ADFC-Fahrradklima-Test

Bestnote für Dossenheim gleich bei der Premiere

Dossenheim ist rund um Heidelberg der Primus. Die Ampelschaltung und Falschparker ärgern die Radler hier am meisten. Rekordzahlen gibt es bei den Leihrädern.

16.09.2023 UPDATE: 16.09.2023 06:00 Uhr 2 Minuten, 51 Sekunden
Der Übergang von der Konrad-Adenauer-Straße auf den Radweg am Feldrand ist zuletzt fahrradfreundlich umgebaut worden. Foto: Alex

Von Benjamin Miltner

Dossenheim. Ein kompaktes Ortszentrum und viele Feldwege drumherum, dafür aber auch steile Anstiege zu den Ausläufern des Odenwalds: Die Lage Dossenheims an der Bergstraße bietet Radlern Vor- und Nachteile. Die RNZ hat hier die Situation für Radfahrer beleuchtet – wie in vier weiteren großen Kommunen der Region rund um Heidelberg. Sicherheit, Komfort, Infrastruktur und vieles mehr spielte bei den Fragen ans Rathaus ebenso eine Rolle wie beim vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) durchgeführten Fahrradklima-Test 2022, dessen Ergebnisse ebenfalls in die Analyse einfließen.

> Das Ergebnis des ADFC-Tests: Platz elf von 92 im Land bei den Kommunen bis 20.000 Einwohnern und 69. von 474 in ganz Deutschland: Die Bergstraßengemeinde schneidet bei ihrer Premiere beim Fahrradklima-Test – erstmals wurde das Quorum von 50 abgegebenen Fragebögen erreicht – gleich stark ab. Mit einer Gesamtnote von 3,52 liegt Dossenheim bei den fünf teilnehmenden Kommunen aus der Region Heidelberg vorne. Im Rhein-Neckar-Kreis fällt die Bewertung in der Kategorie bis 20.000 Einwohner nur in Ladenburg (3,40) und Walldorf (3,41) besser aus.

Durch Tempo 30 in der Ortsdurchfahrt trauen sich immer mehr Radler und Radlerinnen auf die Bundesstraße 3 (B 3) – andere nutzen weiter den Gehweg. Hier strebt die Gemeinde Verbesserungen an. Foto: Alex

> Die Meinung der Radler: Aus den 65 für Dossenheim ausgefüllten Fragebögen der Radfahrer sticht ein Bereich positiv hervor: die Infrastruktur des Radverkehrsnetzes. Die fünf Fragen zu diesem Thema werden im Schnitt mit der Note 2,4 bewertet. Besonders die Erreichbarkeit des Ortszentrums (1,9), die Möglichkeit des zügigen Radfahrens und die Verfügbarkeit öffentlicher Fahrräder (je 2,3) werden gelobt. Die VRN-Nextbike-Stationen im Ort werden stark genutzt, wie die Gemeinde mit Zahlen belegt: Nach 9300 Verleihvorgängen 2022 wurden die blauen Räder im ersten Halbjahr 2023 bereits 6400 Mal ausgeliehen. "Nach Mitteilung von VRN-Nextbike finden in Dossenheim 32 Prozent aller Verleihvorgänge statt, womit wir Vorreiter sein dürften", teilt Gemeindesprecherin Mareike de Raaf mit.

Ebenso positiv bewerten die Radler die für sie auch in Gegenrichtung geöffneten Einbahnstraßen (2,5), die nicht auf spezielle Gruppen beschränkte Aussage "Jung und Alt fahren Rad" (2,7), was den Teilnehmern mehr Spaß als Stress bereitet (3,0). Entsprechend wird die Akzeptanz als Verkehrsteilnehmer von Radlern vergleichsweise positiv angesehen (3,1). Am schlechtesten schneidet Dossenheim dagegen im Bereich "Stellenwert des Radverkehrs" (4,1) ab.

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Besonders die Ampelschaltung für Radler (4,7) sowie die – zu seltene – Falschparkkontrolle auf Radwegen (4,6) wird kritisiert. Die nicht ausreichende Breite der Wege für Radler (4,4) wird ebenso bemängelt wie das Fahren im Mischverkehr mit Kfz, die Führung in Baustellen und Werbung für das Radfahren werden vermisst (je 4,3). Auch die Fahrradförderung in jüngster Zeit (4,2) schneidet schlecht ab – trotz einiger Verbesserungen zuletzt (siehe weiter hinten).

> Die Stimme der Kommune: "Das Ergebnis zeigt, dass Dossenheim an vielen Stellen gut aufgestellt ist und wir in den vergangenen Jahren stets und kontinuierlich an der Thematik gearbeitet haben", betont de Raaf. Die Gemeinde sei mit Radwegen gut an die Nachbarorte angebunden und auch die Kombination von Straßenbahn und Rad funktioniere durch die VRN-Nextbike-Stationen im Ort. Die Verwaltung geht mit gutem Beispiel voran, verfügt über sechs E-Bikes. "Die beiden Vollzugsbediensteten sowie Bürgermeister David Faulhaber sind innerhalb Dossenheims nahezu ausschließlich mit dem Fahrrad unterwegs", so de Raaf.

> Die Verbesserungen in jüngster Zeit: Hier führt die Gemeinde die erneuerten Radquerungen an den Ortsausgängen auf: im Norden an der Kreisstraße 4242 (K 4242) am Abzweig nach Ladenburg der Fahrbahnteiler, im Westen an der K 4142 am Kreisel nach Schwabenheim. "Dies war uns ein wichtiges Anliegen, um die Verkehrssicherheit zu erhöhen", betont de Raaf. Aktuell wird der Übergang am dritten größeren Hindernis auf der Nord-Süd-Achse durch die Bergstraßengemeinde erleichtert: die als Autobahnzubringer fungierende Landesstraße L 531 im Süden Dossenheims, an dem die Stadt Heidelberg an der Kreuzung mit der Boschstraße gerade eine Fuß- und Radquerung errichtet.

Neben dem erneuerten Übergang von Konrad-Adenauer-Straße auf den Randweg am Feldrand betrifft auch Tempo 30 statt 50 auf der Bundesstraße 3 (B 3) die Radler, da es dort abschnittsweise keinen Radweg gibt – seit der Reduktion sind weit mehr Radler innerorts auf der B 3 zu beobachten.

> Die Schwachpunkte im Ort: "Es besteht weiterhin Handlungsbedarf", betont de Raaf. Auch in Dossenheim sei es nicht zu vermeiden, dass Radfahrer und Autofahrer an manchen Stellen die Straße teilen, wirbt die Sprecherin um ein "gegenseitiges rücksichtsvolles Fahrverhalten". Konkrete Problemzonen nennt sie nicht, auch das polizeiliche Unfalllagebild gebe keinen Schwerpunkt her.

> Die Projekte in Planung: "Aktuell werden einige Maßnahmen diskutiert", berichtet de Raaf und zählt auf: eine Fahrradbrücke über den Neckar zwischen Schwabenheim und Wieblingen parallel zur Autobahn 5 (A 5), die Verbesserung der Radwegeführung auf der B 3 sowie ein Fahrradstellplatz-Konzept für den Ort sowie der Radweg zum Schwabenheimer Hof ab der Alten Römerstraße/Abzweig nach Neubotzheim. Auch bei der Sanierung der Gerhart-Hauptmann-Straße soll der öffentliche Raum für Fußgänger, Radler und Autos unter Beteiligung des Arbeitskreises Mobilität neu geplant werden.

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