurück ins Schulgebäude anstehen, wenn alles gut läuft. Die Bauabnahme ist für den November geplant, dann prüfen auch die zuständigen Behörden und der TÜV alles und den Firmen werden Fristen eingeräumt, um eventuelle Mängel zu beseitigen. Dass sich dann noch etwas verzögert, wollte der Planer nicht ganz ausschließen: Daher könnte es auch zu Mehrkosten bei den Containermodulen, in denen der Unterricht gegenwärtig stattfindet, kommen. Für zwei Jahre hatte die Gemeinde sie angeschafft, damit könnte es knapp werden, für die Kosten einer zeitlichen Verlängerung müsse man sich gedanklich wappnen.

Bürgermeister Thomas Glasbrenner hatte dabei auch die gute Nachricht, dass sich die Baukosten jetzt, nachdem 90 Prozent der Arbeiten ausgeschrieben wurden, immer noch im avisierten Rahmen von rund zehn Millionen Euro bewegen. "Es sieht ganz gut aus, auch wenn wir nicht unbedingt Luftsprünge machen."

Wobei das nicht immer der geplante Rahmen war. 2013 setzte sich Jöllenbeck und Wolf mit seinem Entwurf der neuen Schule in einem Architektenwettbewerb gegen zwei Konkurrenzen durch. Damals ging es um die energetische Sanierung und man war noch von weitaus geringeren Summen ausgegangen. Und 2015, als erste Planungsaufträge vergeben wurden, lautete das Gesamtvolumen fünf Millionen Euro.

Auch interessant
Dielheim: Ende Oktober steht die neue Wasserversorgung
Dielheim: "Keine Luftschlösser" im Haushalt 2021
Schule, Wasser, Kindergarten: Dielheim packt mehrere Großprojekte an
Schon jetzt ist zu erahnen, wie großzügig und lichtdurchflutet sich nach dem Umbau das Innere der Leimbachtalschule präsentiert. Foto: Pfeifer

2018 stand endgültig fest, dass es sich um das größte Bauprojekt in der Geschichte der Gemeinde handeln wird. Die reine Bausumme, also Modernisierung der in die Jahre gekommenen Substanz, energetische Sanierung und Erweiterung der Nutzfläche, wurde auf die erwähnten knapp zehn Millionen Euro geschätzt. Für die Neben- und Fachplanungskosten wurden mehr als zwei Millionen Euro veranschlagt, einberechnet wurden überdies auch Preissteigerungen von bis zu zehn Prozent, rückblickend eine kluge Entscheidung.

Was zudem hohe Kosten verursachte: das Ausweichquartier der Schule, die Containermodule. Nach intensiven Verhandlungen und auch dank der guten Zusammenarbeit mit der Mannabergschule in Rauenberg konnte man das Raumprogramm aufs absolute Minimum reduzieren, sodass statt mehr als drei Millionen 2,5 Millionen (und Planungskosten von 70.000 Euro) fällig wurden. Verzögerungen blieben leider nicht aus. Unter anderem musste die Gemeinde auf Zuschussbescheide aus neuen Förderprogrammen und auf Baugenehmigungen warten, manche Arbeiten wurden nicht so zügig erledigt wie erwartet und auch der vergangene, überlange Winter tat sein Übriges.

Seit gut eineinhalb Jahren laufen die eigentlichen Umbau- und Erweiterungsarbeiten. "Höchster Handlungsbedarf" bestand bei der Energieeffizienz: Man widmete sich zuvorderst Dämmung, Fenstern und Heizung im praktisch seit den 1960er Jahren kaum modernisierten Gebäude.

Laut Planer Armin Wolf wächst überdies die Netto-Raumfläche der Leimbachtalschule dabei von 5244 auf 5851 Quadratmeter. Mehr als 600 Quadratmeter oder fast zwölf Prozent kommen an Fläche dazu.

Den Hintergrund bildet die Einführung der Gemeinschaftsschule in Baden-Württemberg. Dielheim hatte, nachdem die erste Bewerbung abgelehnt worden war, im zweiten Anlauf die Genehmigung erhalten, seither führt die Schule nicht mehr, wie die frühere Hauptschule, zur neunten Klasse, sondern zur zehnten.

Das bedeutet Wolfs Worten nach nicht nur, dass weitere Klassenräume geschaffen werden mussten – rund 400 Kinder und Jugendliche besuchen die Schule derzeit. Der "Frontalunterricht" im typischen 76-Quadratmeter-Klassenzimmer gehöre hier auch der Vergangenheit an, so Wolf, die Schülerinnen und Schüler lernten auf "größeren, zusammenhängenden Flächen", erarbeiteten sich den Stoff mit großer Eigenständigkeit, daher gebe es neben "Lerninseln" auch sehr flexibel nutzbare Räume.

"Barrierefreiheit war auch ein großes Thema", so Armin Wolf. Alle vier Geschosse, vom unteren, von dem aus der Schulhof erreichbar ist, übers Erdgeschoss gegenüber der Sporthalle bis zum zweiten Obergeschoss, sind jetzt per Aufzug erreichbar.

Das "Herz der Schule" bildet künftig der großzügig verglaste Eingangsbereich mit Aula, von der aus das Gebäude auch erschlossen wurde und alle Flurebenen ausgehen, so Wolf. Die beiden Treppenhäuser wurden komplett zurückgebaut und zwei Lichthöfe, einst im Außenbereich, sind jetzt von der Glashalle umschlossen.

Eine Fotovoltaikanlage mit einer Peak-Leistung von 37,8 Kilowatt wird auf dem Dach installiert. Gastherme und Luft-Wärme-Pumpen sorgen in einem Hybrid-Heizsystem für Wärme, hinzu kommt eine moderne Lüftung. Wie auf Nachfrage aus dem Gemeinderat erklärt wurde, hatte zum Zeitpunkt der Gebäudeplanung noch niemand eine Coronapandemie erahnen können, separate Filtergeräte müsste man also bei Bedarf eigens aufstellen. Jedoch führt die neue Anlage bereits zu einem deutlich verbesserten Luftaustausch, was generell einen hohen Wert hat. Die Gebäudetechnik wird Wolf zufolge auf fast 750 Quadratmetern im erhöhten Satteldach des Südbaukörpers untergebracht.

Schlaglichtartig wurden bei den Auftragsvergaben einige der Herausforderungen deutlich, die ein derartiges Großprojekt mit sich bringt. So gab Bürgermeister Thomas Glasbrenner bekannt, dass der Estrich anders als geplant komplett getauscht werden müsse, da er unterschiedlich hoch und nicht überall gleich tauglich gewesen sei. Das führt zu einer Kostensteigerung um fast 141.000 auf 9,986 Millionen Euro. Armin Wolf ergänzte, dass man im Zehn-Millionen-Rahmen eigens einen "Puffer" für solch Unvorhersehbares eingerechnet habe.

Sieben Aufträge im Gesamtwert von 934.000 Euro wurden in der Sitzung vergeben: Einige fielen weitaus günstiger als geschätzt aus oder entsprachen der Kostenberechnung, teurer wurde einer. Ausgerechnet das Gewerk, das erheblich günstiger als erwartet wurde, sorgte für den meisten Diskussionsstoff: die Bodenbelagsarbeiten für 173.000 Euro.

Armin Wolf teilte mit, dass das Planungsbüro mit dieser Firma schlechte Erfahrungen gemacht habe. "Hier zeigt sich ein kleiner Ausschnitt der Gesamtproblematik: Nicht alle Firmen sind fair und seriös aufgestellt." Sie gäben an, alle Arbeiten im eigenen Betrieb zu erledigen, das stimme aber nicht immer, so Wolf, und nicht immer seien es fest angestellte, zuverlässige Arbeitskräfte.

Das Vergaberecht ist in dieser Hinsicht aber streng. Die Probleme in der Vergangenheit rechtfertigen Bürgermeister Glasbrenner zufolge in diesem Fall nicht, den Auftrag an eine andere Firma zu vergeben, "da bewegen wir uns auf ganz dünnem Eis". Womöglich, so die Sorge, könnte die Firma den entgangenen Gewinn zumindest anteilsmäßig bei Dielheim einklagen. Weder Verwaltung noch Gemeinderat fanden, dass sie eine Wahl haben, daher stimmte man zögerlich und bei zwei Enthaltungen zu.

Ort des Geschehens

Das nächste Thema sind Möbel und andere Inneneinrichtung: Im Haushalt sind Glasbrenner zufolge 200.000 Euro eingeplant, allerdings geht "die Tendenz nach oben". Die Kosten für Computer- und Internet-Ausstattung wiederum können zum größten Teil durch die Fördermittel aus dem "Digitalpakt" von Bund und Land gedeckt werden.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.