Es ist amtlich: Das Winzerfest Wiesloch fällt in diesem Jahr aus
Die Stadt sagt das Weinfest wegen der Corona-Pandemie ab. Die beteiligte Vereine, Schausteller und Winzer bedauern das sehr.

Von Hans-Dieter Siegfried
Wiesloch. Kein Rummel auf dem Festplatz, kein Weindorf am Rande des Gerbersruhparks, kein "Wein & Markt" und natürlich auch kein Feuerwerk zum Finale. Es war zu erwarten: Das diesjährige Winzerfest, zu dem der Startschuss Ende August fallen sollte, wird wegen der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Verboten und Auflagen nicht stattfinden. Generell gilt derzeit noch die Regelung, keine Großveranstaltungen bis zum 31. August zuzulassen.
In der Region wurden bereits ähnliche Veranstaltungen, die im gleichen Zeitfenster wie das Winzerfest stattfinden sollten, ebenfalls abgesagt. Die Regelung trifft auch das Wieslocher Stadtfest im Juli. Von der Stadt wurden am heutigen Donnerstag die Verantwortlichen für die verschiedenen Veranstaltungen informiert, auch in den zurückliegenden Wochen gab es ständigen Kontakt. Ausfallen werden zudem die Sportveranstaltungen, die normalerweise rund um das Winzerfest angesetzt sind. "Wir bedauern es natürlich, das Winzerfest schweren Herzens absagen zu müssen", sagte Oberbürgermeister Dirk Elkemann. Die Mitglieder des Gemeinderats wurden am Mittwoch in der Sitzung im nichtöffentlichen Teil über die Entscheidung unterrichtet.
"Schade, aber nachvollziehbar", so der erste Kommentar von Festplatzchef Willi Lowinger. Er könne diesen Schritt nachvollziehen, allerdings sei es natürlich eine "bittere Pille, die wir jetzt schlucken müssen". Er selbst geht davon aus, dass sich die Situation bis zum August "nicht entscheidend verändern" werde und hat daher Verständnis für die Entscheidung. "Wir haben natürlich schon frühzeitig Verträge mit den Schaustellern gemacht und auch gehofft, die Absage zeitlich möglichst weit nach hinten zu schieben. Den Schaustellern werden mit den Absagen, die allerorts jetzt verkündet worden sind, die Existenzgrundlagen entzogen", bedauerte Lowinger.
Für ihn selbst entstehen nach seinen Worten keine Nachteile, zumindest unter finanziellen Aspekten. "Wir haben eine Klausel eingebaut, die solche Vorkommnisse wie die jetzige Corona-Pandemie berücksichtigt", betonte er. Eine Verschiebung wäre nicht möglich gewesen. "Da haben die Schausteller bereits andere Termine – falls diese überhaupt stattfinden". Er selbst wäre mit einigen Bewirtungsgeschäften in diesen Tagen eigentlich auf einem Volksfest in Sinsheim. "Alles natürlich abgesagt mit der Folge, dass ich jetzt mehr Zeit für meine Familie habe. Es ist stressfrei und ich habe nicht die übliche Hektik", umschrieb er seine persönliche Situation.
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Für "Wein & Markt" wäre das Fest in der Innenstadt in diesem Jahr ein Jubiläum gewesen. "Wir hatten uns im Vorfeld zur 50. Auflage bereits einiges einfallen lassen, das müssen wir nun in das kommende Jahr verschieben", bedauerten Manfred Walter, der Vorsitzende des Vereinsrings, und der Vorsitzende des veranstaltenden Verkehrsvereins, Klaus Rüger, die Absage. "Wein & Markt" sei stets ein Treffen mit Freunden und Bekannten gewesen und für die teilnehmenden Vereine mit ihren Verkaufsständen eine wichtige Einnahmequelle. "Da brechen jetzt fest eingeplante Gelder weg", gab er sich besorgt, denn auch andere Termine, wie beispielsweise der Stadtlauf der TSG Wiesloch, mussten im April bereits abgesagt und verschoben werden.
Für Michael Ihle vom gleichnamigen Weingut in Rauenberg, bei dem in "normalen Zeiten" im Weindorf beim Winzerfest edle Tropfen ausgeschenkt werden, kommt die Absage nicht überraschend. "Klar, es ist schade um das schöne Fest, aber es ist kaum vorstellbar, unter strengen Auflagen eine gemütliche und entspannte Atmosphäre zu schaffen", sieht Ihle die Gegebenheiten realistisch. Zeitliche Überschneidungen mit der immer früher beginnenden Weinlese hätte es aus seiner Sicht nicht gegeben. "Das wäre machbar gewesen." Nun kann man sich beim Weingut Ihle auf den Herbst konzentrieren, um dann vielleicht noch die eine oder andere Veranstaltung ansetzen zu können. "Aber Planungen in diesen Tagen sind echt schwierig", räumte Michael Ihle ein.