Bammental

Erzieherin erhält Geldstrafe für falschen Impfpass

Um in der Kinderkrippe weiterarbeiten zu können, hatte eine 42-Jährige ihren Impfnachweis gefälscht. Das flog auf, die Frau wurde entlassen, angezeigt und nun verurteilt.

15.02.2023 UPDATE: 15.02.2023 06:00 Uhr 1 Minute, 57 Sekunden
Impfbetrug
Echt oder eine Fälschung? Ein Impfpass wird unter die Lupe genommen.

Bammental/Heidelberg. (lesa) Der gefälschte Impfpass sollte ihr Ticket für einen sorglosen Zutritt zu ihrem Arbeitsplatz sein. 350 Euro kostete das Dokument, das einen vollständigen Impfschutz gegen das Coronavirus vorgaukelte.

Doch die 42-jährige Bammentalerin kostete das "unrichtige Gesundheitszeugnis" mehr: erst ihren Arbeitsplatz und nun viel Geld. 2800 Euro Bußgeld muss die verschuldete Erzieherin zahlen, nachdem das Amtsgericht Heidelberg sie wegen des Gebrauchs falscher Gesundheitszeugnisse verurteilt hat.

Ihre Tat erscheint wie ein Überbleibsel aus einer Zeit, die noch nicht allzu lange her ist, aber weit weg scheint: Im Sommer 2021 legte die angeklagte Bammentalerin erst ihrem Arbeitgeber – einer Gemeinde in der Region, für die sie in einer Kinderkrippe arbeitete – und dann einer Sinsheimer Apotheke einen gefälschten Impfpass vor. Sie wollte damit über ihren Impfstatus täuschen, wie es im Strafbefehl heißt.

Wieso, erklärte der Verteidiger der 42-Jährigen in deren Namen vor dem Amtsgericht: Als die Impfung gegen das Coronavirus zugänglich wurde, habe seine Mandantin sich informiert, ob eine Immunisierung für sie in Frage komme. Weil sie unter Nahrungsmittelunverträglichkeiten leide, kam sie nach der Recherche beim Robert-Koch-Institut, aber auch auf den Plattformen Facebook und Telegram zu dem Schluss, dass eine Impfung für sie zu gefährlich sei.

In ein Dilemma geriet die Frau laut ihrem Anwalt, als "ein gewisser Impfzwang eingeführt" wurde: "Es gab eine Regelung, dass ungeimpfte Erzieher, wenn sie in Quarantäne kommen, für diese Zeit kein Gehalt gezahlt bekommen."

Die Lösung ihres Problems schien unerwarteterweise im Sommer zu kommen. Die "Erzieherin aus Leidenschaft", wie ihr Verteidiger sie jetzt in der Verhandlung bezeichnete, bekam über den Vater ihres Sohnes mit, dass es im Umfeld eines Sinsheimer Fitnessstudios falsche Impfnachweise zu kaufen gebe. "Sie hat relativ spontan einen Ausweg aus ihrem Dilemma gesehen und leider zugeschlagen", so der Verteidiger.

Doch der Ausweg wurde im Dezember 2021 zur Sackgasse. Ihre Chefin in der Kita äußerte bei der Gemeinde den Verdacht, dass der Ausweis nicht richtig sein könne. Ein Anruf der Verwaltung beim Impfzentrum Offenbach, welches das Zertifikat angeblich ausgestellt haben sollte, brachte Gewissheit: Die Angeklagte war dort nicht geimpft worden.

Dann ging alles ganz schnell: Die Gemeinde zeigte den Fall der Polizei an, am 29. Dezember kamen die Beamten zur Hausdurchsuchung, wenige Tage darauf folgte die fristlose Kündigung des Arbeitsplatzes. Nichts davon bestritt die Angeklagte vor dem Amtsgericht.

Vielmehr gestand sie in vollem Umfang und sprach von der "dümmsten Entscheidung meines Lebens": "Es tut mir leid für meinen Sohn, für den Kindergarten und auch für das Gericht, weil es damit belastet ist."

Geständnis, Reue und Kooperation bei den Ermittlungen, aber auch die schwerwiegenden Folgen, welche die 42-Jährige in Form der Kündigung zu spüren bekam, wertete die Staatsanwaltschaft zu ihren Gunsten. Nichtsdestotrotz habe ihr Vergehen in der damaligen Lage ein "Gesundheitsproblem im Umgang mit Kindern" mit sich gebracht. 70 Tagessätze in Höhe von je 40 Euro lautete entsprechend der Vorschlag der Staatsanwaltschaft. "Der Vorschlag ist überhöht", befand der Verteidiger und verwies auf "überragend viele schuldmildernde Aspekte". 15 Tagessätze à 30 Euro war sein Gegenvorschlag.

Dem folgte das Gericht aufgrund der "Bedeutung der Tat für die öffentliche Gesundheit in der damaligen Gesamtsituation" nicht. Das Urteil entspricht 70 Tagessätzen zu je 40 Euro.

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