A6 bei Sinsheim/Heilbronn

Mordurteil nach Automatensprengung und Unfall rechtskräftig

Zuerst einen Geldautomaten gesprengt, dann den Tod eines Menschen verursacht. Dafür muss ein Geldräuber nun lebenslang hinter Gitter. Wegen Mordes.

11.11.2023 UPDATE: 17.04.2025 13:26 Uhr 6 Minuten, 25 Sekunden
Einer der drei Angeklagten sitzt im Landgericht Karlsruhe vor Beginn der Verhandlung im Schwurgerichtssaal. Foto: Uli Deck/dpa

Karlsruhe. (dpa) Gesprengte Geldautomaten und eine halsbrecherische Flucht vor der Polizei: Der Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe hat die lebenslange Freiheitsstrafe gegen einen Geldräuber bestätigt, der bei seiner Flucht auf der Autobahn einen tödlichen Unfall verursachte. Das Urteil des Landgerichts Karlsruhe ist damit rechtskräftig.

Das Landgericht hatte den Mann unter anderem wegen Mordes, versuchten Mordes, Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion und Diebstahl schuldig gesprochen. Es sah es als erwiesen an, dass der Angeklagte mit zwei mitangeklagten Komplizen im November 2023 zwei Geldautomaten in Wiernsheim nahe Pforzheim gesprengt und rund 41.000 Euro Bargeld erbeutet hatte. Die drei Männer haben alle die niederländische Staatsbürgerschaft.

Fluchtauto kollidiert mit Transporter

Bei ihrer Flucht steuerte der Fahrer den Fluchtwagen als Geisterfahrer auf die Autobahn A6. Nachdem er seine beiden Mitfahrer auf einem Autobahn-Parkplatz hatte aussteigen lassen und alleine immer noch gegen die Fahrtrichtung weitergefahren war, kollidierte er mit einem entgegenkommenden Transporter. Der Fahrer des Transporters wurde schwer verletzt, sein Beifahrer verstarb.

Der Fahrer des Fluchtautos legte ebenso wie einer der Komplizen gegen das Urteil des Landgerichts Revision ein. Die Überprüfung des obersten deutschen Strafsenats ergab jedoch keine Rechtsfehler zu ihrem Nachteil, wie der BGH nun mitteilte. Die Revisionen wurden demnach verworfen.

Update: Donnerstag, 17. April 2025, 13.26 Uhr


Fluchtfahrer wegen Mordes verurteilt

Sinsheim/Heilbronn/Karlsruhe. (dpa/tk/jubu) Der Fall, der wirkt wie ein Action-Thriller, hatte am 11. November 2023 für Aufsehen über die Region hinaus gesorgt – und in Sinsheim eine sprichwörtlich verhängnisvolle Wendung genommen: Nach der Sprengung eines Geldautomaten in Wiernsheim bei Pforzheim war das Trio durchs nächtliche Unterland gekreuzt, die Fahnder waren ihnen bereits auf den Fersen. Am Rasthof Bauernwald wird das hochmotorisierte Sportcoupé von der Polizei gestoppt. Zwei Täter flüchten. Der dritte donnert auf der Autobahn 6 zurück in Richtung Heilbronn – als Geisterfahrer. Bei Untereisesheim kracht es. Ein 45-Jähriger in einem entgegenkommenden Transporter stirbt Tage später an seinen schweren Verletzungen. Der 30-jährige Ganove wird selbst schwer verletzt.

Heimtücke, Verdeckungsabsicht, gemeingefährliches Mittel – davon war nun im Prozess vor dem Karlsruher Landgericht die Rede: Der Geldräuber, der bei seiner halsbrecherischen Flucht vor der Polizei den Tod des unbeteiligten 45-Jährigen verursacht hat, soll nun lebenslang hinter Gitter. Das Landgericht Karlsruhe verurteilte den 30-Jährigen wegen Mordes. Doch das letzte Wort ist nicht gesprochen: Die Verteidigung will Revision beim Bundesgerichtshof einlegen.

Bei den Angeklagten handelt es sich um drei Männer, wohnhaft in den Niederlanden. Sie hatten bei der Geldautomatensprengung 41 000 Euro Bargeld erbeutet. Die jüngeren Täter im Alter von 21 und 22 Jahren waren in Sinsheim zu Fuß getürmt und wurden von der Polizei geschnappt. Der 30-Jährige beschleunigte den Fluchtwagen – einen modernen VW Golf R32 mit rund 250 Pferdestärken – "durch das Gelände" und in falscher Richtung auf die Autobahn. Bevor der Wagen bei der halsbrecherischen Aktion im Morgengrauen in den Transporter krachte, dessen Fahrer wohl noch versucht, den Zusammenstoß zu vermeiden. Weil er aber ebenso wie das Fluchtauto auf den Seitenstreifen auswich, kam es zum verhängnisvollen Crash. Der 45 Jahre alte Beifahrer im Transporter wurde so schwer verletzt, dass er später starb. Der Transporterfahrer erlitt schwere Verletzungen. Der 30-Jährige habe billigend in Kauf genommen, dass andere Verkehrsteilnehmer an Leib und Leben gefährdet werden könnten, sagte der Vorsitzende Richter Fernando Sanchez-Hermosilla. "Der Tod war klare Folge des Unfalls und des Verhaltens des Angeklagten", hieß es.

Der Fahrer des Fluchtautos wurde deshalb neben der Automatensprengung und dem Geldraub wegen vollendeten und versuchten Mordes, die beiden Komplizen zu fünfeinhalb Jahren, beziehungsweise fünf Jahren Haft verurteilt. Ob es Hintermänner gibt? Hierzu schweigt das Trio. Die Herangehensweise jedoch erinnert an die von Automatensprengerbanden: oft wurden in der Vergangenheit bei ähnlich gelagerten Fällen starke Fahrzeuge verwendet, oft waren drei oder mehr Täter zugange, oft handelte es sich um gut organisierte nordafrikanische Banden, die wiederum oft aus den Niederlanden heraus im nahen Ausland operierten.

Der Richter bescheinigte den Angeklagten hohe kriminelle Energie. Sie hätten nur das gestanden, was ihnen ohnehin über Beweise und Zeugen nachgewiesen worden sei. Angaben zu Mittätern, einer Organisation oder Hinterleuten, die es dem Richter zufolge "zweifellos gab", hätten sie dagegen nicht gemacht. Dem Banden-Vorwurf der Anklage folgte das Gericht dennoch nicht. Trotz des professionellen Vorgehens und einer sehr differenzierten Arbeitsteilung sei ein Banden-Delikt nicht zweifelsfrei nachzuweisen, meinte der Richter. Deshalb gelte der Grundsatz: "Im Zweifel für den Angeklagten."

Das Gericht folgte aber dem Mordvorwurf der Anklage. Die Verteidiger des 30-Jährigen hatten auf fahrlässige Tötung plädiert. Bei den jüngeren Männern lag das Gericht noch über dem Strafrahmen der Anklage, die vier Jahre und zehn Monate Haft beziehungsweise vier Jahre und acht Monate gefordert hatte. Die Verteidiger hatten auf jeweils drei Jahre plädiert.

Die Angeklagten sind seit November in Untersuchungshaft. Sie haben alle die niederländische Staatsbürgerschaft. Im Fluchtwagen fand die Polizei, außer dem Bargeld aus dem Automaten in Wiernsheim, auch Sprengstoff. Am Gebäude entstand ein Schaden von rund 250.000 Euro.

Update: Freitag, 12. Juli 2024, 19.10 Uhr


Foto: Buchner

Unfalltod bei Flucht - Automatensprenger unter Mordverdacht

Wiernsheim. (dpa) Nach dem Tod eines Mannes bei einem schweren Zusammenstoß mit einem Fluchtwagen auf der Autobahn A6 bei Heilbronn muss sich ein mutmaßlicher Geldautomatensprenger wegen Mordes verantworten. Der Haftbefehl gegen den 30-Jährigen sei um den Tatvorwurf des Mordes erweitert worden, teilten das Landeskriminalamt und die Staatsanwaltschaft am Montag mit.

Bei dem Crash am 11. November war der Beifahrer eines Kleintransporters schwer verletzt worden, mit dem der Wagen der mutmaßlichen Geldräuber auf der Flucht in falscher Fahrtrichtung zusammengestoßen war. Der Mann war mehrere Tage später seinen Verletzungen erlegen.

Der Fahrer des Transporters und der verhaftete 30-Jährige am Steuer des Fluchtwagens hatten bei dem Unfall schwere Verletzungen erlitten.

Der mutmaßliche Täter soll gemeinsam mit zwei weiteren Männern im Alter von jeweils 21 Jahren einen Automaten in Wiernsheim (Enzkreis) gesprengt haben. Als sie mit ihrem Auto bei der Fahndung von den Ermittlern entdeckt wurden, ergriffen sie die Flucht, rammten einen Streifenwagen und fuhren anschließend als Geisterfahrer auf die Autobahn auf.

Der Fahrer der mutmaßlichen Geldautomatensprenger werde verdächtigt, auf der halsbrecherischen Fluchtfahrt einen tödlichen Unfall in Kauf genommen zu haben. Er könne damit die Mordmerkmale der Heimtücke, des Einsatzes gemeingefährlicher Mittel sowie - im Hinblick auf die ihm vorgeworfene Beteiligung an der vorangegangenen Automatensprengung – der Verdeckungsabsicht erfüllt haben, teilte das LKA mit.

Neben Wiernsheim sind allein in diesem Jahr bereits rund 40 Geldautomaten mit teils brachialer Gewalt in Baden-Württemberg zerstört worden (Stand 20.11.). Allein im vergangenen Jahr erbeuteten die Räuber rund 1,9 Millionen Euro, der Schaden an den Gebäuden und Automaten ist noch deutlich höher. Für die modernen Panzerknacker ist der Beutezug trotz des gewaltigen Risikos durch den Sprengsatz eine sichere Angelegenheit: Die Aufklärungsquote für das Jahr 2022 liegt laut dem Innenministerium bei 15 Prozent.

Die meisten Sprengungen in Deutschland gehen nach Angaben der Ermittler auf das Konto niederländisch-marokkanischer Täter. Auch die drei mutmaßlichen Täter von Wiernsheim haben laut Staatsanwaltschaft die niederländische Staatsangehörigkeit.

Update: Montag, 27. November 2023, 16.41 Uhr


Unschuldiger erliegt Verletzungen nach Geldautomatensprenger-Unfall

Wiernsheim/A6 bei Heilbronn. (jubu/pol) Nachdem drei Männer am 11. November in Wiernsheim einen Geldautomaten gesprengt hatten, kam es zu einer spektakulären Verfolgungsjagd. Bei einem Unfall, der in dieser Jagd verursacht wurde, ist nun der 45-jährige Beifahrer des entgegenkommenden Fahrzeugs verstorben.

Der Mann war am 12. November bei dem Unfall schwer verletzt worden und seitdem im Krankenhaus. Die Staatsanwaltschaft Karlsruhe und das Landeskriminalamt Baden-Württemberg gaben seinen Tod am heutigen Donnerstag bekannt.

Die drei Täter waren nach der Sprengung in einem dunkelgrauen VW Golf geflüchtet. Bei den Fahndungsmaßnahmen konnte das Auto um 2.40 Uhr im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Heilbronn lokalisiert werden.

Beim Versuch an der Anschlussstelle Sinsheim-Steinsfurt auf die A6 in Richtung Mannheim aufzufahren, rammte der Volkswagen einen Streifenwagen und fuhr dann in die entgegengesetzte Richtung auf die A6 in Fahrtrichtung Nürnberg auf.

Das Auto konnte kurzfristig auf dem Rastplatz Bauernwald gestoppt werden. Zwei der Tatverdächtigen flüchteten zu Fuß und konnten festgenommen werden. Der Fahrer setzte seine Fahrt jedoch weiter in entgegengesetzter Fahrtrichtung fort. In Höhe Heilbronn-Biberach kollidierte er frontal mit einem unbeteiligten Kleintransporter.

Der Beifahrer des ausländischen Kleintransporters wurde schwer verletzt und starb später im Krankenhaus. Die beiden 21-jährigen Täter, die zu Fuß geflohen waren, sitzen in Untersuchungshaft.

Update: Donnerstag, 23. November 2023, 17.15 Uhr


Automaten-Sprenger kracht als Geisterfahrer in Wagen

Heilbronn/Wiernsheim. (dpa) Es liest sich wie in einem Action-Krimi: Nach einer Geldautomatensprengung ist der mutmaßliche Täter mit seinem Fluchtwagen auf der Autobahn A6 bei Heilbronn frontal gegen einen Transporter geprallt. Er sowie zwei weitere Männer seien am Samstagmorgen schwer verletzt worden, teilte die Polizei mit.

Zuvor soll der Verdächtige mit 2 weiteren Männern gegen 2 Uhr in Wiernsheim im Bereich des Präsidiums Pforzheim den Automaten gesprengt haben. Nach der Tat flüchteten die drei Männer in einem dunkelgrauen VW Golf 8R. Im Rahmen der Fahndung fand die Polizei das Fahrzeug gegen 2.40 Uhr bei Sinsheim. Auf die Anhaltesignale reagierten die Flüchtigen nicht.

Beim Versuch, an der Anschlussstelle Sinsheim-Steinsfurt auf die A6 in Richtung Mannheim aufzufahren, rammte der Volkswagen einen Streifenwagen und fuhr dann in die entgegengesetzte Richtung als Geisterfahrer auf die A6 in Fahrtrichtung Nürnberg. Das Fahrzeug konnte kurzfristig auf dem Rastplatz Bauernwald gestoppt werden.

Hierbei flüchteten zwei 21-jährige Männer zu Fuß, konnten jedoch von der Polizei festgenommen werden. Der Autofahrer konnte fliehen und fuhr weiter in entgegengesetzter Fahrtrichtung in Richtung Untereisesheim. Kurz darauf kollidierte der Wagen in Höhe Heilbronn-Biberach frontal mit einem unbeteiligten Fahrzeug. Durch den Unfall wurden die beiden Fahrzeuginsassen des Kleintransporters, ein 45-Jähriger und ein 47-Jähriger, sowie der Fahrer des Volkswagens schwer verletzt. Alle Unfallbeteiligten wurden zur weiteren medizinischen Versorgung in umliegende Krankenhäuser verbracht.

Wegen des Frontalzusammenstoßes war die A6 zwischen Bad Rappenau und Heilbronn-Untereisesheim seit 3 Uhr in Richtung Mannheim bis in den Samstagmittag hinein gesperrt. Im Golf wurde Sprengstoff gefunden. Neben Entschärfern des Landeskriminalamtes Baden-Württemberg war auch die Tatortgruppe des Landeskriminalamts am Unfallort zur 3D-Tatortvermessung. Der Entschärfungsdienst konnte ein Sprengstoffpaket aus dem Fahrzeug bergen und entschärfen.

Die zwei zu Fuß geflüchteten 21-jährigen niederländischen Tatverdächtigen wurden nach Angaben der Beamten noch am Wochenende einem zuständigen Haftrichter vorgeführt. Bezüglich des schwer verletzten Fahrers sei laut Polizei die weitere Entwicklung seines Gesundheitszustandes abzuwarten.

Weitere Nachfragen der RNZ zum Vorfall, auch ob es eine Verbindung zu den Automatensprengungen in der Region gibt, ließ die Polizei "aus ermittlungstaktischen Gründen" am Sonntag unbeantwortet.

Update: Samstag, 11. November 2023, 22.45 Uhr