Weihnachtsgeschichte kennt keine Grenzen
Sammler Hans-Jürgen Bonin zeigt Krippen aus aller Welt - Ausstellung in der Stadtbücherei Walldorf noch bis 5. Januar

Hans-Jürgen Bonin aus Walldorf sammelt mit Leidenschaft Krippen und Krippenfiguren aus aller Welt. Eine Auswahl seiner Sammlung ist noch bis 5. Januar in der Stadtbibliothek Walldorf zu sehen. Foto: Sabine Hebbelmann
Von Sabine Hebbelmann
Walldorf. Hans-Jürgen Bonin zeigt eine farbenfrohe Kleinplastik: die Heilige Familie unter einem üppigen Dach aus Blüten, Blättern und Vögeln. Es ist ein Souvenir, das er 1980 von einem Verwandtenbesuch in Mexiko City mitbrachte. Damals wusste er noch nicht, dass dieses Mitbringsel Ausgangspunkt einer umfangreichen Krippensammlung werden sollte. Noch bis zum 5. Januar stellt der 79-Jährige in der Stadtbücherei Walldorf einen Teil seiner Sammlung aus: Miniaturkrippen in Vitrinen, etwas größere Darstellungen in selbst gefertigten und ausgeleuchteten Schaukästen und sogar eine Krippe "für die Reise" in einem Holzkoffer zum Aufklappen. Mit Lebensgefährtin Silke Klatte teilt er die Begeisterung für das gemeinsame Hobby. "Sie hat ein Händchen fürs Dekorieren, wir ergänzen uns sehr gut", sagt er.
"Hans-Jürgen Bonin bringt jedes Mal andere Krippen mit, wir hatten auch schon eine ganz opulente hier auf dem Flügel stehen", verrät Barbara Grabl, die Leiterin der Stadtbücherei Walldorf. Viele Besucher kämen extra wegen der Krippenausstellung in die Stadtbücherei, umgekehrt würden Nutzer der Bücherei quasi nebenbei auf die Ausstellung aufmerksam.
Es sind Krippen aus aller Welt, viele stammen aus Mexiko und Peru. Maria und Josef mit dem Jesuskind - sie wirken mit farbenfrohem Poncho, Hut und Schal ungewohnt und vertraut zugleich. Zumal, wenn statt Ochs und Esel ein Lama danebensteht. Auch bei den Santons genannten Figuren aus der Provence vermischt sich das Heilige mit dem Volkstümlichen. So findet sich unter den Besuchern der Krippe auch ein Bäcker, eine Frau trägt ein Fass.
Die Vielfalt der verwendeten Materialien ist enorm: Aus hellem Lindenholz geschnitzt ist eine österreichische Krippe, bunt bemalt sind die mexikanischen Figuren aus Ton und edel schimmert eine Alabaster-Figurengruppe aus Italien. Andere Mini-Krippen sind aus Glas geblasen, aus punziertem und bemaltem Blech gebogen oder aus Knetmasse geformt und gebrannt.
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Bonin ist fasziniert von der Lebensphilosophie der indigenen Andenvölker, der Kultur des ‚Vivir bien‘, des einfachen, aber guten Lebens in Einklang mit dem Mitmenschen und der Natur. Viele der Krippen sind winzig oder mit einfachsten Mitteln hergestellt und sagen doch alles. Bei genauer Betrachtung wirken auch die aus breiten Strohhalmen gefertigten Krippenfiguren sehr lebendig. Und Platz ist in der kleinsten Hütte. So findet die Weihnachtsgeschichte auch in einer aufgeklappten Schote des Jacaranda-Baums oder in einer Walnussschale statt. Bonin hatte als Technischer Lehrer an der Tom-Mutters-Schule der Lebenshilfe Wiesloch mit seinen Schülern selbst viel Freude beim Modellieren von Krippenfiguren gehabt.
So weit gereist viele seine Ausstellungsstücke auch sind, Bonin selbst ist keiner, der auf der Jagd nach Sammlerstücken um die Welt jettet. Stattdessen wird er auch auf heimischen Märkten fündig. Zum Beispiel im Klosterladen der Abtei Münsterschwarzach bei Würzburg. Hier konnte er eine Krippenfigur des Künstlers Hilariol Mendívil (1929-1977) erstehen, ein echtes Sammlerstück. Typisch ist der lange Hals, der von den Lamas seiner peruanischen Heimat inspiriert sein soll. Der Klosterladen setzt auf fairen Handel und hat gute Beziehungen nach Peru. Auch klassische deutsche Darstellungen der Weihnachtsgeschichte finden sich in Bonins Sammlung. Aus einem Nachlass stammt eine fast 100 Jahre alte Krippe mit bemalten Gipsfiguren.
Insgesamt rund 100 Krippen nennt Bonin sein Eigen. In den Vitrinen im heimischen Wohnzimmer ist das ganze Jahr über Weihnachten. Was er aktuell nicht zeigt, lagert sorgsam verpackt im Keller. Ausgestellt hat er unter anderem im Museum im Astorhaus Walldorf, in der Dreifaltigkeitskirche in Speyer, in der Heidelberger Providenzkirche und sogar im Pflanzenschauhaus in Mannheim. Grundsätzlich sei es jedoch schwierig, geeignete Räume zu finden. "Gerade in Kirchen muss rund um die Uhr jemand anwesend sein, das ist sehr zeitaufwendig", sagt er.
Umso mehr freut er sich, dass die Stadtbücherei Walldorf ihre Räumlichkeiten nun schon zum dritten Mal für seine Krippen-Ausstellung zur Verfügung gestellt hat.